Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Abigail ganz sicher sein konnte, dass sie allein in der Bucht war, gab sie Joley durch ein Zeichen zu verstehen, die Luft sei rein, und dann wartete sie darauf, dass ihre Schwester sich ihr anschloss.
Joley starrte ehrfürchtig die geschmeidigen Tiere an, die auf dem Meer tanzten. »So viele Delfine auf einmal habe ich noch nie gesehen.«
»Sie sind wunderschön, nicht wahr?« Abbey watete in das
seichte Wasser und pfiff leise. »Behalte die Höhle und die Klippen im Auge, Joley. Ich werde jetzt Kiwi zu mir rufen.« Sie sah sich ein letztes Mal um und ließ ihren Blick über die Klippen und das Meer gleiten, um ganz sicherzugehen, dass sie keine Zuschauer hatte. Dann hob sie den Arm und beschrieb eine kleine Kreisbewegung, ehe sie ihre Hand an ihre Brust zurückzog und dabei wiederholt einen seltsam hohen Pfiff ausstieß. »Kiwi kommt.«
Das große Männchen schwamm ins seichte Wasser, bis es eine Tiefe von vielleicht dreißig Zentimetern erreicht hatte. Abigail watete den Rest des Weges zu ihm hinaus. Joley hielt den Atem an. Aus der Nähe war der Delfin riesig und wirkte unglaublich kräftig. Abigail redete beschwichtigend auf ihn ein und ließ ihre Hände über ihn gleiten, während sie die Wunde untersuchte.
»Wie schlimm ist es, Abbey?«, rief Joley. Sie blickte dem Delphin in das ihr zugewandte Auge. Sie sah Intelligenz darin und auch Nervosität. »Ihm gefällt gar nicht, dass du mich mitgebracht hast, stimmt’s?«
Abbey drehte das Tier behutsam in der Brandung um, damit sie die Wunde besser sehen konnte. »Das ist es nicht. Er fühlt sich schutzlos ausgeliefert. Sie scheinen erfassen zu können, wenn wir alle miteinander in Verbindung treten, und daher bezweifle ich, dass er sich an deiner Gegenwart stört. Ich versuche schon länger, dahinterzukommen, woher die Delfine es wissen, wenn wir Kontakt zueinander aufnehmen.«
»Liegt es vielleicht an den Energien? Wir können die Energien wahrnehmen. Möglicherweise können sie es auch.«
»Kann sein«, sagte Abigail versonnen. »Kiwis Wunden sind nicht allzu schlimm, aber er wird die Antibiotika brauchen, die ich mitgebracht habe. Die Kugel hat mir auf dem Rücken und den Schultern die Haut abgezogen und Kiwis Wunden scheinen ganz ähnlich wie meine zu sein. Wir haben beide Glück gehabt. «
»Libby wird sich deine Wunden heute Morgen ansehen wollen, Abbey. Sie wird deine Behandlung bestimmt nicht einem Sanitäter überlassen.«
»Ich möchte nicht, dass sie ihre Kraft an mich vergeudet. Es schmerzt ein wenig, aber das kann ich aushalten. Mein Bein merke ich mehr.«
»Hat dich wirklich ein Haifisch gebissen?«
»Nein! Natürlich nicht, und es war auch kein Angriff.« Abbey öffnete schnell ihre Tasche und zog eine dicke Salbe und ein Röhrchen Tabletten heraus. »Haie haben eine raue Haut, und ich denke, einer muss mich im Vorbeikommen gestreift haben.«
Joley verzog das Gesicht. »Sprich nicht darüber. Ich habe sowieso schon immer Angst um dich, wenn du mit den Delfinen schwimmen gehst. Früher hatte ich Albträume, in denen ein Seeungeheuer vorkam, das dich in ein nasses Grab hinunterzog. «
»Wirklich?« Abbey lachte. »Ich habe das Meer immer geliebt und es als ein wunderbares Märchenland empfunden. Das Meer ist interessant und jeden Tag anders. Mir gefällt, dass man seine Gefahren nie außer Acht lassen darf und dass ich stets auf der Hut sein muss.«
»Abbey, was tust du da?« Joley sah zu, wie ihre Schwester eine dicke Paste auf die Wunde schmierte und sich dann dicht neben dem Kopf des Delfins ins Wasser kauerte.
»Ich werde ihn mehrfach behandeln müssen, damit sich die Wunde nicht infiziert. Joley, es ist wichtig, dass du die Handzeichen nicht nachahmst, mit denen ich ihn zu mir gerufen habe, und auch nicht die Pfiffe oder das Zwitschern. Er vertraut mir, aber wenn dieses Vertrauen gebrochen würde, wäre es mir nicht mehr möglich, die Beziehung und Freundschaft mit ihm aufrechtzuerhalten.«
»Ich werde nicht gegen meine Schweigepflicht verstoßen«, sagte Joley, »aber ich habe ganz entschieden Einwände dagegen, dass du deine Hand in das Maul dieses Delfins steckst. Er hat
mehr Zähne als ein Hai.« Ihre Sorge wuchs, als sie Abigails Hand in dem offenen Maul verschwinden sah. »Was tust du da?«
»Ich verabreiche ihm die Antibiotika. Er braucht eine Kombination von mehreren. Mach dir keine Sorgen.«
»Nimm bitte deine Hand aus diesem Maul, bevor ich ausflippe und laut schreie oder irgendeinen anderen Blödsinn anstelle. Du
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