Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Kamm wie die Königin der Altvorderen auf den alten Wandteppichen. Die Schuppen fangen sogar schon an, rot zu werden. Ach, meine Schöne, meine Dame, meine Königin, Tintaglia hatte Recht. Du bist die Einzige, die als Mutter für die Kinder in Frage kommt, Kinder, die wir machen werden.«
Seine Worte ergaben keinen Sinn, aber das kümmerte sie nicht. Seine Miene verriet Akzeptanz und auch Ehrfurcht.
Seine Blicke glitten unablässig über ihr Gesicht, staunend und entzückt. »Deine Brauen auch, und sogar deine Lippen. Du fängst an, dich zu schuppen. Hilf mir hoch!«, verlangte er. »Ich muss dich ganz betrachten. Ich muss dich umarmen, um zu wissen, dass dies real ist. Ich habe einen so weiten Weg hinter mir und habe so oft von dir geträumt.«
»Aber du bist verletzt«, protestierte sie. »Da ist so viel Blut, Reyn…«
»Das meiste stammt nicht von mir, denke ich.« Er legte seine Hand an die Schläfe. »Ich war bewusstlos. Und ich habe einen Schwerthieb gegen meinen linken Arm bekommen. Aber sonst…« Er bewegte sich langsam und stöhnte. »Tut mir nur der ganze Körper weh!«
Er zog die Füße an, kniete sich hin und stand langsam auf.
Malta erhob sich mit ihm und stützte ihn. Er hob eine Hand und rieb sich die Augen. »Mein Schleier!«, rief er plötzlich.
Dann sah er sie an. Sie hätte nicht geglaubt, dass ein Mann sich so freuen konnte. »Also wirst du mich heiraten?«, fragte er entzückt und ungläubig gleichzeitig.
»Wenn du mich so willst, wie ich bin.« Sie stand aufrecht da und entschloss sich zur Wahrheit. Sie konnte ihn nicht blindlings in diese Angelegenheit hineinstolpern lassen, ohne dass er wusste, was andere vielleicht später über seine Braut flüstern würden. »Reyn, da gibt es vieles, was du zuerst über mich erfahren musst.«
In diesem Moment schrie Viviace etwas von Aufgeben. Einen Augenblick später warf ein mächtiger Stoß sie beide wieder auf das Deck. Reyn schrie vor Schmerz auf, rollte sich aber herum um Malta zu schützen. Das Schiff erbebte unter ihnen, als er sie umarmte. Er lag neben ihr, hielt sie mit seinem unverletzten Arm fest und schützte sie beide gegen alle Schläge der Welt.
Als die Seeleute schrien und der Kampflärm erneut aufbrandete, flüsterte er ihr ins Ohr: »Das Einzige, was ich wissen muss, ist, dass ich dich jetzt endlich habe.«
Wintrow verstand es zu kommandieren. Während Althea zusammen mit den anderen Seeleuten seinen Befehlen gehorchte, begriff sie ihren Sinn. Und sie sah noch etwas, etwas, was mehr Bedeutung hatte als ihre Anerkennung. Die Mannschaft vertraute ihm. Jola, der Erste Maat, stellte weder seine Kompetenz noch seine Autorität in Frage, Kennits Rolle einzunehmen. Genauso wenig wie Etta. Und Viviace selbst gab sich ohne zu zögern in seine Hände. Althea spürte eifersüchtig den Austausch zwischen den beiden. Mühelos und ohne Aufwand ermunterten und informierten sie sich gegenseitig.
Sie schlossen sie nicht aus, sondern es strömte einfach an ihr vorbei, wie ein Gespräch von Erwachsenen über den Kopf eines Kindes hinwegstreicht.
Der Priesterjunge, der so klein und dürr wie ein Kind gewesen war, hatte sich zu diesem schlanken, aber energischen jungen Mann gemausert, der mit einer Männerstimme Befehle brüllte. Sie erkannte plötzlich schuldbewusst, dass ihr eigener Vater diese Möglichkeit in Wintrow nicht gesehen hatte.
Anderenfalls hätte Ephron Vestrit niemals erlaubt, dass Keffria ihren ältesten Sohn Priester werden ließ. Selbst sein eigener Vater hatte ihn nur als Platzhalter benutzen wollen, bis Selden, sein jüngerer, kühnerer Sohn, alt genug war. Nur Kennit hatte Wintrows Talente erkannt und sie geweckt. Kennit, der Vergewaltiger, war gleichzeitig auch der Tutor gewesen, den Wintrow beinahe angebetet hatte, und der Mentor, der ihn befähigt hatte, seinen Platz auf diesem Deck einzunehmen und es zu befehligen.
Die Gedanken schossen ihr ebenso rasch durch den Kopf, wie der Wind die Segel blähte, und sie trampelten auf ihren Gefühlen herum wie die Matrosen auf Viviaces Decks. Althea konzentrierte ihre Wut und Energie darauf, an einem Tau zu ziehen. Sie hasste und verabscheute Kennit. Aber noch stärker, als der Wunsch, ihn zu töten, war die Notwendigkeit, ihn bloßzustellen. Sie wollte ihm die Liebe und die Loyalität seiner Gefolgsleute entreißen, so wie er ihr die Würde und Intimität ihres Körpers genommen hatte. Sie wollte ihm dasselbe antun, was er ihr angetan hatte, wollte ihm etwas nehmen, was er
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