Zärtlicher Eroberer
wollte. Es gab ein letztes Geheimnis, das er Philippa verraten musste, ehe der Weg in die Zukunft für sie beide frei war. Und das musste bald geschehen.
Er nahm Lavendelduft wahr und wusste, dass Philippa hinter ihm stand, noch ehe sie ihm die Hände auf die Schultern legte. „Du spielst wunderbar, aber es war ein anstrengender Tag. Lilya und ich ziehen uns zurück.“
Valerian erhob sich, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen, und stellte fest, dass Philippa tatsächlich müde aussah. Sie war normalerweise voller Energie, aber nun wirkten ihre Augen matt, und sie kam ihm auch blasser als sonst vor. Nach den Anforderungen dieses Tages war das allerdings nur verständlich.
„Darf ich in dein Zimmer kommen?“, fragte er ganz leise.
Philippa lächelte ihn an. „Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht tust.“ Sie nickte unauffällig in Lilyas Richtung. „Ich möchte da sein, wenn sie oder Konstantin mich während der Nacht brauchen. In fremden Betten zu übernachten ist etwas, an das man sich erst gewöhnen muss.“
„Ich werde dich vermissen.“ Er legte seine Hand über ihre.
Teilweise war er sogar erleichtert über ihren Entschluss. Er fürchtete sich vor dem Alptraum. Seit Philippas Ankunft hatte er ihn zwar nicht mehr gehabt, aber all die Gespräche über die Vergangenheit bei Tisch und das Wiedersehen mit den Stefanov-Kindern hatten die alten Ängste wieder aufleben lassen. Ehe er Philippa einen Antrag machen konnte, musste er ihr von der Nacht in Negush erzählen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Lilya Philippa davon berichtete. Morgen, sagte er sich. Am morgigen Tag würde er eine Möglichkeit finden, mit ihr darüber zu sprechen.
Am nächsten Morgen wurde Philippa um neun von ihrer Zofe geweckt, so wie sie es angeordnet hatte. Sie hatte sich in letzter Zeit angewöhnt, zu lange zu schlafen, und war nun entschlossen, den Vormittag nicht länger zu vergeuden. Ihrer Meinung nach war neun Uhr spät genug, noch lieber wäre sie um sieben oder acht aufgestanden.
Auf dem kleinen Tisch am Fenster warteten eine Nachricht und eine gelbrosa Rose auf sie.
„Von wem ist das?“ Sie ging zu dem Tisch hinüber und sah auf den Umschlag.
Die Zofe kicherte. „Von Seiner Lordschaft. Ich sollte Ihnen das bringen, damit Sie es beim Aufwachen finden.“
Philippa öffnete lächelnd den Umschlag. „Ich soll ihm auf der hinteren Terrasse beim Frühstück Gesellschaft leisten.“
„Es ist ein herrlicher Morgen dafür“, meinte die Zofe und zog die Vorhänge auf, um das Sonnenlicht hereinzulassen. „Soll ich das Kleid mit dem Narzissenmuster für Sie herauslegen?“
„Ausgezeichnet. Ein sonniges Kleid für einen sonnigen Tag.“ Philippas Herzschlag beschleunigte sich bei der Aussicht, mit Valerian zu frühstücken. Irgendetwas war da im Gange, das spürte sie.
Eine halbe Stunde später trat sie auf die Terrasse, etwas außer Atem, weil sie die Treppe so schnell hinuntergeeilt war. In der Tür zur Terrasse blieb sie kurz stehen, um sich zu sammeln. Der Anblick, der sich ihr bot, bewegte sie zutiefst.
Ein weiß gedeckter Tisch mit feinem Porzellan und Kristallgläsern stand unter der Hanfpalme, gleichsam ein Motiv für ein italienisches Landschaftsgemälde. Doch was sie am meisten faszinierte, war der danebenstehende Mann, der ihr den Rücken zukehrte und über den Rasen blickte.
Sie hatte Valerian schon als Jüngling attraktiv gefunden, doch das war kein Vergleich zu seiner jetzigen männlichen Schönheit. An diesem Morgen hatte er das schwarze, wellige Haar nach hinten gekämmt, so wie es ihr am besten gefiel. Er war offensichtlich schon ausgeritten und trug immer noch die hohen Reitstiefel. Sie fand, er sah aus wie ein Märchenprinz.
Philippa ging zu ihm, schlang die Arme um seine Taille und schmiegte die Wange an seinen breiten Rücken. „Guten Morgen, Val. Das ist wunderschön.“
Er drehte sich um und küsste sie sanft. „Guten Morgen, hast du dich erholt?“
„Ja, ich fühle mich viel besser.“ Philippa lächelte und nahm auf dem Stuhl Platz, den Valerian für sie zurechtgerückt hatte. „Und du? Hast du auch gut geschlafen?“
„So gut ein Mann schlafen kann, dem so viele Dinge durch den Kopf gehen“, gestand er.
Er sah tatsächlich etwas mitgenommen aus, wie Philippa feststellte, als sie ihn eingehender betrachtete. Er war frisch rasiert, aber unter seinen Augen zeichneten sich leichte Ringe ab. „Du hättest zu mir kommen sollen.“
„Ich musste allein sein und
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