Z - Das Spiel der Zombies
sehen.
»Ach, wirklich?«, fragte seine Mutter. »Und was für eine Abmachung ist das?«
Josh ließ den Helm fallen und sprang auf, um den Schirm zu verbergen.
»Mom«, stammelte er. »Ich wollte nur …«
»Ich seh schon«, sagte seine Mutter. Sie ging hin und machte den Simulator aus. Die Bücherei verschwand.
»Aber was ist mit Firecracker?«, protestierte Josh. »Und mit meinen Punkten?«
»Josh, du weißt genau, was wir von diesem Spiel halten«, predigte seine Mutter. »Du solltest doch deine Hausaufgaben machen.«
»Ich hab nur kurz gespielt«, wandte Josh ein. »Ich verstehe nicht, warum es so ein Drama ist, ein paar Zombies abzu…«
Seine Mutter wurde kreidebleich.
»Tut mir leid«, entschuldigte er sich rasch. »Ich wollte dich nicht …«
»Setz dich«, unterbrach sie ihn.
Josh setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Seine Mutter blieb stehen.
»Es tut mir wirklich leid, Mom«, wiederholte Josh.
»Hör mir einfach mal zu.«
Josh nickte.
»Ich weiß, für dich ist das nur ein Spiel«, begann seine Mutter. »Du bist noch jung. Der Krieg kommt dir vermutlich vor wie etwas aus grauer Vorzeit. Aber für uns alle, die das durchmachen mussten, war es kein Spiel.«
»Tante Lucy«, murmelte Josh und fühlte sich elend, die Gefühle seiner Mutter so verletzt zu haben.
Seine Mutter schwieg eine Weile. Als sie ihn ansah, erkannte er die tiefe Trauer in ihren Augen.
»Sie war kaum älter als du, als sie verwandelt wurde«, fuhr sie fort. »Ich werde nie vergessen, wie ich an dem Tag aus der Schule kam. Wir dachten, sie hätte nur eine Grippe, deshalb war sie einfach ein paar Tage zu Hause geblieben. An dem Tag hatte ich mir ihre Hausaufgaben mitgeben lassen, damit sie nacharbeiten konnte.«
Josh sagte gar nichts. Seine Mutter hatte ihm nie im Detail erzählt, was passiert war. Obwohl er neugierig war, war er sich nicht sicher, ob er es wirklich hören wollte.
Seine Mutter fuhr fort: »Als ich in die Küche ging, stand ein Topf auf dem Herd. Meine Mutter hatte Hühnersuppe gekocht.« Sie lächelte. »Sie kochte immer Hühnersuppe, wenn wir krank waren. Aber der Topf kochte über, als wäre meine Mutter beim Kochen unterbrochen worden.«
Sie atmete tief durch. »Dann habe ich die Blutspur gesehen. Sie begann an der Tür und führte ins Esszimmer. Ich weiß noch, wie ich ihr folgte und mich fragte, was das wohl sein könnte. Mein Gehirn wollte nicht glauben, dass es Blut war, obwohl ich es riechen konnte.« Sie schüttelte den Kopf. »Diesen Geruch werde ich nie vergessen, niemals.«
Josh wollte sie bitten aufzuhören, aber seine Stimme gehorchte nicht. Sein Puls raste, als wäre er wieder im Spiel. Es war schrecklich, seine Mutter so unglücklich zu sehen, aber andererseits wollte er auch wissen, wie es weiterging.
»Ich bin der Blutspur nach oben in Lucys Zimmer gefolgt«, sagte seine Mutter. Ihre Stimme bebte. Sie machte eine Pause und sah Josh an, als würde sie durch ihn hindurchsehen, auf etwas, das nur sie sehen konnte. »Mein Vater lag auf dem Boden«, fuhr sie fort. »Ein Arm war abgerissen und sein Kopf so verdreht, dass es aussah, als würde er mich anstarren, aber er war tot. Meine Mutter lag auf dem Bett. Lucy kniete über ihr. Sie hatte ihr das Herz herausgerissen und aß es. Ihr Gesicht und ihr Nachthemd waren voller Blut.«
Es war vollkommen still im Zimmer. Josh wartete, dass seine Mutter weitersprach. Sie sah immer noch durch ihn durch, mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen.
»Was hast du gemacht?«, hauchte Josh fast tonlos.
Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Zuerst hab ich ein paar Sekunden reglos dagestanden«, sagte sie. »Ich redete mir ein, das sei nur ein Albtraum, gleich würde ich aufwachen und Lucy würde im Bett sitzen und ihre Hühnerbrühe essen.«
Sie blinzelte, diesmal sah sie Josh eindringlich an. »Dann hat Lucy mich gesehen«, sagte sie mit festerer Stimme. »Sie sah mich direkt an, und als ich ihre Augen sah, wusste ich, meine Schwester existiert nicht mehr. Sie sprang vom Bett und kam auf mich zu. Ich rannte in mein Zimmer und machte die Tür zu, Lucy schrie und grunzte und kratzte an der Tür wie ein tollwütiges Tier. Ich wusste, sie reißt mich in Stücke, wenn sie hereinkommt. Ich hatte mein Handy dabei, also habe ich den Notruf gewählt und ihnen erzählt, dass meine Schwester wahnsinnig geworden sei. Die Notrufdame ist so lange in der Leitung geblieben, bis die Polizei eintraf.«
»Die Polizei?«, wunderte sich Josh.
»Damals gab es noch
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