Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dufteten.
    »Achte auf giftige Dünste!« warnte Dor.
    »Ich glaube kaum, daß für mich dieselben Chemikalien giftig sind wie für dich«, schnatterte die Spinne.
    Doch die Düfte erwiesen sich als harmlos. Bienen summten zwischen den Blumen umher und ernteten ihre Pollen. Unbehelligt schritten und krabbelten sie unter dem Geäst weiter, bis sie auf eine hübsche Lichtung stießen.
    Sie sahen eine wohlgeformte junge Frau vor sich, die gerade damit beschäftigt war, ihr Haar zu bürsten. »Oh, Verzeihung«, sagte Dor.
    Sie lächelte. »Du bist ein Mann!«
    »Na ja –«
    »Fühlst du dich einsam?« Sie machte einen Schritt vor. Hüpfer ließ sich etwas abseits von einem Baum herab.
    Was Dor zuerst für Kleidung gehalten hatte, erwies sich beim näheren Hinsehen als überlappende grüne Blätter, wie die Schuppen eines Drachen. Sie war eine sanfte, süß duftende Kreatur mit einem hübschen Gesicht.
    »Ich… äh… wir sind bloß auf dem Weg zum…«
    »Ich lebe für einsame Männer«, sagte sie und breitete die Arme aus, um ihn zu umfangen. Dor, der nicht genau wußte, wie er sich in einer solchen Situation verhalten sollte, tat lieber gar nichts. Deshalb gelang es ihr auch mühelos, ihn zu umarmen. Ihr Leib war kühl und fest, ihre Lippen betörend. Sein Körper begann genauso zu reagieren wie bei Millie. Er wollte –
    »Freund«, schnatterte Hüpfer, der hinter der grünblättrigen Frau stand, »ist das üblich?«
    »Ich… ich weiß nicht«, gestand Dor, als ihre Lippen begierig nach seinen tasteten.
    »Ich meinte die Figur des Weibchens«, meinte die Spinne. »Sie ist sehr merkwürdig.«
    »Ja, für eine Spinne vielleicht! Scheint mir…« Dor wurde unterbrochen, denn nun hatten ihre Lippen die seinen gefunden. Oh, sie war aber wirklich einnehmend! »… eine ganz gute Figur zu sein«, fuhr er einen Augenblick später fort. Diese Brüste, diese schlanke Taille, diese fleischigen Schenkel –
    »Ich möchte euer Begrüßungsritual ja nicht unterbrechen. Aber wenn du dir mal ihre Hinterseite ansehen würdest –«
    »Äh, ja, natürlich.« Ihr Vorderseite war eigentlich interessant genug, aber er hatte durchaus nichts dagegen, auch den Rest zu begutachten. Sein Körper wußte recht genau, daß eine attraktive Frau von allen Seiten interessant war. Dor löste sich sanft aus der Umarmung und drehte die Frau um.
    Von hinten war sie hohl, wie ein Gipsabdruck – lediglich eine feste Schale. Sie besaß keinerlei innere Organe, und durch die Öffnungen ihrer Augen, ihrer Nase und ihres Mundes an der Vorderseite schimmerte Licht.
    »Was bist du?« fragte Dor und drehte sie wieder um. Von vorne war sie immer noch äußerst weiblich anzusehen.
    »Ich bin eine Waldfrau«, erwiderte sie. »Ich dachte, du wüßtest das. Ich tröste einsame Männer.«
    Eine bloße Fassade, die eine absolute Leere verhüllte! Ein Mann, der mit einem solchen Wesen Liebe machte –
    »Ich… äh, ich schätze, solchen Trost brauche ich nicht«, sagte Dor.
    »Oh.«
    Sie wirkte enttäuscht. Dann löste sie sich in Dunst auf und schwebte davon.
    »War ich das etwa?« fragte Dor entsetzt. »Habe ich sie in Nichts aufgelöst? Das wollte ich nun auch wieder nicht!«
    »Ich glaube, sie existiert nur für den jeweiligen Mann, dem sie begegnet«, meinte Hüpfer. »Für den nächsten Reisenden wird sie sicherlich wieder Gestalt annehmen.«
    »Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Zombie sein.« Dor mußte lachen. »Ein Zombiegeliebter!« Doch dann fiel ihm Millies Geliebter aus seiner eigenen Zeitperiode ein, Jonathan. So komisch war das gar nicht!
    Sie schritten weiter und kamen in ein felsiges Tal mit unregelmäßigen, scharfen Steinen: eine Katastrophe für jeden Zombie. Doch es gab auch einen freien Pfad, der lediglich von einer kleinen Krone blockiert wurde, die von vier hornähnlichen Zweigen gestützt wurde. Sie mußten nur diesen Gegenstand beiseite räumen, dann wäre der Pfad frei.
    Dor schritt darauf zu – und blieb stehen. Das war äußerst verdächtig. »Irgend etwas will, daß wir diese Krone anfassen«, sagte er.
    »Laß mich mal.« Hüpfer befestigte einen kleinen Stein an einem Seidenfaden und warf ihn auf die Krone.
    Der Boden brach auf, und eine Schlange zischte hervor, auf dem Kopf vier Hörner. Das Reptil schnappte nach dem Stein, den Hüpfer mit dem Faden weiterschleuderte, so daß er lebendig wirkte. »Ein Glück, daß wir auf Nummer Sicher gegangen sind!« sagte Dor erschüttert. »Besser du als wir, Stein.«
    Der Stein

Weitere Kostenlose Bücher