Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
wert ist oder nicht.«
    Was war die Ehre doch für ein seltsames Ding!, mußte Dor denken. Jetzt zählte der Häuptling doch tatsächlich darauf, daß der Gefangene sich gegen seine Kobolde durchsetzte!
    Zwei Kobolde eilten herbei und reichten Dor sein Schwert. Er war zwar froh, es wiederzubekommen, aber der bevorstehende Kampf behagte ihm gar nicht. Das Töten von Kobolden am Anfang seines Abenteuers hatte ihm alles andere als Spaß gemacht, und sein Unbehagen verstärkte sich noch, je mehr er sah, wie sehr diese Wesen seiner eigenen Rasse glichen. Sie sahen zwar anders aus, aber ihre Vorstellungen von Ehre waren die gleichen.
    Die Kobolde ließen ihm jedoch keine Wahl. Sie machten einen Kreis in der Mitte der Höhle frei, und dann stürzten sich fünf Kobolde des Crool-Klans auf ihn. Sie waren mit kleinen Keulen und spitzen Steinsplittern bewaffnet und sahen sehr entschlossen aus. Offensichtlich hatten sie vor, ihm den Garaus zu machen, wenn sie dazu die Gelegenheit bekamen.
    Dors Körper übernahm die Führung. Er trat den Angreifern mit wirbelndem Schwert entgegen. Die Kobolde wichen zur Seite aus. Dor schwang sich nach rechts und verpaßte einem der Kobolde einen solchen Tritt, daß das Geschöpf über den Boden schlitterte und auf eine Höhlenwand prallte und sein Steinmesser in Stücke sprang. Dann wandte er sich zu den anderen um und schwang sein Schwert. Wieder stoben die Kobolde auseinander. Und noch ein Stoß, um den Kobold zu vertreiben, der sich von hinten anzuschleichen suchte – Dor fing die Keule mit seiner Klinge ab und verpaßte dem Kobold einen linken Haken. Er streifte den Angreifer am Kopf, der so hart wie Fels war, und warf ihn zurück.
    Plötzlich stand Dor allein im Kreis. Er hatte die Bande besiegt, dank der Kraft und der Geschicklichkeit seines Körpers – und er hatte nicht einen Kobold dabei töten müssen. Jetzt fühlte er sich schon besser. Es machte die vier zwar nicht mehr lebendig, die er früher getötet hatte, aber es beruhigte sein Gewissen doch etwas.
    Craven lächelte schräg. »Ist das nun ein angemessenes ›mein Herr‹ oder nicht?« fragte er rhetorisch. »Mensch, behalte du dein Schwert, du hast dir Respekt verschafft und deine Stellung klargestellt. Komm – du und deine Begleiter sollen meine Gäste sein.«
    Hüpfer schnatterte: »Es sieht so aus, als legten Kobolde großen Wert darauf, daß man seine Stellung klarstellt«, übersetzte das Netz. »Du bist sehr schlau gewesen, diesen Titel zu verwenden.«
    Dor war verlegen. »Ich dachte mir bloß, daß man das wohl zu einem Häuptling sagen müßte.«
    »Sieht so aus, als hättest du recht gehabt.«
    Aus der Gefangenschaft war nun durch das Wunder der Höflichkeit ein Besuch geworden. Der Koboldhäuptling gab ein üppiges Essen für sie, mit Höhlenläusen, kandierten Schnecken und ausgesuchten Tausendfüßlern. Hüpfer meinte, daß alles köstlich schmecke. Dor und Millie waren sich da nicht ganz so sicher.
    »Dann habt ihr also gegen die widerlichen Harpyien gekämpft«, sagte Craven und machte Konversation, während er manierlich mit seinen gelben Zähnen mehrere Teile eines Tausendfüßlers auf einmal abriß und die Beine durch eine Zahnlücke ausspuckte. Zuerst war er Hüpfer ein wenig distanziert gegenübergetreten, doch nachdem er die Freßzangen der Spinne dabei beobachtet hatte, wie sie die Nahrung so zermalmten, wie es andere Geschöpfe mit ihren Kiefern taten, wirkte er ganz zufrieden. Das Zermalmen sah noch fürchterlicher aus als das der Kobolde, war also ein Beweis für noch bessere Tischsitten. Als die Spinne dann noch eine Verdauungsflüssigkeit ausschied, die die Delikatessen in einen Brei auflöste, und sie hinuntersaugte, klatschten die Kobolde begeistert Beifall. So hatten sie selbst noch nie essen können!
    »Gut, daß wir euch gerettet haben«, sagte der Häuptling während einer Bewunderungspause. So sehr er es auch versuchen mochte, es gelang ihm nicht, seine Nahrung mit Speichel vor dem Hinunterschlingen zu verflüssigen.
    »Ja«, stimmte Dor ihm zu.
    Die Schnecken schmeckten gar nicht einmal so schlecht, ihr Fleisch war schwammig und saftig, und Millie hatte inzwischen sogar die Läuse genießen gelernt. Sie kaute sie gut durch und spuckte die dünnen Beine nach bester Koboldmanier aus, aber so, daß es irgendwie zierlich wirkte. Der ganze Bankettisch war mit Beinen übersät.
    »Warum waren sie denn hinter euch her?« wollte Craven wissen. »Wir sind hervorgekommen, weil wir Lärm hörten, und

Weitere Kostenlose Bücher