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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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kaum zu übersehen war. Nein, er würde sich durch nichts anmerken lassen, dass ihm bewusst war, wie die Minuten dahinschlichen. Schließlich war er nicht dabei, jener verdrießlichen Rastlosigkeit nachzugeben, die ihn dieser Tage quälte. Er war nervös, und das gefiel ihm ganz und gar nicht, zumal er sich nicht entsann, sich jemals auch nur entfernt ähnlich gefühlt zu haben. Nun, letztlich war alles eine Frage der Selbstbeherrschung, und Gideon stellte mal wieder zufrieden fest, dass er sehr wohl die Fähigkeit besaß, seine eigenen Impulse zu kontrollieren. Ganz abgesehen davon, brauchte er weder eine goldene Uhr noch seine Taschenuhr, besaß er doch ein einzigartig verlässliches Zeitgefühl. So wusste er, dass er seit genau sechs Minuten auf Lady Chester wartete, und ging davon aus, noch mindestens sechs weitere warten zu müssen. Schließlich war sie eine Frau. Und es wäre nachgerade erstaunlich gewesen, hätte sie ihn in ihrem Salon erwartet. Obwohl er nicht den geringsten Zweifel hegte, dass sie sich auf das Wiedersehen ebenso freute wie er, wäre es unziemlich gewesen, hätte sie ihn bei seiner Ankunft persönlich begrüßt. Es gab für alles bestimmte Regeln.
    Vorausgesetzt, sie hatte es sich nicht anders überlegt, versteht sich.
    Unsinn. Er verdrängte diesen Gedanken. Immerhin war er wohlhabend, attraktiv, geistreich und ausgesprochen beliebt beim schönen Geschlecht. Er galt als eine gute Partie, auch wenn hier nicht im Entferntesten an Heirat zu denken war. Darüber hinaus kannte er Lady Chester zwar nicht besonders gut – eigentlich überhaupt nicht -, aber sie war offensichtlich die Art Frau, die ihm beizeiten mitteilen würde, falls sie an einer Fortsetzung ihrer Bekanntschaft nicht interessiert war, und nicht erst, wenn er vor ihrer Tür stand – beziehungsweise in ihrem Salon. Sie war keine schüchterne, ältliche Jungfer, sondern eine erfahrene Frau, die wusste, was sie wollte. Und sollte sie ihn nicht wollen, in ihrem Haus oder ihrem Bett, hätte sie es ihm unmissverständlich gesagt. Das gefiel ihm. Mit Lady Chester würde es keine albernen Spielchen geben. Zwischen ihnen würde alles offen und ehrlich sein.
    Gideon verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schritt im Salon auf und ab. Das Haus war groß und lag in einem vornehmen Stadtviertel. Wie die meisten Empfangssalons, war auch dieser Raum hauptsächlich für Besucher gedacht. Dennoch verriet die Art, wie jemand sein Haus eingerichtet hatte, eine Menge über die Person. Alles in allem war das Zimmer nicht unerfreulich. Wenngleich nicht übertrieben feminin, war es für Gideons Geschmack etwas zu vollgestellt. Überall standen kleine Figuren, Vasen und anderer Schnickschnack herum, wie ihn die Damen so sehr mögen. Andererseits war es zurzeit modern, sein Zuhause aufwendig zu schmücken, und mithin unvermeidlich. Sein eigenes Haus war schon deutlich voller, als es seinem eher wohlgeordneten, strengen Naturell entsprach, und das verdankte er dem Einfluss seiner Tante. Da die Gute seine einzige lebende Verwandte war, machte er ihr die Freude, sich in belangloseren Dingen nach ihren Wünschen zu richten, und dazu gehörte die Einrichtung seines Hauses – oder vielmehr ihres Hauses. Es lag nun einmal in der Natur der Damen, ihre Nester so aufwendig auszuschmücken wie möglich. Auch das war unvermeidlich.
    An den Wänden hingen zahlreiche Bilder, die meisten Landschaften und Porträts, überwiegend englische Werke, allerdings entdeckte er auch einige französische Künstler. Seitlich vom Kamin hing ein Bild, das unverkennbar Bouchers Stil war. Die gegenüberliegende Wand schmückte ein Fragonard, und ein David hing an einer anderen. Die Sammlung war eine interessante Mischung aus frivolen Darstellungen des vorrevolutionären Frankreich und sehr viel dunkleren, ernsteren späteren Arbeiten.
    Das Mobiliar war prunkvoll verziert, ebenfalls der derzeitigen Mode entsprechend. Schwere Vorhänge waren kunstvoll an den Fenstern drapiert, und er fragte sich, ob Lady Chester sie tagsüber geschlossen hielt, um die Einrichtung vor der bleichenden Sonneneinstrahlung zu schützen. Das hoffte er nicht. Sie schien ihm ein Lichtgeschöpf zu sein, und er wäre enttäuscht, wenn er sich irrte. Ein Lichtgeschöpf? Er lächelte. Was für ein seltsamer, verrückter Gedanke, und so gar nicht dem ähnlich, was er gemeinhin über eine Frau sagen würde.
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu lange warten lassen.« Lady Chester kam hereingerauscht und

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