Zauberin von Darshiva
Wein krieg ich einen sauren Magen!«
»Bringt auch Bier für meinen schmuddeligen Freund. Und gebt in der Küche Bescheid, daß wir elf Personen zum Abendessen sind.«
»Sofort, Eure Hoheit.« Der Diener verbeugte sich und verließ das Gemach.
»Du hast doch sicher auch Bäder, oder?« erkundigte sich Polgara und nahm den leichten Umhang ab, den sie während der Seereise getragen hatte.
»Aber du hast erst gestern in Jarot gebadet, Pol!« erinnerte Belgarath sie.
»Ja, Vater«, antwortete sie verträumt. »Ich weiß.«
»Jede Suite hat ein eigenes Bad«, versicherte ihr Silk. »Sie sind nicht ganz so groß wie die in Zakaths Schloß, aber sie erfüllen ihren Zweck.«
Sie lächelte und setzte sich auf einen Diwan.
»Bitte, nehmt doch alle Platz«, forderte Silk die übrigen auf.
»Meinst du, irgendwelche deiner Leute hier wissen, was in der Welt vorgeht?« fragte Belgarath den kleinen Mann.
»Natürlich.«
»Wieso natürlich?«
»In meiner frühen Jugend beschäftigte ich mich mit Spionieren, Belgarath, und alte Gewohnheiten sind nicht so leicht abzulegen. Meine Leute haben alle den Auftrag, Information zusammenzutragen.«
»Und was machst du damit?« fragte ihn Sammet.
Er zuckte die Schultern. »Ich sehe sie durch, sortiere sie. Es macht mir fast soviel Spaß, mit Informationen umzugehen wie mit Geld.«
»Läßt du Javelin in Boktor irgendwelche davon zukommen?«
»Hin und wieder – nur um ihn wissen zu lassen, daß ich noch lebe.«
»Ich bin sicher, daß er das weiß, Silk.«
»Wie wär’s, wenn du nach jemandem rufst, der uns über das Neueste informiert?« sagte Belgarath. »Wir haben schon lange nichts mehr erfahren, und es würde mich interessieren, was gewisse Leute im Schilde führen.«
»Wird gemacht.« Wieder zog Silk an der Klingelschnur, und ein anderer livrierter Diener eilte herbei. »Würdet Ihr Vetter zu uns bitten?«
Der Lakai verbeugte sich und ging.
»Vetter ist mein hiesiger Faktor«, erklärte Silk und setzte sich ebenfalls.
»Wir haben ihn aus Bradors Geheimpolizei abgeworben. Er hat einen aus-geprägten Geschäftssinn und die sehr brauchbare Ausbildung im Nachrichtendienst.«
Vetter erwies sich als Mann mit schmalem Gesicht und einem nervösen Zucken im linken Lid. »Eure Hoheit wollten mich sprechen?« fragte er respektvoll.
»Ah, da seid Ihr ja, Vetter«, sagte Silk. »Ich komme direkt aus dem Hinterland, und es wäre schön, wenn Ihr mir sagen könntet, was sich in letzter Zeit getan hat.«
»Hier in Melcene, Eure Hoheit?«
»Lieber etwas allgemeiner.«
»Gut.« Vetter überlegte kurz. »In Mal Zeth herrschte die Pest«, begann er. »Der Kaiser ließ die Stadt hermetisch absperren, um eine Ausbreitung zu verhindern. Deshalb konnten wir auch eine Zeitlang nichts aus der Hauptstadt erfahren. Doch inzwischen ist die Pest besiegt, und die Tore wurden wieder geöffnet. Die Agenten des Kaisers bewegen sich wie frü-
her frei in ganz Mallorea.
In Mittelkaranda kam es zu Aufständen. Die Bevölkerung wurde offenbar durch einen ehemaligen Grolim namens Mengha aufgewiegelt. Die Karandeser glauben, daß Dämonen etwas damit zu tun hatten, aber das glaubten die Karandeser bei allen ungewöhnlichen Ereignissen. Es scheint jedoch tatsächlich ein paar übernatürliche Geschehnisse in jenem Gebiet gegeben zu haben. Mengha wurde seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, und allmählich kehrt wieder Ruhe und Ordnung ein. Der Kaiser nahm die Sache jedenfalls so ernst, daß er die Armee aus Cthol Murgos zurückrief, um den Aufstand niederzuschlagen.«
»Hat er diesen Befehl inzwischen zurückgezogen?« erkundigte sich Silk.
»Wenn es in Karanda ohnehin wieder ruhiger wird, braucht er die Truppen ja nicht, oder?«
Vetter schüttelte den Kopf. »Die Truppen treffen nach wie vor in Mal Gemila ein«, berichtete er. »Nach allem, was wir aus Mal Zeth erfahren konnten, hat der Kaiser die Lust an einer Unterwerfung von Cthol Murgos verloren. Er hatte private Gründe für den Feldzug, die ihm offenbar nicht mehr so wichtig scheinen. Seine Hauptsorge ist gegenwärtig die bevorstehende Auseinandersetzung zwischen dem Jünger Urvon und der Zauberin Zandramas. Urvon leidet offenbar unter einer Geisteskrankheit, aber seine Untergebenen bewegen Verbände Bewaffneter in das Gebiet. Es scheint sich um eine größere Offensive zu handeln. Auch Zandramas zieht ihre Streitkräfte zusammen. Nach unserer Schätzung kann es nicht mehr lange dauern, bis der Kaiser eingreift und seine Armee schickt, um
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