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Ysobel – Das Herz aus Diamant

Ysobel – Das Herz aus Diamant

Titel: Ysobel – Das Herz aus Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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vertrauten Impuls, sie so lange zu schütteln, bis sie vernünftig wurde. »Was würdest du sonst tun? Dieses tödliche Schwert gebrauchen und ebenfalls Tränen und Tod säen? Denkst du, es ist so erstrebenswert, in einer eisernen Rüstung über die Schlachtfelder zu reiten und andere Männer zu massakrieren? Hast du eine Ahnung, wie das ist, die Todesschreie, der infernalische Lärm, der Gestank nach Blut und nackter menschlicher Angst? Weißt du, wie man sich fühlt, wenn die Klinge nach dem ersten Widerstand durch Haut und Knochen stößt? Wenn einem bewusst wird, dass man einen anderen Menschen getötet hat?«
    »Aber Männer können über sich selbst bestimmen«, entgegnete Ysobel, nicht gewillt, einen Schritt zu weichen. »Sie müssen nicht das tun, was Vater, Bruder, Gatte oder Vormund ihnen befiehlt!«
    »Nein. Sie müssen das tun, was ihr Lehnsherr sagt, was ihnen die Ehre befiehlt, das Gesetz, die Umstände ihrer Herkunft und ihres Lebens. Sie können in den meisten Fällen ebenso wenig ihr Herz sprechen lassen wie die Frauen ...«
    Sie standen sich jäh wie Feinde gegenüber. Angespannt, die Hände zu Fäusten geballt, ohne die übliche vorsichtige Deckung, hinter der sie sonst so geschickt ihre Gefühle und Gedanken verbargen. Es war ein seltsamer Moment. Nur als sie miteinander geschlafen hatten, waren sie sich bisher so unerträglich nahe gewesen. Es war ein Moment, der sie beide zutiefst erschreckte. Daran gewöhnt, allein zu sein und ohne jede Verpflichtung, empfanden sie die plötzliche Erkenntnis ihrer Verkettung aneinander eher als irritierend. Wie sollten sie damit umgehen?
    »Verzeih!« Jos de Comper fasste sich als erster und hob die Hände in einer Geste der Ratlosigkeit. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Sei froh, dass du nur ein einfaches Mädchen bist, sonst würdest du unter den Fesseln, die das Leben deinem Geschlecht auferlegt, noch viel mehr leiden. Du musst wenigstens nicht die Misslichkeiten einer aufgezwungenen Standesehe ertragen, und niemand verbietet dir, dein Herz einem armen Ritter ohne Land und Burg zu schenken.«
    Ysobel zog die Unterlippe zwischen die Zähne und ließ die Gelegenheit, ihm die Wahrheit zu gestehen, einmal mehr verstreichen. Besser, er hielt sie für eine Magd, als für die Schwester eines Schwächlings und die Schwägerin einer abscheulichen Frau, die mit Menschen handelte. Da war sie wieder, diese grässliche Feigheit! Ysobel hätte es nicht ertragen können, dass sich die Bewunderung in seinem Blick in Abscheu verwandelte. Nicht jetzt schon!
    In seltsamer Befangenheit ließ sie zu, dass Jos nach ihren Händen griff, aber als er den Kopf darüber neigte und einen Kuss auf die Handrücken hauchte, durchlief sie ein Beben. Sie sah auf den dunklen Schopf seiner Haare und den starken Nacken. Sie fühlte das Kosen seiner Lippen, und aller Zorn und Widerspruchsgeist lösten sich in Luft auf. Das Wechselbad ihrer heftigen Gefühle endete in einem einzigen, verzweifelten Sehnen. Er sollte sie in den Arm nehmen und sie alles andere vergessen lassen!
    Jos spürte diesen Wandel. Sie war ihm nicht länger böse. Die Anziehungskraft zwischen ihnen flammte wie Zunder in trockenem Reisig auf.
    »Ich bin verrückt vor Verlangen nach dir, sobald ich dich nur ansehe«, raunte er. »Komm mit auf unser Lager. Lass uns die Stunden nutzen ...«
    Ysobel zögerte einen Herzschlag, doch dann gab sie ihren Gefühlen nach. Der Vorhang des stetig rauschenden Regens verlieh ihrem Versteck die Abgeschiedenheit des Paradieses. Sie lehnte die Stirn gegen Jos’ Schultern und schmiegte sich sehnsüchtig an ihn.
    Sein Lachen spürte sie mehr, als dass sie es hörte. Zum ersten Male, seit Ysobel jenes verführerische, berauschende Spiel der sinnlichen Liebe kennen gelernt hatte, nahm Jos sich die Zeit, sie nach allen Regeln der Kunst zu erobern. In diesem Moment mussten sie weder fürchten entdeckt zu werden, noch drängte die Zeit. Er konnte sie in aller Ruhe verführen ...
    Jos hob ihr Gesicht leicht an und zog mit dem Finger den sinnlichen Schwung ihrer Lippen nach. Ysobel öffnete sie in Erwartung des ersten Kusses und fuhr sich mit der Zungenspitze verräterisch über die trockene Haut. Eine weitere Einladung benötigte Jos nicht. Ysobel meinte die Wirkung seines leidenschaftlichen Kusses in ihrem ganzen Körper zu spüren. Die Spitzen ihrer Brust richteten sich auf, und tief in ihrem Körper ballte sich ein fast unerträgliches Verlangen zusammen.
    Der Nachmittag hatte eben erst

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