Zärtlicher Eroberer
an.“
„Nicht skandalös, sondern wissenschaftlich erwiesen. Man glaubt, dass die Körpertemperatur des wärmeren Menschen auf den kälteren übergeht. Sind beide vollständig bekleidet, geht zu viel Wärme bei der Übertragung verloren.“ Valerian schüttelte den Kopf. „Was für eine Schande, so viel Wärme einfach zu vergeuden.“
Philippa lachte zum ersten Mal, seit Luciens schrecklicher Brief eingetroffen war. Sie schlang die Arme um Valerian. „Worauf warten wir? Weißt du vielleicht zufällig auch ein Mittel gegen Schwindel?“, fuhr sie mit ihrem Spiel fort.
„Warum?“Valerian machte ein misstrauisches Gesicht.
„Weil ich glaube, dass ich einer Ohnmacht nahe bin.“ Dramatisch legte sie den Handrücken an ihre Stirn und ließ sich in Valerians Arme fallen.
„Hexe, du willst nur, dass ich dich nach oben trage.“ Valerian lachte. Scheinbar mühelos hob er sie auf seine Arme.
Philippa belohnte ihn mit einem Kuss. „Ich habe gehört, mit Küssen kann man beinahe alles heilen.“
Valerian hielt ihrem Blick stand. „Auf die Liebe soll das auch zutreffen“, erwiderte er leise.
Philippa war froh, dass er sie trug, sonst wäre sie wahrscheinlich wirklich ohnmächtig geworden, so machtvoll waren diese schlichten Worte. Er liebte sie. Und allein das Wissen darum hielt ihre Ängste von ihr fern, so wie ein Lagerfeuer in der Nacht die Wölfe fernhielt.
15. KAPITEL
Philippa war im Musikzimmer und beaufsichtigte das Anbringen der neuen Vorhänge, als die Nachricht überbracht wurde. Der sonst so untadelige Steves wirkte etwas atemlos, als wäre er tatsächlich den ganzen Weg von der Haustür bis zum Musikzimmer gerannt.
„Mylady, da ist eine junge Frau, die den Viscount zu sprechen wünscht“, verkündete er schwer Luft holend.
Philippa band sich die Schürze ab, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Der Besuch kam unerwartet. Hätte Valerian eine Verabredung gehabt, wäre er nicht mit Beldon zu dem Erfinder des Sicherheitszünders geritten. Außerdem musste die Frau eine Fremde sein, denn wenn sie aus der Umgebung stammte, hätte Steves sie erkannt und wäre weniger nervös gewesen.
„Ich werde sie empfangen, Steves. Hatte sie eine Visitenkarte dabei?“, fragte Philippa ruhig. Obwohl der Besuch überraschend war, musste sie einen Empfang nicht unbedingt ablehnen. Es gab diverse Gründe, warum ein Besucher in Roseland haltmachen konnte – ein gebrochenes Wagenrad, der Wunsch, die Gartenanlagen zu besichtigen, oder eine alte Bekannte, die zufällig in der Gegend war. Dergleichen war in Cambourne oft genug vorgefallen. Der Duke hatte einen großen Bekanntenkreis gehabt, immer wieder einmal war jemand bei ihnen vorbeigekommen.
Aber Valerian war noch nicht lange wieder zu Hause, und er hatte seine Rückkehr bislang auch nicht öffentlich verkündet. Philippa vermutete, damit wollte er warten, bis die Saison in London im vollen Gange war.
„Wo haben Sie sie hingebracht? Hat sie einen Namen?“ Philippa strich glättend über ihren Rock und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, ob sie ja nicht etwas Mörtel im Haar hatte. Wer immer die Besucherin war, Philippa konnte sie nicht empfangen und dabei aussehen, als wäre sie die Haushälterin.
„Ich habe sie in den kleinen Besuchersalon geführt. Sie sagte, ihr Name sei Lilya Stefanov.“
Jetzt überkam Philippa erstmals eine gewisse Besorgnis, und sie glaubte plötzlich, den Grund für Steves’ Unbehagen zu verstehen. Der Name wies darauf hin, dass es sich um eine Ausländerin handelte. War sie also jemand aus Valerians Vergangenheit? Sie kämpfte gegen aufsteigende Übelkeit an, als klar wurde, was das bedeuten konnte. War die Frau eine seiner Geliebten, die er gehabt haben sollte? Vielleicht sogar mehr als das? Sie mussten sich jedenfalls näher kennen, sonst hätte die Frau ihn nicht einfach so aufgesucht.
„Hat sie gesagt, was sie will?“
Steves schüttelte den Kopf und erwiderte ruhig: „Nein, Euer Gnaden. Sie hat jedoch einen kleinen Jungen bei sich, vielleicht ihren Sohn.“
Wieder drohte ihr Magen zu rebellieren, und sie war froh, dass sie zum Frühstück nur Toast und Tee zu sich genommen hatte. Sie rief sich energisch zur Vernunft. Sie verhielt sich ganz und gar nicht wie die Dowager Duchess of Cambourne. Die Duchess würde jetzt würdevoll die Treppe hinunterschweben und vollkommen Herrin der Lage sein, anstatt wie ein Nervenbündel im Musikzimmer zu verharren.
Das Problem war nur, dass sie sich nun schon
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