Zärtlicher Hinterhalt
gestürzt. Du hast dich verletzt. Du taugst nicht mehr fürs Bett – nicht im Mindesten. Und um die Tanten kannst du dich in deinem Zustand auch nicht mehr kümmern! Und was deine Anfälle von Leidenschaft betrifft … wenn du so aussiehst wie jetzt, will ich dich ganz bestimmt nicht.«
Hannah zog den Kragen fest um den Hals. Sie verstand immer noch nicht und versuchte es mit Humor. »Ich befinde mich gewiss nicht im Bestzustand, aber …«
Er unterbrach sie rüde. »Außerdem bin ich mir sicher, dass du meine Absichten erahnt hast.«
»Deine Absichten?«
»Du musst dich doch gefragt haben, ob meine Leidenschaft für dich so groß ist wie deine für mich.«
Es zog ihr die Brust zusammen. In der Tat sprach er ihre Befürchtungen laut aus.
jetzt kam Dougald herein und schlug die Tür hinter sich zu. »Deine Leidenschaft war wirklich rührend. Sehr bewegend.« Wie ein Raubtier trat er auf leisen Sohlen ans Fußende des Betts und beugte sich vor. »Und erbärmlich.«
»Erbärmlich!«
Dieser Hundesohn!
»Oder fällt dir ein besseres Wort ein für eine Frau, die es nach einem Mann gelüstet, der sie allein seiner Rachegelüste wegen animiert?«
»Das ist nicht wahr!« Das konnte einfach nicht stimmen. »Du lügst.«
»Du hattest mich doch in Verdacht, dich lediglich verführen zu wollen?«
Er wartete ab, bis sie es eingestand. »Ja.«
»Du hättest auch eine Närrin sein müssen, nicht einen solchen Verdacht zu hegen. Und du bist keine Närrin, Hannah.« Seine Hände umfassten die Bettpfosten. »Zumindest, wenn es nicht gerade um mich geht.«
»Schon wieder …« Sie fing an zu glauben, was er ihr so genüsslich erzählte.
»Ja, schon wieder.« Aber als ich dich das erste Mal verführt habe, ging es um unsere Ehe. jetzt geht es um unsere Scheidung.«
Am liebsten hätte sie ihn in seine blasierte Miene geschlagen. Sie wollte sich aufrichten und ihm trotzen. Aber er zerschmetterte sie mit seiner Feindseligkeit förmlich. »Du hast diesmal wenigstens keine falschen Versprechungen gemacht.«
»Keine einzige! Es ist dir sicher aufgefallen, wie sehr ich darauf geachtet habe, während unserer gemeinsamen Nächte nicht mehr als nötig mit dir zu reden.«
»Das war, weil wir uns mit anderen Dingen beschäftigten …«
»Nein, sondern weil ich weiß, wie sehr du es hasst, wenn ich Versprechungen mache, die ich dann nicht halte.« Er rüttelte an den Bettpfosten. »Was fast so schlimm war, wie ein Ehegelöbnis abzulegen und es dann zu brechen.«
Sie verstand immer noch nicht. Weigerte sich, zu verstehen. »Ich habe es nicht gebrochen. Aber du hast mich dazu gebracht, dich zu verlassen.«
»Du hättest stärker sein können, zäher! Du hättest Charles zwingen können, sich dir zu fügen.« Seine Stimme wurde mit jedem Vorwurf lauter und tiefer. »Du hättest mich zwingen müssen, dir zuzuhören.«
Ihr war, als hätte er sie geschlagen. »Aber …«
»Du hast aufgegeben. Nach sechs Monaten hast du aufgegeben!«
»Ich wollte es nicht.« Sie hatte wirklich nicht aufgeben wollen. »Es war nicht richtig, das weiß ich; aber gegen dich und Charles hätte ich nie gewinnen können.«
»Gewinnen! Es war kein verfluchter Krieg, sondern eine Ehe, und du hattest eine Macht, die du einfach nicht geruhtest auszuspielen!«
»Was für eine Macht? Ich hatte keine Macht. Ich habe alles versucht.«
»Auch weibliche List?«
»Die ist unaufrichtig«, meinte sie verächtlich.
»Zur Hölle mit der Aufrichtigkeit!« Er durchbohrte sie mit dem Finger. »Sechs Monate, Hannah. Sechs Monate, um sich von dem heiligsten Schwur zu verabschieden, den ein Mann und eine Frau einander leisten können. Du hast in meinem Bett geschlafen. Ich war der Sklave deines Körpers. Hättest du im Dunkel der Nacht mit mir gesprochen, nachdem du mich zuvor zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hattest, hätte ich alles für dich getan.«
»Und hättest hinterher
Manipulation!
geschrien.«
»Vermutlich. Ich war jung, dumm und dickköpfig.« Er feixte über sein junges Ich. »Aber ich hätte dir zugehört: Ich hätte dich den Haushalt führen und dich deinen Modesalon eröffnen lassen – dich die Frau werden lassen, die du sein wolltest, und die Gemahlin, von der ich geträumt habe. Aber du … du warst zu stolz, die Waffen zu benutzen, die du so perfekt beherrschtest. Also hast du gejammert. Weil jammern ja um so vieles ehrenhafter ist, als sich weiblicher List zu bedienen.«
»Ich wollte dich zum Zuhören bewegen …«
»Worte! Und was hast du
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