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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die sie mit in den Tod genommen hatten. Der Satrap war ein Häufchen Elend und hockte hinter ihm. Er war zwar unverletzt, schwankte aber heftig hin und her. Kennit selbst war mitgenommen, aber bis jetzt blutete er noch nicht.
    Er saß auf dem offenen Deck in der Nähe des Schiffshauses und musste zu seinen Wachen aufblicken. Er hatte genug von ihren spöttischen, höhnischen Gesichtern. Es hatte ihnen viel Spaß gemacht, ihm die Krücke abzunehmen und ihn einfach umfallen zu lassen. Seine Rippen schmerzten noch von den Tritten ihrer schweren Stiefel. Dieser plötzliche Kurswechsel seines Glücks verwirrte ihn ebenso wie seine Verletzungen.
    Wohin war sein Glück verschwunden? Wie konnte ihm das passieren, ihm, König Kennit von den Pirateninseln? Noch einen Augenblick zuvor hatte er den Satrap von Ganz-Jamaillia gefangen gehalten und einen unterzeichneten Vertrag in der Hand gehabt, der ihn als König der Pirateninseln anerkannte.
    Er hatte seine Bestimmung gefühlt, hatte sie kurz berührt. Und jetzt das! Er war seit seiner Jugend nicht mehr so hilflos gewesen. Den Gedanken schob er schnell beiseite. Nichts von dem wäre passiert, wenn Wintrow und Etta ihm gefolgt wären, wie sie es eigentlich hätten tun sollen.
    Er fühlte, wie der Satrap hinter ihm aus seiner tiefen Ohnmacht erwachte. Der Mann stöhnte leise. Kennit stieß ihm unauffällig den Ellbogen in die Seite. »Ruhe«, sagte er leise.
    »Setzt Euch hin und versucht, selbstsicher zu wirken. Je mehr Schwäche Ihr zugebt, desto mehr werden sie Euch verletzen. Ich brauche Euch aber in einem Stück.«
    Der Edle Hohe Satrap von Ganz-Jamaillia setzte sich hin, schniefte und sah sich furchtsam um. Auf dem Deck liefen Männer eilig an ihnen vorbei. Sie versuchten, das Schiff noch schneller zu machen. Zwei Männer bewachten sie. Der eine hatte eine lange Klinge, der andere eine widerliche Keule.
    Kennits linker Arm war immer noch taub von seiner letzten Begegnung damit.
    »Ich bin verloren. Alles ist verloren!« Der Satrap wiegte sich hin und her.
    »Hört damit auf!«, zischte Kennit ihn an und fuhr leise fort:
    »Wenn Ihr jammert und stöhnt, denkt Ihr nicht nach. Seht Euch um. Jetzt müsst Ihr noch mehr als sonst der Satrap von Ganz-Jamaillia sein! Verhaltet Euch wie ein König, wenn Ihr wie einer behandelt werden wollt. Setzt Euch aufrecht hin, seid wach und empört. Benehmt Euch, als hättet Ihr die Macht, sie alle zu töten.«
    Kennit selbst folgte bereits seinem eigenen Ratschlag. Wenn die Jamaillianer den Satrapen ergriffen hätten, um sich seiner zu entledigen, dann hätten sie ihn auf der Stelle umgebracht.
    Dass sie beide noch lebten, bedeutete, dass der Satrap lebendig einen gewissen Wert für sie hatte. Falls das so war, und falls der Satrap ein gewisses Maß an Dankbarkeit Kennit gegenüber empfand, dann würde er vielleicht auch das Leben des Piraten retten. Kennit legte all seine Kraft in seine Stimme und ließ sein Flüstern zuversichtlich klingen. »Sie werden diese Misshandlung an uns nicht ungestraft überstehen. Meine Schiffe verfolgen uns bereits. Betrachtet unsere Häscher und stellt Euch vor, wie Ihr sie töten werdet.«
    »Langsam«, versprach der Satrap, aber seine Stimme zitterte noch ein wenig. »Sie werden langsam sterben«, sagte er entschlossener. »Und viel Zeit haben, ihre Dummheit zu bereuen.« Es gelang ihm, sich aufzurichten. Er hüllte sich enger in den roten Umhang und starrte ihre Wachen an. Wut steht ihm gut, dachte Kennit. Es vertreibt die Furcht und das Kindliche aus seiner Miene. »Meine eigenen Adligen haben sich gegen mich gewendet. Sie werden für ihren Verrat bezahlen. Sie und ihre Familien. Ich werde ihre Häuser niederreißen, ihre Wälder abholzen und ihre Felder verbrennen. Sie werden bis in die zehnte Generation dafür leiden. Ich kenne ihre Namen.«
    Ein Wächter hatte seine Worte gehört. Er versetzte dem Satrapen einen verächtlichen Tritt. »Halt die Klappe! Noch vor dem Abend bist du tot! Ich habe gehört, wie sie es gesagt haben. Aber sie wollen es irgendwo tun, wo sie alle es sehen können. Durch Blut gebunden, nennen sie es.« Er grinste und zeigte seine miserablen Seemannszähne. »Das gilt auch für dich, ›König‹ Kennit. Vielleicht darf ich es ja selbst erledigen. Ich habe zwei Kameraden an deine verdammten Schlangen verloren.«
    »KENNIT!«
    Der Schrei war die Stimme des Windes selbst, das Gebrüll eines wütenden Gottes. Der Wächter wirbelte herum und sah nach achtern. Kennit wurde von einem

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