Young Jedi Knights 09 - Stimmen des Zorns
schleiften ihn an den scharlachroten Ärmeln seiner Uniform über den Steinboden fort. Als sie in einem der Seitengänge der Sicht entschwunden waren, hörte Nolaa den Helm des Soldaten auf die Steinplatten poltern. Die Gamorreans knurrten Flüche und gaben sich gegenseitig die Schuld an diesem Ungeschick. Dann hob einer von ihnen offenbar den Helm wieder auf und sie zogen mit dem Toten weiter, dorthin, wo er entsorgt werden konnte.
»Haben Sie wirklich vor, die Seuche in Umlauf zu bringen«, fragte Corrsk, »alle Menschen zu töten?«
Nolaa verschränkte die Arme vor der Brust. »Wäre diese Aufgabe der Allianz nicht würdig?«
Rullak beugte sich vor. Seine Gesichtstentakel zitterten. »Wie ist diese Probe in Ihren Besitz gelangt, Hochgeschätzte Tarkona? Und wo könnten wir mehr davon bekommen?«
Sie stieg auf das Podest und ließ sich auf ihren Thron aus Stein sinken. Hovrak stand ruhig abwartend neben ihr und überließ Nolaa das Reden.
»Ein kleiner Gauner namens Fonterrat stolperte über das Geheimdepot, in dem die Seuche gelagert wurde. Er stahl zwei Ampullen, ohne zu begreifen, was er gefunden hatte. Die Fläschchen bot er mir zusammen mit einer Beschreibung der Anlage an. Aber Fonterrat war überaus misstrauisch und gierig. Er verlangte einen unerhörten Preis. Ich stritt mich mit ihm. Und weil nur er die Koordinaten des Depots kannte, fürchtete Fonterrat wohl, ich könnte ihn der Folter aussetzen, bis er mit den entsprechenden Informationen herausrückt. Aber natürlich würde sich unsere Allianz niemals an einem der unseren vergreifen…« Sie lächelte süßlich. »Menschen sind unsere Gegner… Jedenfalls verlangte Fonterrat, dass ich einen Abgesandten zu einem neutralen Ort schicken sollte. Dort sollte dieser Gesandte ihm einen mit einem Zeitschloss versehenen Behälter übergeben, der sein horrendes Honorar enthielt. Im Gegenzug wollte er mir sein komplettes Navcomputer-Modul mit den darin gespeicherten Koordinaten des Seuchendepots überlassen.«
Erzürnt ließ sie ihre Hände mit den langen Fingernägeln auf die Sitzlehnen klatschen.
»Letztlich schien es für alle Beteiligten ein akzeptables Übereinkommen zu sein. Ich hielt es für reizvoll, einen menschlichen Abgesandten auszuwählen, der die Drecksarbeit für mich erledigen sollte. Welche Ironie! Meine Wahl fiel auf einen arroganten Händler namens Bornan Thul, der glaubte, die ganze Galaxis in der Tasche zu haben… Thul traf sich auf der alten Welt Kuar mit Fonterrat. Ich gehe davon aus, dass das Geschäft abgewickelt wurde und dass sie danach wieder getrennte Wege gingen – aber dieser Bornan Thul übergab mir nie den Speicherkern des Navcomputers! Er muss Wind davon bekommen haben, was ihm da in die Hände gefallen war, was in dem von Fonterrat erhaltenen Behälter steckte, und offenbar entschied er sich, damit unterzutauchen. Thul kam niemals zur Handelskonferenz auf Shumavar, wo wir unsere kleine Transaktion zum Abschluss bringen wollten!«
Nolaa faltete ihre Hände ineinander. Ihre Mimik verriet auch jetzt, in der Erinnerung des Ganzen, ehrliches Erstaunen über Bornan Thuls Unverfrorenheit.
»Allerdings ist er auch nicht, wie ich es erwartete, in den Schoß der Neuen Republik zurückgekehrt. Vielleicht fürchtet er, die Allianz der Vergessenen könnte ihre Leute auch schon in die Regierung auf Coruscant eingeschleust haben… was auch stimmt.«
Sie schlug erneut auf die Armlehnen.
»Dadurch, dass Fonterrat mir nicht ausreichend Vertrauen entgegenbrachte, um den Handel direkt abzuwickeln, und mein menschlicher Vermittler mich betrog, habe ich also immer noch nicht die Koordinaten erhalten, für die ich bezahlte. Und Fonterrat steht nicht mehr zur Verfügung. In dem versiegelten Behälter, der sein Honorar enthielt, befand sich auch eine der Seuchenproben. Sobald das Zeitschloss aufsprang und er in die Box griff, um die Summe zu entnehmen, öffnete eine spezielle Vorrichtung die Ampulle. Da Fonterrat selbst immun gegen die Krankheit war, wusste er nicht einmal, dass sein Schiff längst verseucht war, als er auf der abgelegenen Menschenkolonie auf Gammalin landete.«
Nolaa lächelte und richtete ihre wie Rosenquarz gefärbten Augen auf Hovrak.
»Alle auf Gammalin starben. Bedauerlicherweise schaffte es kein Einziger, die Kolonie zu verlassen, um das Virus weiterzutragen. Und der Seuchenerreger überdauert an der freien Luft ohne einen Wirt nicht lange… Gammalin, so viel ist inzwischen klar geworden, war denkbar schlecht
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