Zaertlich beginnt die Nacht
Nettigkeit bei?“
Nicolo schaute sie nur vernichtend an, dann wandte er sich wieder an James. „Bei allem Respekt, Sir, ich sehe keinen Sinn darin, weiter an dieser Besprechung teilzunehmen, solange Ihre Enkelin anwesend ist.“
„Bei allem Respekt“, fauchte Aimee. „ Sie sind hier der Außenseiter.“
„Sie verstehen doch gar nicht, worum es geht.“
„Ich weiß sogar bestens, worum es geht.“
Nicolos Lippen wurden schmal. „Worüber Sie Bescheid wissen, hat nichts mit Vorstandszimmern oder Verantwortung zu tun. Nur weiß das wiederum Ihr Großvater nicht.“
Empört sprang Aimee auf. „Sie unverschämter …“
„Schluss damit!“ James’ Stimme war scharf wie ein Peitschenknall. „Aimee, bringe dem Prinzen mehr Respekt entgegen!“
„Großvater, wenn du nur wüsstest, wie dieser Mann wirklich ist. Wenn du die Wahrheit über ihn …“
„Nur zu, Miss Black“, mischte Nicolo sich liebenswürdig ein. „Erklären Sie es Ihrem Großvater.“
Wutentbrannt starrte sie ihn an, mit geballten Fäusten, Schmollmund und heftigem Atem. Unwillkürlich erinnerte ihn ihr Verhalten an die Nacht, die sie in seinen Armen verbracht hatte. In seinem Bett. Prompt meldete sich ein unangenehmes Ziehen in seinen Lenden.
„Warum ist dieser Mann hier, Großvater? Ich verlange eine Erklärung.“
James sah von seiner Enkelin zu dem Mann, dem er zutraute, das Familienunternehmen sicher durch den Beginn des neuen Jahrhunderts zu führen. Bradley war dazu nicht in der Lage. Allein in der kurzen Zeit, die der Junge am Ruder gesessen hatte, waren mehrere große Kunden abgesprungen.
Also blieb nur noch ein Black übrig.
Aimee.
In den endlosen Wochen der Genesung nach dem Schlaganfall hatte James Zeit zum Nachdenken gehabt. Und er hatte sich Aimees Geschäftsvorschläge angesehen, die er bis dahin ignoriert hatte. Sie waren nicht nur gut, sondern exzellent, wie er zugeben musste.
Dennoch, sie war eine Frau. Eine junge Frau. Wenn er auch nach langem Ringen mit sich selbst zu dem Eingeständnis gelangt war, dass diese Tatsache allein nicht unbedingt ein Nachteil war … Aimees Unerfahrenheit war es auf jeden Fall. Wie sollte er ihr da das Vermächtnis von Generationen allein überlassen können?
Und dann hatte er seine Aufmerksamkeit ganz auf Nicolo Barbieri gerichtet. Der Mann verfügte über die Intelligenz, die Erfahrung und den Schwung, um SCB weiterzubringen.
Wenn er doch nur zur Familie gehören würde …
Das war der Augenblick, in dem James Black die Lösung für sein Problem gefunden hatte. Früher hatten Königreiche und Nationen ihre Bündnisse durch Heirat gestärkt. Mächtige Institutionen machten das heute noch immer. Zwischen Männern und Frauen wurde der Bund fürs Leben geschlossen, um für die Nachkommen das stolze Erbe ihrer Ahnen zu garantieren.
„Großvater, kann ich endlich eine Antwort auf meine Frage bekommen? Wieso ist Nicolo Barbieri hier?“
Black sah zu dem italienischen Prinzen, dann betrachtete er seine forsche amerikanische Enkelin.
„Er ist hier“, antwortete er schließlich ruhig, „um dich zur Ehefrau zu nehmen.“
5. KAPITEL
Für einen langen Augenblick herrschte absolute Stille. Niemand sprach, niemand rührte sich. Selbst die Staubkörnchen in den einfallenden Sonnenstrahlen schienen mitten in der Luft hängen zu bleiben.
Dann ließ Aimee sich mit einem erstickten Laut gegen die Stuhllehne zurückfallen. „Das ist ein geschmackloser Witz, Großvater. Rück endlich mit dem wahren Grund heraus.“
„Das ist der wahre Grund.“ James blickte sie nüchtern an. „Du hast gute Ideen, Aimee, aber nicht genügend Erfahrung, um SCB zu leiten.“
„Natürlich bin ich in der Lage, die Leitung zu übernehmen. Und wenn ich Rat brauche, wende ich mich an dich.“
„Ich werde nicht mehr lange leben“, sagte der alte Mann schonungslos offen. „Ich will mein Lebenswerk nicht irgendjemandem überlassen.“
„Ich bin nicht irgendjemand, sondern deine Enkelin!“
„Du brauchst jemanden an deiner Seite, Aimee. Einen Ehemann. Die Erfüllung für eine Frau ist es, zu heiraten und Kinder zu bekommen.“
Fasziniert davon, was hier ablief, lehnte Nicolo sich als stiller Beobachter in den Stuhl zurück.
„Du lebst im letzten Jahrhundert, Großvater!“
„Mag sein. Trotzdem wünsche ich, dass du die Position der Stellvertreterin eines Mannes übernimmst, der fähig ist, meine Bank zu führen.“
„Stellvertreterin?“ Aimees Stimme wurde schrill. „Du glaubst wirklich, ich
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