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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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schmutzig-dunklen Haarsträhnen die Gedanken überschlugen. Gordien war es, der die Befehle des Herzogs an die Söldner weitergab und dessen brutales Geschick sie fürchteten.
    Das Talent seines Hauptmannes zur Heimtücke, zum schnellen Mord und zur ausgeklügelten Folter bestimmte auch Paskal Cocherels Reaktion auf diese Herausforderung. Er brauchte Gordien, aber wenn es darum ging, wer der größere Schurke von ihnen beiden war, so hatte Gordien in ihm seinen Meister gefunden.
    »Schick ein paar zuverlässige Kerle los, um die Truppe zu sammeln«, befahl er missgelaunt. »Ich habe nicht die Verlegung meines Hauptquartiers organisiert, um diesen Vorteil zu verspielen, weil ein paar Schwachköpfe vor lauter Gier nicht mehr geradeaus sehen können. Ich werde den Neumond nicht ungenutzt verstreichen lassen.«
    Auch Gordien kam zu der Ansicht, dass dies nicht der richtige Augenblick war, um den Alten zu reizen. Er knurrte seine Zustimmung und sah zu, dass er aus der Reichweite seines Anführers kam. Die Art, wie jener mit der geflochtenen Lederpeitsche in die offene Hand schlug, sprach für sich. Auch ließ er die Kisten mit den breiten Eisenbändern nicht aus den Augen, die von zwei schweren Ochsengespannen aus St. Cado fortgebracht worden waren. Der Hauptmann bezweifelte, dass es sich ausschließlich um Waffen handelte. Der Wolf brachte seinen Reichtum vor Jean de Montfort in Sicherheit. Konnte dies bedeuten, dass er im Grunde seiner Seele gar nicht mehr mit dem Sieg über den rechtmäßigen Herzog rechnete?
    Paskal Cocherel unterdrückte einen Fluch. Die Gedanken des alten Haudegens waren nicht schwer zu erraten. Gordien und die anderen kannten nur den Kampf, Gewalt, den Tod und den Rausch des Sieges. Das verheißungsvolle Spiel um die Macht, das seine eigene Triebfeder bildete, konnten sie nicht nachvollziehen. Sie waren Tiere. Aber Tiere besaßen Instinkt, und Gordien hatte bereits damit begonnen, die Autorität seines Anführers anzuzweifeln.
    Dabei hatte Paskal vermutet, es würde der Schwarze Landry sein, der ihn letzten Endes herausforderte. Nur er hatte die Intelligenz und die Tatkraft eines Mannes besessen, den mehr interessierte als ein gefüllter Wanst und ein williges Weib. Sein unerklärliches Verschwinden nagte an ihm wie eine schwärende Wunde, die sich nicht schließen wollte. Einer wie Landry verschwand nicht einfach über Nacht, es sei denn, er hätte seine Gründe dafür. Hatte er sich auf die Seite seiner Feinde geschlagen? 1 Schon deswegen war die Festung von Cado nicht mehr sicher genug gewesen.
    Der Schrei eines Waldkauzes riss den Söldnerführer aus seinen rabenschwarzen Gedanken. Das Signal der Wärter, dass ein weiterer der erwarteten Trupps eintraf. Wenigstens ein Lichtblick, denn bei den Männern befand sich auch ein Besucher, auf den er bereits seit geraumer Zeit wartete. Der Teil seines Gesichtes, den die lederne Kapuze freiließ, war zerfurcht und braun wie eine dunkle Nuss, und die Waffen an seinem Gürtel mahnten zur Vorsicht.
    »Ihr kommt spät«, brummte der Herzog, während er sich so weit mit ihm von dem provisorischen Heerlager entfernte, damit sie ungehört miteinander sprechen konnten. »Hattet Ihr Probleme mit der letzten Fracht?«
    »Wenn Ihr die Winterstürme vor der Westküste Portugals so bezeichnen wollt«, entgegnete der Bote knapp. »Sie haben uns ein wenig aufgehalten. Wie Ihr seht, sind wir dennoch wieder hier.«
    »Es gefällt mir nicht, wenn man mich warten lässt«, entgegnete Cocherel noch eine Spur unfreundlicher. »Vergesst nicht, dass ich es bin, der die Ware für Euer Geschäft liefert. Was wollt Ihr auf den Märkten der Heiden anbieten, wenn ich Euch die Zusammenarbeit aufkündige?«
    »Beruhigt Euch.« Der andere zwang sich zu mehr Höflichkeit. »Ihr werdet mit Eurem Anteil zufrieden sein. Wie im Herbst besprochen, habe ich Waffen, Pfeile und Reiterlanzen mitgebracht sowie eine Kiste mit besten sarazenischen Schwertern. Es gibt keinen Feind, der diesem tödlichen Spielzeug widerstehen könnte!«
    »Dann kommt Ihr zur rechten Zeit.« Der Herzog ging auf das Versöhnungsangebot ein. »Die Entscheidung wird noch vor dem Osterfest fallen!«
    »Das Schiff wartet wie üblich in der versteckten Bucht hinter der Landzunge von Leydé. Wir werden in der Neumondnacht entladen und die neue Lieferung an Bord nehmen. Ich hoffe, es ist alles bereit?«
    Paskal Cocherel knurrte, doch diesem Laut war nicht zu entnehmen, ob er Zustimmung oder Ablehnung bedeutete. Der Herzog

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