Zauber einer Karibiknacht
solltest berühmt sein. Eigentlich müsstest du deine Stücke an Tiffany oder so verkaufen.“
Melinda lächelte, stolz und auch ein bisschen verlegen. Außer Kathy hatte noch niemand ihre Arbeit gelobt. Sicher, sie wusste, dass sie gut war. Der Juwelier James Noble fand immer problemlos Käufer für ihre Stücke. Aber dass Sean sie eine Künstlerin nannte – das war schon ein ganz besonderes Lob, das ihr viel bedeutete.
„Das ist einer der Gründe, warum ich so gerne an meinen Treuhandfonds herankommen möchte“, erläuterte sie, während sie die Schmuckstücke wieder weglegte. „Ich würde mich gerne vergrößern und mir hier auf der Insel eine richtige Werkstatt einrichten. Und vielleicht zu einflussreichen Hotelgästen Kontakte knüpfen, damit mein Schmuck bekannter wird.“
„Eins verstehe ich nicht“, sinnierte Sean. „Warum werden deine Stücke nur bei einem Juwelier in der Stadt verkauft? Das Mindeste, was dein Großvater tun könnte, wäre, sie ins Sortiment des Hotel-Souvenirshops aufzunehmen.“
Betrübt verzog Melinda den Mund. „Großvater sieht es nicht so gern, dass ich arbeite.“
„Aha, verstehe.“
„Er hat halt ziemlich altmodische Ansichten. Deshalb ja auch diese ganze Sache mit der Heirat, damit jemand für mich da ist. Außerdem hatte er vermutlich Angst, dass meine Arbeit nicht gut genug ist. Dass ich auf den Sachen sitzen bleibe und aus Enttäuschung Depressionen kriege.“
„Darüber braucht er sich nun wirklich keine Sorgen zu machen.“
„Nochmals danke. Das Lob tut so gut.“
„Du bist ja jetzt verheiratet und bekommst den Treuhandfonds. Wirst du also demnächst Tesoro verlassen und in irgendeiner großen Stadt Profi-Schmuckdesignerin werden?“
„Nein.“ Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Die Insel werde ich ganz bestimmt nicht verlassen, sie ist mein Zuhause. Und obendrein kann ich nur hier den Tesoro-Topas bekommen.“
„Da hast du recht. Der Treuhandfonds dient dir also nur dazu, deinen Herzenswunsch wahr zu machen. Dir die Freiheit zu geben, das zu tun, was du wirklich tun willst.“
„Ganz genau.“
„Dann war es die Umstände ja wert. Ich meine … zu heiraten.“
„Auf jeden Fall.“ Als er langsam auf sie zukam, schlug ihr Herz höher.
Zärtlich ergriff er ihre Hand, besah sich die kleine Brandnarbe und fragte: „Soll ich die Stelle küssen? Meine Mutter hat immer gesagt, das hilft.“
Sein Blick verhieß ihr mehr von dem, was sie schon auf der Jacht genossen hatten. Eigentlich sollte ich nicht schon wieder Lust auf ihn haben, schoss es ihr durch den Kopf. Eigentlich sollte mein Körper noch satt und zufrieden sein. Doch sie verspürte einen Hunger in sich, von dem sie ahnte, dass er nie vergehen würde.
Ein paar Wochen noch, und die Ehe würde vorüber sein. Dann hätte sie ihren Treuhandfonds, ihr eigenes Geschäft, die Selbstständigkeit. Aber warum klang das alles plötzlich so wenig verheißungsvoll, so … einsam?
Als Sean sie in die Arme zog, beschloss sie, jetzt nicht über die Zukunft nachzugrübeln, sondern lieber die Gegenwart zu genießen.
So würden ihr wenigstens die wundervollen Erinnerungen bleiben, wenn Sean längst wieder seiner eigenen Wege ging.
Das gemeinsame Essen mit Melindas Großvater verlief gut.
Natürlich fiel es Sean schwer, den Blick von ihr zu lassen und sich auf das Gespräch mit Walter zu konzentrieren. Doch der alte Herr schien dafür Verständnis zu haben und lächelte Sean vielsagend an.
Dabei befindet er sich völlig auf dem Holzweg, dachte Sean. Er weiß ja nicht, dass die Ehe nur ein Trick ist und bald beendet sein wird. Dabei freut er sich so für seine Enkelin. Ich komme mir ganz schön mies vor, ihn so zu hintergehen.
Melinda lächelte ihm zu, und am liebsten hätte er schon wieder mit ihr geschlafen.
„Wie hat dir meine Jacht gefallen, mein lieber Sean?“, fragte Walter plötzlich.
„Sie ist großartig“, lobte Sean und musste an sein Beisammensein mit Melinda denken. „Ganz ehrlich, so viel Spaß habe ich noch nie auf dem Wasser gehabt.“
Melinda verschluckte sich fast an ihrem Wein und errötete. Sie ist so süß, wenn sie verlegen wird, dachte Sean amüsiert.
„Freut mich, dass du die Jacht magst“, sagte Walter. „Ich benutze sie nicht mehr sehr oft, und so erfüllt sie wenigstens noch ihren Zweck.“
„Ja, ich würde mit Melinda gerne mal wieder so eine Ausfahrt wie heute machen.“
„Wann immer du willst“, entgegnete Walter.
Melinda nahm einen großen Schluck
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