Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
nicht, das nochmals zu erwähnen.« Sie bog sich ihm entgegen, und ihr Busen drückte sich an seinen Brustkorb.
»Judith«, murmelte er, den Mund an ihrer Wange. »Woran erkennt man seinen Seelenverwandten?«
» Le coup de foudre «, flüsterte sie und wand ihr Bein um seines.
» Le coup de foudre «, wiederholte er leise. Es klang ausgesprochen erotisch. Andererseits würde sich im Moment alles erotisch anhören, was ihm ins Ohr geflüstert wurde. Vor allem alles Französische. Er beherrschte die Sprache recht gut, trotzdem weigerte sich sein Verstand, die Worte zu begreifen. Aber das war gleichgültig.
Er vergrub das Gesicht in der weichen, süßen Kurve zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Hatte je eine Frau so köstlich geschmeckt? Hatte je ein Mann eine Frau mehr begehrt? Hatten je zwei Körper so perfekt zusammengepasst, als wären sie füreinander bestimmt?
Im letzten rationalen Augenblick, ehe die Leidenschaft seine Sinne benebelte und er nichts anderes wahrnahm außer dem Gefühl ihres Körpers an seinem, dem Verlangen nach ihr und ihr allein, fiel ihm die Bedeutung von le coup de foudre ein.
Blitzschlag.
Viertes Kapitel
»Du und Warton? Warton? « Susanna starrte Judith an, als wären der mitten in Susannas Salon soeben Federn und ein Schwanz gewachsen. »Gütiger Gott, Judith, bist du von Sinnen?«
»Könnte sein, ja, aber ich glaube nicht.«
»Was denkst du dir nur dabei?«
»Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt denke.« Judith hob fragend die Hände. »Und ich muss sagen, dass es mir zur Abwechslung mal gefällt.«
»Nicht zu denken?« Stöhnend stand Susanna aus ihrem Sessel auf. »Ach, das ist schlecht, sehr schlecht sogar.« Sie durchquerte das Zimmer, blieb vor einem großen Glasschrank stehen, aus dem sie eine Karaffe holte, und kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Ich habe noch nie erlebt, dass du in Angelegenheiten wie diesen unüberlegt handeltest. Gewöhnlich denkst du sehr gründlich nach, bevor du...«
»Ich mich in ein Abenteuer stürze?«, schlug Judith lächelnd vor.
»Stürzen?« Susanna fiel buchstäblich in ihren Sessel. »Du stürzt dich niemals in irgendetwas, auch und schon gar nicht in Abenteuer.«
Judith musste lachen. »Nun, diesmal habe ich mich hineingestürzt, und ich muss sagen, dass ich es mir außerordentlich viel Spaß macht.«
»Spaß?« Susanna erschauderte.
»Willst du jetzt jedes meiner Worte wiederholen?«
»Ja. Und voraussichtlich auch jedes meiner eigenen«, konterte Susanna spitz. »Ach, das ist übel.« Sie beugte sich vor und schenkte sich eine großzügige Portion dessen, was sich in der Karaffe befand, in ihre Teetasse. Anschließend schüttete sie eine nicht minder große Menge in Judiths Tasse. Susanna vertrat den festen Glauben, dass Probleme jedweder Art nach Alkohol verlangten. Wie ernst Susanna eine Situation einschätzte, ließ sich folglich daran erkennen, wie viel und wie starken Alkohol sie sich in ihre Teetasse goss: Liköre bei minder schwerwiegenden Fällen, Brandy bei etwas ernsteren, und Whisky, entweder schottischen oder irischen, in einer echten Krise. »Das ist sehr, sehr schlecht.« Judith wollte wetten, dass in der Karaffe Whisky war, und zweifellos Susannas bester.
»Unsinn.« Judith nippte vorsichtig, stellte fest, dass sie recht hatte, und außerdem, dass der exzellente Whisky sie angenehm wärmte. »Ich sehe daran rein gar nichts Schlechtes.«
»Und ich sehe daran nichts, rein gar nichts Gutes.«
»Aber wieso denn nicht? Warton ist charmant und attraktiv, aber eigentlich nicht so furchtbar anders als irgendein anderer Mann.« Noch während sie die Worte aussprach, begriff Judith, dass sie gelogen waren. Gideon war anders als alle anderen Männer, die sie je gekannt hatte.
»Und genau darin liegt das Problem. Oder zumindest ein Teil des Problems.« Susanna nahm einen großen stärkenden Schluck aus ihrer Teetasse. »Wie jeder Mann in seiner Position, muss Warton heiraten. Er, und jeder andere idiotische Mann in diesem Land mit Vermögen und einem Titel, braucht eine einfältige Jungfrau, die er zu jener perfekten, anspruchslosen Art Ehefrau formen kann, die du, meine Liebe, einst warst, aber nie wieder sein könntest.«
»Umso besser, denn ich habe nicht vor, Warton oder irgendjemanden sonst zu heiraten.«
»Behauptest du.«
Judith war beleidigt und machte große Augen. »Wie kannst du so etwas sagen? Gerade du solltest doch wissen, dass ich nicht vorhabe, jemals wieder zu heiraten.«
Ihre Freundin stieß
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