Zauber einer Karibiknacht
Frau, der er das Versprechen gegeben hatte, keinen Sex mit ihr zu haben. Und jetzt war er kurz davor – wobei zu allem Überfluss auch noch ihr Großvater und die Hochzeitsgäste ganz in der Nähe waren!
Aufstöhnend nahm er alle Willenskraft zusammen und ließ von ihr ab. Vorsichtig richtete er ihr Kleid und zog den Reißverschluss wieder zu.
„Sean …?“
Als er ihr in die Augen sah, Verwirrung und Lust darin erblickte, hätte er am liebsten sein Ehrgefühl beiseite geschoben und das getan, was sie beide wollten. Aber nein, das kam nicht infrage, das würde er nicht tun.
Noch jedenfalls nicht. Nicht bevor sie ihn von seinem Versprechen entbunden hatte.
Sie hielt sich an ihm fest, weil ihre Knie so stark zitterten. Das konnte er gut verstehen; auch er fühlte sich nicht ganz sicher auf den Beinen. So hatte ihn noch keine Frau durcheinandergebracht.
„Sean, das war …“
„Melinda“, brachte er keuchend hervor, „wenn wir noch ein paar Minuten so weitergemacht hätten, dann …“
„Oje. Ojeoje.“ Sie atmete tief durch. „Ich kann gar nicht glauben, dass wir …“
„Na ja“, murmelte er kleinlaut, „es war ein langer Tag.“
Sie lachte verlegen. „Ich hätte nicht … Unvorstellbar, dass ich wirklich wollte, dass du …“
Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „So schlimm ist das nun auch wieder nicht, Melinda. Schließlich sind wir verheiratet. Wir haben uns ja nur geküsst und … na ja.“ Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Jetzt mach dir deswegen keinen Kopf.“
„Sean … Es gibt da etwas, das du wissen solltest.“
Sie zögerte. Gespannt wartete er.
„Ich war mal verlobt. Mein Verlobter Steven Hardesty ist hier auf der Insel bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Vor etwas mehr als einem Jahr.“
In ihrem Blick lag Schmerz – und auch ein wenig Schuldgefühl. Noch vor ein paar Sekunden war Sean voller Begehren gewesen, doch jetzt war das Gefühl verflogen. Stattdessen empfand er Wut.
„Steven?“
Sie nickte und wich seinem Blick aus. „Er ist gestorben, und ich …“
„Was?“, fragte Sean. „Jetzt brauchtest du jemanden, der ihn ersetzt?“
„Wie bitte?“
„Oder warum bin ich sonst hier?“
„Ich bitte dich“, stieß sie verärgert hervor. „Du weißt genau, warum du hier bist. Wir haben eine Abmachung.“
„Ach ja?“ Durchdringend sah er sie an. „Abmachung oder nicht – vor ein paar Minuten warst du noch so in Fahrt, dass du bestimmt nicht sehr an den armen verblichenen Steven gedacht hast.“
„Du gemeiner …“ Sie verkniff sich den Rest der Beschimpfung und funkelte ihn stattdessen zornig an.
„Du hattest gesagt, an Liebe wärst du nicht interessiert. Warum? Hast du dich nach seinem Tod zum Trauern in ein Mauseloch zurückgezogen? Und deine Gefühle absterben lassen?“
„Du verstehst das nicht“, gab sie wütend zurück.
„Oh, ich verstehe mehr, als du denkst“, erwiderte er zornig. Er konnte das Ganze einfach nicht glauben. Melinda hatte über ihn Nachforschungen angestellt – jetzt wünschte er sich, dass er auch in ihrer Vergangenheit gegraben hätte. „Also war das Ganze gar keine rein geschäftliche Abmachung. Ich bin der Ersatz für den tollen, toten Steven.“
„Sprich nicht so über ihn.“
„Warum nicht? Als sein Ersatzmann bin ich doch gut genug, oder?“
Wütend sah sie ihn an. „Du bist kein Ersatz für Steven. Das könntest du gar nicht sein. Denn ihn … habe ich geliebt.“
Ihr Ausbruch machte ihn betroffen. Um Himmels willen, worauf habe ich mich da nur eingelassen? fragte er sich. Ich habe nur ans Geschäft gedacht. An das Land. Damit die Kings wieder einen Sieg verbuchen können. Wenn ich geahnt hätte, dass sie noch einem anderen Mann nachtrauert, hätte ich da nie mitgespielt. Das ist irgendwie … peinlich und beschämend.
„Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst“, murmelte sie.
„Ich hab’s einfach nicht gern, wenn man mir etwas verheimlicht. Oder mich manipuliert.“
„Ich habe dich überhaupt nicht manipuliert“, schoss sie zurück. „Wir hatten eine klare Abmachung. Und ein Bestandteil davon war: keinen Sex. Aber noch vor einer Minute hast du meine Brüste gestreichelt und wolltest mich ins Bett … manipulieren. Also – wem sollte man jetzt Vorwürfe machen?“
Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an, dachte Sean. Ich habe noch nie in meinem Leben irgendwelche Tricks angewandt, um eine Frau ins Bett zu bekommen, und das werde ich auch nie. Und jetzt sitzt
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