Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
Vom Netzwerk:
sich dabei. Merana klopfte
ihm ein paar Mal mit der Hand auf den Rücken, während er Mühe hatte, den eigenen
Lachanfall zu bändigen.
    »Sind bei
euch in der Truppe alle solche Spaßvögel wie Sie?«, fragte der Assistent und japste
nach Luft.
    »Nein«,
erwiderte Merana und fing sich allmählich wieder. »Und ich bin im Grunde auch keiner
von der lustigen Sorte. Aber die Situation mit dem Auftritt Ihrer Mutter hatte eine
derart groteske Note, dass man bei allem gebotenen Ernst sich dem Lachen nicht entziehen
kann.«
    »Da haben
Sie recht, Herr Kommissar. Es klingt nach einem skurrilen Einfall in einem schlechten
Film. Warten Sie einen Moment, bitte.« Der junge Mann verschwand hinter einer der
Stoffbahnen, die am hinteren Bühnenteil vom Schnürboden herabhingen. Gleich darauf
kam er mit zwei Stühlen zurück. Sie nahmen Platz.
    »Wissen
Sie, im Grunde ist meine Mutter gar nicht so übel. Sie ist eine Frau, mit der man
die sprichwörtlichen Pferde stehlen kann. Sie hat mir zwar in meiner Jugend hie
und da ordentlich die Federn gestutzt, aber sie hat mich in meiner Entwicklung im
Großen und Ganzen nicht behindert. Das Malheur hat angefangen, als vor zwei Jahren
mein Vater starb und sie eine Betätigung suchte, um sich von ihrem Schmerz abzulenken.
Plötzlich hatten wir im Keller eine ganze Horde von Igeln, die durch den Winter
gebracht werden musste. Sie fing an, mit wildfremden Leuten nächtens Kröten am Straßenrand
einzusammeln, um diese kübelweise bis zum nächsten Teich zu schleppen. Dann half
sie drei Mal pro Woche im Tierheim aus, und jetzt sind die Vögel an der Reihe. Ist
ja alles löblich, aber man kann es auch übertreiben. Sollte sie je anfangen, auf
dem Landgut dieses promisüchtigen Reserve-Franz-von-Assisi hier gleich in der Nähe
anzuheuern, dann lasse ich sie auf der Stelle für unmündig erklären!«
    Die offene
Art des jungen Mannes gefiel Merana.
    »Wenn das
so weitergeht, muss ich etwas unternehmen, Herr Kommissar. Manchmal denke ich mir,
ich sollte ihr vielleicht einen neuen Mann suchen.«
    »Ich hätte
da vielleicht einen brauchbaren Kandidaten.«
    Der Assistent
sah den Kommissar verwundert an. »Wie meinen Sie das?« Merana winkte ab. »Davon
erzähle ich Ihnen ein anderes Mal. Jetzt wollen wir über den tragischen Vorfall
bei der Premiere reden.« Doch der junge Mann konnte nicht viel an Verwertbarem zu
Meranas Fragen beitragen. Er war die letzten zwei Stunden vor der Aufführung im
Ballettsaal vor allem mit den Schlangenkindern beschäftigt gewesen. Während des
ersten Aktes, genauso wie nach der Pause, hätte er sich vorwiegend hinter der Bühne
aufgehalten und mitgeholfen, dass die Auftritte problemlos funktionierten.
    »Wann haben
Sie Frau Todorova vor ihrem Arien-Einsatz im zweiten Akt zuletzt gesehen? In der
Pause?«
    Er dachte
kurz nach. »Ja, knapp vor dem zweiten Einläuten. Wir sind einander auf dem Gang
vor den Garderoben begegnet.«
    »Ist Ihnen
etwas Besonderes an ihr aufgefallen?«
    Wieder dachte
er eine Weile nach. »Im Grunde genommen nicht. Eine leichte Anspannung vielleicht.
Aber die hatten wir alle wegen der Premiere. Auch so erfahrende Bühnenfüchse wie
Frau Todorova oder Ferdinand Hebenbronn konnten sich der nicht ganz entziehen.«
    »Bitte,
denken Sie noch einmal genau nach, Johannes. Jedes Detail ist wichtig.«
    Der junge
Theatermann legte die Hände vor sich auf die Knie. »Anabella Todorova klagte über
Kopfschmerzen. Aber das war nichts Besonderes. Sie litt manchmal unter Migräne.
Einmal mussten wir deswegen eine Probe früher abbrechen. Aber sonst fällt mir nichts
mehr ein.«
    Kopfschmerzen?
Hatte sie da bereits erste Anzeichen von Schwäche? Begann das Phenobarbital schon
zu wirken? Sie mussten unbedingt mehr Zeugen auftreiben.
    »Ah, Herr
Kommissar …« Merana
hörte die Stimme des Intendanten hinter sich. Jean Pierre Vital war in Begleitung
einer Frau, die eine dunkle Hose trug und darüber eine Art Poncho, dessen Fransen
ihr bis zu den Knien reichten. »Darf ich Ihnen Frau Kurzmann vorstellen, die uns
in dieser schwierigen Situation aus unserer Bedrängnis hilft.« Er machte die beiden
miteinander bekannt. »Und das, liebe Milena, ist unser hoch talentierter Assistent
Johannes Stiegler, der einmal ein großer Regisseur werden wird.« Das Lob des Intendanten
freute den groß gewachsenen jungen Mann. Seine Ohren begannen zu glühen. Die Sängerin
reichte ihm die Hand. »Ich freue mich sehr, mit Ihnen zu arbeiten, Johannes. Ich
vertraue ganz auf Ihre

Weitere Kostenlose Bücher