Zauber der Highlands - Killion, K: Zauber der Highlands - Highland Dragon
die schmalen Zöpfe an den Seiten fielen ihm über die Schläfen. Seine Gestalt strahlte Autorität aus. Welche Macht besaß dieser Mann, dass er Kendrick mit einem Blick etwas befehlen konnte?
»Wer seid Ihr? Zu welchem Clan gehört Ihr?«
»Ich bin ein MacLeod.«
Er war ein MacLeod? Er war mit diesem bösartigen Gewürm verwandt, das sie ihrer Familie geraubt hatte? Es kümmerte sie nicht, wie viele Silberstücke er für sie gezahlt hatte. Sie war einem anderen versprochen, und das Letzte, was sie wollte, war, mit einem MacLeod über die Inseln zu reiten.
»Erledige dein Bedürfnis, Mädchen. Wir müssen zusehen, noch mehr Distanz zwischen uns und Tigh Diabhail zu bringen.«
Sie starrte ihn an, und die spitze Bemerkung, die sie sich zurechtgelegt hatte, lag ihr schon auf der Zunge, aber sie musste zugeben, dass es ihr nur recht war, so weit wie möglich von diesem schrecklichen Ort entfernt zu sein. Sie lief zum Bach und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, dann schöpfte sie mit den Händen Wasser und trank es gierig. Sie hatte sich schon gefragt, ob ihre Kehle sich je wieder feucht anfühlen würde. Ein silbriger Dunst verhüllte die Sonne, und der Duft eines Sommerregens erfüllte die Luft.
Tigh Diabhail hatte wie eine Jauchegrube gestunken, ein übelkeiterregender Geruch, den sie nie wieder riechen wollte. Aber heute lag der vage Geruch von Freiheit in der Luft. Einer Freiheit, die sie genießen wollte, sobald sie ihren Begleiter losgeworden war.
Sie schnürte die Bänder ihrer abgetragenen Lederschuhe fester und strich das grob gewebte Plaid glatt, das sie um die Taille trug. Sie befestigte es an ihren Schultern mit seiner silbernen Brosche, die das Wappen des Clans MacLeod trug - den Kopf eines Stieres. Jeder Angehörige eines Clans der Inseln kannte dieses Wappen. In einer andauernden Fehde mit den Bewohnern der Lowlands versuchten die MacLeod-Bastarde seit Jahren, Anspruch auf Kinnon-Land zu erheben, um den Titel Lord of the Isles von der Krone zurückzugewinnen. Akira hatte vor einigen Monaten ihren Bruder mit einem Kinnon-Krieger über die Schlacht bei Ross reden hören. Vielleicht kannte dieser MacLeod ihren Wohltäter und spekulierte darauf, sie gegen ein Stück Kinnon-Land eintauschen zu können. Das würde erklären, warum er ihr nicht die Jungfräulichkeit genommen hatte. Ein Moment der Dankbarkeit durchzuckte sie, als sie sich vorstellte, wie groß seine Enttäuschung sein würde, wenn er herausfand, dass sie kein Land besaß.
Während sie den Hügel hinauf zu ihm zurückging, schienen ihre Schritte schwerer und schwerer zu werden. Der MacLeod schaute auf sie herunter, sein Gesicht wirkte beherrscht, wie eine starre Maske. Ihr Herz raste. Sie fürchtete sich vor diesem Krieger, aber Kendrick hätte sie nicht mit jemandem allein gelassen, der vorhatte, ihr etwas anzutun. Sobald wie möglich wollte sie herausfinden, wer dieser Ochse von Kerl war und warum Kendrick sie seiner Begleitung überlassen hatte.
Er zog den Fuß aus dem Steigbügel und reichte ihr die Hand herunter. Akira ignorierte sein Angebot und stemmte die Fäuste in die Hüften - so, wie ihre Mutter es immer tat, wenn sie beunruhigt war. »Ich wünsche mit meinem Bruder zu reiten.«
»Du reitest mit mir.« Sein Ton ließ keinen Raum für Kompromisse.
»Nach allem, was Ihr mir angetan habt?«
»Was ich dir angetan habe? Du undankbares Frauenzimmer.«
»Undankbar?« Wenn er glaubte, seine Vorstellung in Tigh Diabhail sei ritterlich gewesen, dann belog er sich selbst. »Ihr habt mich praktisch vor den Augen Eurer Brüder vergewaltigt.«
»Ich habe dir dort deinen Hintern gerettet. Und diese Männer sind nicht meine Brüder. Hättest du einfach ein klein wenig gelogen, was deine Jungfräulichkeit angeht, hätte ich mir nicht ins Bein schneiden müssen, um zu beweisen, dass der Akt vollzogen wurde.«
»Vielleicht habe ich ja gelogen. Was sagt Euch, dass ich das nicht getan habe?«
Er antwortete mit einem finsteren Stirnrunzeln. Einige Augenblicke des Schweigens verstärkten die Spannung zwischen ihnen. »Du reitest mit mir«, wiederholte er seinen Befehl.
Akira wippte mit dem Fuß und schaute sich um. Blaugrauer Dunst waberte um die alten Steine, und sie wusste, wie trügerisch das hügelige Land war. Da es noch früh am Morgen war, konnte sie nur vermuten, dass er vorhatte, den größten Teil des Tages, also bis zum Einbruch der Dämmerung, zu reiten, die jetzt im Sommer erst spät einsetzte. Da sie schon jetzt bis auf
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