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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Roogna mußte dem Ansturm auch so standhalten.
    Jetzt kam eine Koboldhorde von Osten heran und umringte das Schloß. Die Armee war zwar von Süden aus heranmarschiert, hatte sich aber nach Osten und Westen ausgebreitet. Jetzt herrschte kein geregelter Marschrhythmus mehr: Die Armee brandete wieder wie eine riesige Horde heran. Die Verbündeten der Kobolde griffen offenbar die anderen Mauern an. Hier an der Nordseite waren nur reinblütige Kobolde zu sehen, und Dor fürchtete, daß dies wohl die verbissensten Gegner sein würden.
    Die verwirrte Vampirschar griff nun die Brüstung an. Schnell lief Dor auf der Mauer hin und her und sprach mit den vorragenden Steinen der fertiggestellten Bauabschnitte. »Sprecht mir nach: Nimm das hier, Fangfresse! Meine Pfeile werden dich hübsch pieken, ich hab’ dich im Visier! Vorsicht, ein Feuerpfeil!« Bald hatte er ein ganzes Potpourri solcher Bemerkungen ausgestreut, die dazu dienten, die Vampire beim Angriff zu verwirren. Er hoffte, daß sie zu dumm waren, um zu merken, daß sich hier gar keine Bogenschützen befanden. Das gestattete ihm, seine Zentauren am unfertigen Abschnitt einzusetzen, der noch keine Brüstung besaß.
    Die Zentauren auf der Ostmauer warfen Kirschbomben auf die Angreifer. Peng! Ein Kobold brach zusammen. Peng! Noch einer. Doch es waren mehr Kobolde als Kirschbomben. Dann ein Krachen! Ein Granatapfel sprengte einen Krater in den Boden, und die Körper wurden wie Strohpuppen umhergeschleudert.
    Doch die Kobolde ließen sich nicht einmal Zeit für eine Schrecksekunde. Sie preschten durch das rauchende Loch, über die frischen Leichen ihrer Gefährten hinweg, bis sie zum Graben kamen. Die Grabenungeheuer nahmen sie prompt in Empfang und verschlangen sie unzerkaut. Doch noch immer drängten die Kobolde weiter.
    »Ich wußte gar nicht, daß Kobolde schwimmen können«, sagte Dor überrascht.
    »Können sie auch nicht«, erwiderte Vadne.
    Die Kobolde umringten die Grabenungeheuer und hieben, krallten und bissen auf sie ein. Die Ungeheuer schnappten schnell zu und stopften sich unentwegt voll. Doch während jedes der Ungeheuer ein gutes Dutzend Kobolde verschlang, drängten Tausende der Wesen immer weiter heran. Die Ungeheuer wichen in tieferes Gewässer zurück, doch die Kobolde verfolgten sie planschend, hielten sich wie die Ameisen an ihnen fest und zwickten sie wie Nickelfüßler. Viele von ihnen wurden abgeschüttelt und versanken in der schlammigen Tiefe, doch unaufhörlich folgten weitere Feinde.
    »Was soll das überhaupt?« fragte Dor ungläubig. »Wollen die denn überhaupt keine Brücke oder so was bauen? Die sterben doch alle ohne jeden Sinn und Zweck!«
    »Dieser ganze Krieg ist sinnlos«, sagte Vadne.
    »Kobolde sind keine Baumeister, also besitzen sie auch keine Brücken.«
    »Leitern scheinen sie auch keine zu haben«, bemerkte Dor. »Also können sie auch die Mauern nicht besteigen. Das ist doch der blanke Wahnsinn!«
    Inzwischen trat das Wasser über seine Ufer: die Kobolde stürmten über eine aus Leichen aufgehäufte Furt, die die Grabenungeheuer erdrückt hatte. Endlich gelangten die Gegner an den Fuß der Befestigungsmauern.
    Sie handelten ohne erkennbare Strategie: Sie kletterten einfach übereinander hinweg, um die senkrecht emporragenden Mauern zu erstürmen. Dor sah mit morbider Faszination zu. Immer heftiger drängten die Horden gegen die Schloßmauern. Als die ersten Reihen niedergetrampelt worden waren, kletterten die Nachfolger auf die Körper. So entstand bald eine zweite, dritte und sogar vierte Schicht aus Leichen – und schon bald hatten die Kobolde ein Drittel der Mauer erklommen.
    Cedric stand neben Dor und blickte mit ihm auf das unter ihnen tobende Grauen hinab. »Hätte nie gedacht, daß ich einmal Mitleid für Kobolde empfinden könnte«, meinte er. »Nicht wir bringen sie um, sie töten sich gegenseitig – um die Mauern eines Schlosses zu erstürmen, das sie nicht brauchen!«
    »Vielleicht ist das der Unterschied zwischen Menschen und Kobolden«, sagte Dor. »Und Zentauren.« Doch er war sich seiner Sache keineswegs sicher. Die Mundanier hatten sich vor dem Schloß des Zombiemeisters ebenso sinnlos verhalten, und auch die Zentauren waren vor Dors Privatgespräch mit Cedric alles andere als einsichtig gewesen. Wenn eine Gesellschaft erst einmal vom Kriegsfieber gepackt wurde…
    Die Flut der Leiber stieg unentwegt an, jetzt hatten die Kobolde bereits die halbe Höhe der Mauer erklommen und kletterten immer weiter, und Dor

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