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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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sie es nicht offen ausgesprochen, aber es war trotzdem klar. Er zog seinen Gehrock aus und ließ ihn auf einen Stuhl fallen. Dennoch konnte es nicht schaden herauszufinden, wie sie über das Thema dachte und ob sie auch meinte, dass zwischen ihnen mehr sein könnte als freundschaftliche Zuneigung.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Es wäre klug, wenn er zunächst einmal entschied, wie er darüber dachte. Trotz allem, was er zu seiner Tante oder Helmsley gesagt hatte, war er sich in diesem Moment alles andere als sicher, die Antwort zu kennen.

Siebtes Kapitel
     
    »Das ist jetzt weit genug gegangen, Gideon.« Judith saß ihm in seiner Kutsche gegenüber, unterwegs nach Wer-weiß-wohin. Sie hatte vorgehabt, es wie einen Befehl klingen zu lassen, fürchtete jedoch, dass es sich viel zu entzückt angehört hatte. Was sie genau genommen auch war. »Ich bestehe darauf, dass du mir verrätst, wohin wir fahren.«
    »Ich entführe dich und verschleppe dich nach Südspanien, wo wir den Rest unserer Tage fröhlich und spärlich bekleidet über sonnige Strände tollen«, erklärte er so beiläufig, als wollte er ihr nichts Ungewöhnlicheres vorschlagen als eine Fahrt aufs Land.
    »Oh.« Sie überlegte kurz. »Das könnte etwas problematisch werden.«
    »Meinst du?« Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen, aber sie hörte an seiner Stimme, dass er lächelte.
    »Nun, ich habe überhaupt nichts bei mir, was sich für die sonnigen Strände Spaniens eignet, vom Herumtollen ganz zu schweigen.«
    »Deshalb erwähnte ich die spärliche Kleidung.« Er lachte leise. »Ich vermute, du wirst dich schnell anpassen.«
    »Oh, das würde ich auch meinen.« Vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder von weißen Sandstränden, Palmen und exotischen Pflanzen auf. Ein strahlend blauer Himmel, der vom noch blaueren Wasser reflektiert wurde. Alles zusammen ergab eine Vision von außergewöhnlicher Wärme mit einem Hauch von hedonistischer Dekadenz und vor allem sehr verrucht. Insbesondere weil dort aus dem blauen Wasser, bar jedweder Kleidung, Gideon ihr zulächelte. Seine Haut war sonnengebräunt, sein Haar windzerzaust. Er sah überhaupt nicht mehr wie ein englischer Gentleman aus, und sein Lachen erfüllte ihr Innerstes mit wohliger Wärme. Unwillkürlich nahm ihre Stimme einen fast sehnsüchtigen Ton an, als sie fragte: »Fahren wir tatsächlich nach Spanien?«
    Er lachte. »Heute Abend nicht. Heute Abend ist eine Überraschung.«
    »Spanien wäre eine Überraschung«, murmelte sie und verdrängte das Bild von einem ganz und gar unzivilisiert dreinblickenden Gideon.
    »Ja, wäre es durchaus, aber die heutige Überraschung ist nicht ganz so exotisch.« Er überlegte kurz. »In gewisser Weise schon exotisch, dem Thema nach zumindest, aber an sonnige spanische Strände reicht sie nicht heran.«
    »Schade.« Sie stutzte. »Exotisch sagtest du?«
    »Du bist wie ein Kind zu Weihnachten.«
    »Ja, bin ich. Ich mag Überraschungen, angenehme jedenfalls. Du nicht?«
    »Doch, ich glaube schon«, antwortete er zögernd. »Obwohl ich gestehe, dass ich darüber noch nie nachgedacht habe.«
    »Man denkt nicht über Überraschungen nach! Man genießt sie einfach.«
    Wieder lachte er leise. »Ich muss dich viel öfter überraschen.«
    »Ja, das musst du«, sagte sie betont steif, um die Erregung zu verbergen, die sie empfand. Die wiederum war nicht bloß der Tatsache geschuldet, dass er sie überraschte, sondern ebenso sehr der, dass er überhaupt in ihrer Nähe war. Vermaledeiter Mann!
    Beinahe drei Wochen waren seit ihrer heftigen Auseinandersetzung vergangen, und es waren recht bemerkenswerte Wochen gewesen. Entschuldigungen hatte es von keiner Seite gegeben; sie hatte nichts, wofür sie sich entschuldigen müsste, und offensichtlich dachte er genauso. Zwischen ihnen herrschte ein unausgesprochenes Friedensabkommen, das beinhaltete, nicht über Dinge zu sprechen, über die sie nicht sprechen wollte. Über alles erdenklich andere hingegen hatten sie sehr wohl geredet – Politik, Kunst, Klatsch. Und wie sie feststellten, waren sie bei einer Vielzahl von Themen einer Meinung. Beide begeisterten sich für Fotografie und sorgten sich wegen der Unvermeidlichkeit eines Kriegs mit Russland. Wann immer sie sich nicht einig waren, diskutierten sie mit Feuereifer, was mindestens so viel Spaß machte, wie sich einig zu sein.
    Fast jeden Abend hatte sie in seinen Armen verbracht, überwältigt von Leidenschaft und Feuer oder verzaubert von Zärtlichkeit und Liebe.

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