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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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es so taktvoll nannte, jeweils weit länger gedauert hatte als die Affäre selbst. Genau genommen konnte sie sich nicht erinnern, irgendeines Mannes Bett häufiger als wenige Male geteilt zu haben, ehe sie die Beziehung freundlich beendete. Außerdem war es nie, nun ja, ernst gewesen.
    Vor allem aber entsann sie sich nicht, bei einem von ihnen den Wunsch verspürt zu haben, Tag und Nacht mit ihm zusammen zu sein.
    »Wer liebte je und nicht beim ersten Blick?«
    Dies, was immer dies sein mochte, kam Shakespeares beim ersten Blick näher als irgendetwas, das sie jemals erlebt hatte. Es war gewiss Lust, und zugegebenermaßen Lust von einer Intensität und Macht, die sie bisher nicht gekannt hatte, aber dennoch Lust. Aus unerfindlichen Gründen löste Gideon etwas in ihr aus. Etwas Unzivilisiertes, Unersättliches und wahrscheinlich mehr als ein wenig Verruchtes. Pure animalische Leidenschaft, vielleicht, unstillbares Verlangen oder unersättlicher Hunger, aber Liebe?
    »Vollkommen lächerlich«, sagte sie sich.
    Gideon beugte sich zu ihr, den Blick auf die Bühne gerichtet, und flüsterte: »Natürlich ist es lächerlich. Es ist eine Komödie.«
    Sie erschrak furchtbar. Hatte sie es laut ausgesprochen?
    Gideon sah sie an und lachte leise. »So schlecht ist sie eigentlich nicht. Man muss lediglich bereit sein, die Absurditäten hinzunehmen, die Shakespeare so geschickt schildert.«
    »Ja.« Sie lächelte verlegen. »Muss man. Wie dumm von mir, das zu vergessen.«
    Gideon betrachtete sie prüfend. »Stimmt etwas nicht? Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Doch, mir geht es gut. Wirklich.« Sie warf ihm ihr strahlendstes Lächeln zu. »Ich amüsiere mich bestens.«
    »Ich ebenfalls.« Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Bei seiner Berührung flatterte etwas in ihrem Bauch.
    Einen Moment später applaudierte das Publikum, der Vorhang fiel, und die Pause begann. Gideon sah sie immer noch versonnen lächelnd an.
    »Woran in aller Welt denkst du gerade?«
    »Ich denke gerade, dass ich keine Ahnung habe, wie ich hierher komme, aber ich bin unbeschreiblich dankbar, dass ich hier bin.« Er nahm ihre Hand und küsste sie, ohne die Augen von ihr abzuwenden. »Ich möchte nirgendwo sonst mit niemandem anders sein.«
    Sie mühte sich, belustigt zu klingen. »Wie überaus hübsch gesagt.«
    »Oh, ich sage fortwährend überaus hübsche Dinge. Du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
    Sie widerstand dem Drang, ihre Hand zurückzuziehen. »Ist dir bewusst, dass uns alle im Theater anstarren?«
    Ohne ihr Hand loszulassen, richtete er sich auf. »Ich wage zu behaupten, jeder Mann würde mir mit Freuden die Kehle aufschlitzen, könnte er auf diese Weise meinen Platz einnehmen.«
    Sie lachte. »Und was ist mit den Frauen?«
    »Ich vermute, die Frauen würden lieber dir die Kehle aufschlitzen.«
    »Um bei dir zu sein?«, fragte sie schmunzelnd.
    »Meine Bescheidenheit verbietet mir, dir zuzustimmen, aber...« Er lächelte auf eine Weise, die ohne Frage jede Frau aus Fleisch und Blut vor Erregung dahinschmelzen ließe. »Falls ich dich gleich hier und jetzt küssen sollte, möchte ich wetten, dass jede Frau in diesem Theater dich auf der Stelle töten würde, um an deinen Platz zu treten.«
    »Falls du mich gleich hier und jetzt küsst, gäbe es einen Skandal größten Ausmaßes.«
    »Ja, den gäbe es.« Wieder schenkte er ihr dieses verruchte Lächeln, bei dem ihre Knie nachgaben. »Aber den wäre es allemal wert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Gerüchteküche wird morgen schon hinreichend brodeln, weil wir zusammen gesehen wurden.«
    »Ich dachte, Klatsch und Tratsch machen dir nichts aus, und du magst die Reputation, die du hast.«
    »Machen sie mir nicht und tut sie auch«, entgegnete sie eilig, dann seufzte sie. »Ein bisschen macht es mir schon aus, denke ich. Ich habe mir mein Leben nach meiner Façon eingerichtet, und das hat seinen Preis. Die Gesellschaft verzeiht es gemeinhin nicht so schnell, wenn sich jemand über ihre Regeln hinwegsetzt.«
    »Andererseits wahrst du Diskretion, und so blieben deine Regelverstöße weitestgehend ungeahndet.«
    »Nein, ich hatte Glück.« Sie hatte fürwahr Glück gehabt. Dass die Gesellschaft sie nicht schmähte, geschah aus mehreren Gründen. Ganz oben auf der Liste stand natürlich Diskretion. Und sie war eine Witwe, was ihr gewisse Freiheiten gestattete. Außerdem hatte sie sich niemals wissentlich mit einem Mann eingelassen, der verheiratet oder anderweitig gebunden war. Und sie besaß

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