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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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männlichen Nachkommen nach ihm benennt.«
    Sie sah ihn verwundert an. »In der Bibel hat Gideon siebzig Söhne.«
    »Und zahlreiche Frauen und Konkubinen außerdem«, fügte er grinsend hinzu. »Wenn ich mich recht entsinne, wurde er sehr alt und starb glücklich.«
    »Das bezweifle ich nicht.« Sie zeigte auf die Orchidee. »Wären Sie so freundlich, sie für mich in meinen Wintergarten zu tragen?«
    »Ah, der legendäre Wintergarten!« Vorsichtig hob er den Topf hoch und folgte ihr. »Ich kann es kaum erwarten, ihn mit eigenen Augen zu sehen.«
    »Dann interessieren Sie sich für Pflanzen?« Sie führte ihm aus dem Salon und einen langen Korridor hinunter.
    »Ich gebe zu, dass ich überhaupt nichts von Pflanzen verstehe. Ich kann gerade mal ein Gänseblümchen von einer Rose unterscheiden. Allerdings interessiert mich alles, wofür Sie sich begeistern«, antwortete er diplomatisch. Sehr gut. Ehrlich und charmant zugleich.
    Sie lächelte ihm über die Schulter zu. »Erzählte Lord Helmsley Ihnen auch von dem Wintergarten?«
    »Er erwähnte ihn im Zusammenhang mit Ihrem Interesse für Pflanzen.«
    »Sie müssen sich recht ausführlich unterhalten haben.«
    »Ja. Äh, nein, eigentlich nicht«, erwiderte er hastig und folgte ihr weiter durch die endlosen Flure des Hauses, die kein Ende zu nehmen schienen. »Sie müssen wissen, Lord Helmsley war während der Unterhaltung sehr zurückhaltend.«
    »Dann war das nicht der Lord Helmsley, den ich kenne.«
    »Nun ja, zurückhaltend ist möglicherweise das falsche Wort. Diskret träfe es eher.« Diskret? Er stöhnte innerlich. Das klang ganz und gar nicht so, wie er es beabsichtigte. Vielmehr war es genau die Formulierung, die man wählte, wenn man etwas zu verheimlichen versuchte. Und das tat er nicht. Eigentlich nicht. »Außerdem erkundigte ich mich nicht nach persönlicheren Dingen.«
    Sie lachte, sagte jedoch nichts.
    »Ich fange an, mir wie ein Idiot vorzukommen«, raunte er. »Ich hoffe sehr, Lady Chester – Judith -, Sie wissen, dass meine Absichten bei dem Gespräch mit...«
    »Da wären wir.« Sie stieß eine Glastür auf und trat in den Raum.
    »Hören Sie, Judith, ich muss wirklich darauf bestehen, dass Sie für einen Moment innehalten und mir gesta...« Er betrat den Raum hinter ihr und blieb abrupt stehen. »Gütiger Gott, das ist ein Dschungel!«
    »Finden Sie? Ich würde es eher als einen üppigen Garten bezeichnen.« Sie blickte sich um. »Nun, in gewisser Weise könnte er etwas von einem Dschungel haben, sofern es einen zivilisierten, geordneten Dschungel gibt.«
    »Das ist fraglich«, murmelte er. »Ich würde sagen, nein.«
    Trotz Helmsleys Beschreibung war Gideon nicht im Mindesten auf Judiths Wintergarten vorbereitet. Natürlich hatte er schon das Palmenhaus in Kew besucht und war mehrfach beim Duke of Northumberland in Syon Park zu Gast gewesen, wo er dessen großartigen Wintergarten besichtigte. Dieser hier war deutlich kleiner, doch nicht minder eindrucksvoll.
    Seitlich ans Haus angebaut, bestanden die drei Außenwände ganz aus Glas und Gusseisen, so dass die Hauswand die einzige gemauerte Seite darstellte. Und exakt wie in einem Dschungel waren üppige Pflanzen zu sehen, wohin man auch schaute. Palmen und andere exotische Bäume reichten bis unters gläserne Dach, durch das man freien Blick auf die Sterne hatte, die hier und da am bewölkten Abendhimmel blinkten. Selbst das feuchtwarme Klima im Wintergarten war genau so, wie Gideon es sich im Dschungel vorstellte, und in der Ferne hörte man Wasser plätschern. Der Amazonas, zweifellos. Woher kam dieser Gedanke? Gideons Fantasie war gewöhnlich nicht besonders ausgeprägt, heute Abend jedoch schweifte sie bereits zum zweiten Mal ab.
    »Zu Ihrer Beruhigung, hier ist es ziemlich zivilisiert. Ich versichere Ihnen, dass keine wilden Bestien hinter dem Bananenbaum lauern, obgleich ich einige fleischfressende Pflanzen habe, die Ihnen höchstgefährlich werden könnten, wären Sie ein Insekt.« Sie warf ihm ein keckes Lächeln zu, bevor sie über einen mit Platten ausgelegten Weg vorausging, der gerade breit genug war, dass ihre weiten Röcke nicht in die Beete reichten. Gasbetriebene Wandleuchten spendeten ein gedämpftes, aber ausreichendes Licht. »Kommen Sie mit.«
    »Unbedingt! Ich bliebe hier nur ungern allein zurück, denn ich fände nie wieder heraus«, murmelte er vor sich hin.
    Dieser Wintergarten war überwältigend und höchst beeindruckend, als wäre er mitten aus dem wohlgeordneten London

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