Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
Louis-XV.-Möbel, der pastellfarbene Aubusson-Läufer, die fließenden rosa-grünen Vorhänge und natürlich das Bett, groß und bequem und, ihrer Meinung nach, herrlich dekadent, passte der Brokatüberwurf doch perfekt zu dem Polster des Sessels wie zu dem Baldachin aus rosafarbener und grüner Seide. An strategisch wohlgewählten Stellen standen Vasen mit frischen Blumen aus dem Wintergarten, und die meisten von ihnen waren weder rosa noch weiß noch gold, sondern in allen möglichen anderen Farben und zugegebenermaßen nicht Ton in Ton mit der Einrichtung, aber sie liebte sie trotzdem. Obschon sie nicht verhehlte, dass es einige Jahre her war, seit sie das Zimmer einrichtete, und es tatsächlich eine gewisse Rosa-Gewichtung aufwies, war es dennoch recht bezaubernd.
»Es sieht aus wie... Ich weiß nicht.« Er verzog das Gesicht. »Wie eine... eine Blume hier drinnen. Mich würde es nicht verblüffen, wenn hier plötzlich Schmetterlinge oder Bienen auftauchten oder eine Elfe herumflattern würde.«
»Unsinn! Hier gibt es weder Schmetterlinge noch Bienen, und Elfen erst recht nicht, obwohl ein oder zwei eigentlich ganz hübsch wären.« Auch wenn sie ihm energisch widersprach, musste sie doch gestehen – zumindest sich selbst -, dass die Gestaltung ein kleines bisschen übertrieben anmutete. Dessen ungeachtet, reckte sie das Kinn und sah ihm in die Augen. »Mir gefällt es.«
Er schüttelte den Kopf, drehte sie um und begann, die Haken hinten an ihrem Kleid zu lösen. »Das ist auf jeden Fall kein Zimmer für einen Mann.«
»Als solches ist es auch nicht gedacht. Es ist mein Gemach, mein Refugium sozusagen.« Sie fühlte, wie sich ihr Mieder löste. Er war ohne Frage recht fingerfertig in dem, was er tat, schnell und geschickt.
»Tja, nun ja, dein Refugium hat eine ziemlich einschüchternde Wirkung. All diese Weiblichkeit.«
»Du übertreibst!« Worin mochte er noch geschickt sein? In ihrem Bauch kribbelte es vor Verlangen.
»Erwartest du, dass ein Mann, irgendein Mann, in solch einer Umgebung eine zufriedenstellende Vorstellung abliefert?«
»Vorstellung?« Sie wollte ihm schon sagen, dass es anderen Männern nicht sonderlich schwergefallen war, hielt aber in letzter Sekunde den Mund. Sie wusste, wenngleich ihr nicht klar war, woher sie es wissen wollte, aber sie wusste einfach, dass er nicht wie andere Männer war. Ebenso wenig würde das, was sie gleich erleben sollte, dem ähneln, was ihr andere Männer bisher geben konnte. »Wie ein Schauspieler?«
»Nein, nicht wie ein Schauspieler. Eher wie ein...« Er suchte nach den richtigen Worten. »Ein Vollblut. Ja, das trifft es. Sehr passend.«
»Ein Vollblut? Ein Rennpferd?« Sie mühte sich ernsthaft, ein wenig Entrüstung in ihre Stimme fließen zu lassen, aber das war umso schwieriger, als sie im Geiste die Haken mitzählte, die er bereits geöffnet hatte, und nachrechnete, wie viele noch übrig waren. Sie dankte im Geiste der – Bestimmung? Na, was auch immer -, die ihr eingab, heute Abend weniger Unterröcke anzulegen als gewöhnlich. »Ich beteure, dass ich nie auch nur im Traum daran dachte, dass ein Mann in meinem Schlafzimmer einem Vergleich mit einem Rassepferd standhalten müsste.«
»Natürlich geht es hier nicht um Rasse«, seufzte er, atmete angestrengt aus und streifte ihr das Kleid von den Schultern, dass es ihr zu Füßen fiel. »Mir fiele da eher ein Jagdspringen ein, in dem Ausdauer und Geschicklichkeit gefragt sind und die Beherrschung der Zügel weit wichtiger ist als die Geschwindigkeit.« Er löste ihren Unterrock, der zu Boden glitt.
»Das will ich hoffen«, murmelte sie.
»Und dennoch spornt ein solcher Raum zur Schnelligkeit an.« Er erschauderte. »Man befürchtet, wenn man zu lange hier drinnen ist, könnte man jede – nun, mir fällt kein besseres Wort als Männlichkeit ein – einbüßen. Ja, man sieht sie im Geiste förmlich schrumpfen und zu einer Art heidnischer Opfergabe an eine rachsüchtige Göttin werden.«
Sie lachte. »Du bist wahnsinnig!«
»Oder brillant. Zwischen Wahnsinn und Brillanz verläuft nur eine sehr schmale Linie, musst du wissen«, erklärte er und strich ihr dazu sanft die Arme hinauf und hinunter.
Sie lehnte sich an ihn. »Die du allerdings nicht überschritten hast.«
»Für dich, teure Judith, und sonst niemanden, werde ich das Risiko auf mich nehmen, das Kostbarste zu opfern, was ich besitze.«
»Was habe ich doch für ein Glück.« Welche Frau fühlte sich nicht glücklich, wäre sie nur
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