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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war ihnen von den Gesichtern abzulesen, als sie sich Kennit näherten. Sie würden beide, Pirat und Satrap, auf Befehl ihres Kapitäns töten, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Kennits Einschätzung von Cosgos Wert stieg. Er würde ihn am Leben erhalten und ihn selbst kontrollieren. Der Satrap bildete eindeutig die größte Bedrohung für Jamaillia und hatte infolgedessen für Kennit den größten Wert. Sie hatten sich nicht einmal durch einen Schlangenangriff abschrecken lassen und alles riskiert, um ihn zu ergreifen. Kennit würde ihn sich wiederholen, und dann würden sie teurer für ihn bezahlen, als sie es sich jemals erträumt hatten. Viviace lag längsseits. Er brauchte sie nur einige Minuten hinzuhalten, bis Etta und Wintrow ihm zu Hilfe kamen.
    »Tretet hinter mich!«, befahl er dem Satrapen und schob ihn grob zurück. Kennit stemmte eine Hand gegen das Schiffshaus, damit er nicht umfiel, und schützte den hingekauerten Magnadon mit seinem Körper. Mit der freien Hand riss Kennit seinen Umhang los. Die herankommenden Matrosen zögerten keine Sekunde. Er wehrte den Hieb des ersten Mannes ab, indem er dessen Schwert mit dem Umhang zur Seite schlug.
    Gleichzeitig versuchte er, danach zu greifen, und hoffte, dass er es dem Soldaten entreißen konnte. Aber es rutschte aus den Falten des schweren Mantels.
    Der zweite Matrose war ein großer, korpulenter Bursche, eher Schmied als Schwertkämpfer. Er hatte nicht viel Sinn für Finesse oder Eleganz, sondern trat vor, holte aus und rammte sein schweres Schwert durch Kennit hindurch und in den Satrapen hinein. Seine Klinge heftete sie zusammen. »Hab sie beide erwischt!«, grölte er zufrieden. Kennit bemerkte, wie schmutzig und fettig das gestreifte Hemd des Soldaten war.
    Dann riss der Mann seine Klinge aus seinen beiden Opfern heraus und drehte sich zu den Enterern um. Kennit und der Satrap fielen gemeinsam zu Boden.
    Noch während er fiel, mochte Kennit es nicht glauben. Das durfte doch nicht wahr sein! So etwas passierte doch nicht ihm!
    Ein schriller Schrei, wie der eines sterbenden Kaninchens, ertönte hinter ihm. Der Schrei verebbte und wurde zu Schmerz.
    Er durchdrang ihn in Windeseile. Der Schmerz war weiß, unerträglich weiß, und so intensiv, dass er nicht einmal schreien konnte. Eine lange Zeit später, jedenfalls kam es ihm so vor, stoppte das Deck seinen Fall. Er presste beide Hände auf seinen Unterleib. Blut drang zwischen seinen Fingern hervor. Einen Moment später schmeckte er es, sein eigenes Blut in seinem Mund, salzig und gleichzeitig süß. Er hatte es schon früher gekostet: Igrot hatte ihn gern mit dem Handrücken geschlagen. Der Geschmack von Blut in seinem Mund war immer der Vorbote von noch größerem Schmerz gewesen.
    »Paragon!« Er hörte seinen atemlosen Ruf, wie er immer gerufen hatte, wenn der Schmerz zu unerträglich wurde. »Ich bin verletzt, Schiff. Ich bin verletzt.«
    »Atme weiter, Kennit.« Die winzige Stimme an seinem Handgelenk drängte ihn beinahe panisch. »Halte durch. Sie sind fast da. Atme weiter.«
    Dummes Amulett! Er atmete doch, oder nicht? Unglücklich schlug er die Augen nieder. Mit jedem Atemzug sickerte Blut über seine Lippen. Sein schönes weißes Hemd war ruiniert.
    Etta würde ihm ein neues nähen. Er schmeckte das Blut, er roch es. Wo war Paragon? Warum nahm er ihm den Schmerz nicht ab? Er versuchte ihn zu rufen, indem er die Worte des Schiffes zu sich selbst sagte. »Bleib ruhig, Junge«, flüsterte er, wie Paragon es immer getan hatte. »Bleib ruhig. Ich nehme es dir ab. Gib alles mir. Kümmere du dich nur um dich selbst.«
    »Er lebt noch!«, schrie jemand. Kennit blickte zu dem Sprecher hoch und flehte um Erlösung. Aber das Gesicht, das auf ihn herabblickte, war das eines Jamaillianers. »Du Dummkopf, Flad! Du hast ihn nicht mal umgebracht!«
    Geschickt versenkte der Mann seine schlanke Klinge in Kennits Brust und zog sie dann wieder heraus. »Diesmal hab ich ihn erwischt!« Die Befriedigung in seiner Stimme folgte Kennit in die Dunkelheit.
    Sie kamen zu spät. Wintrow schrie seine Qual heraus und tötete den Mann, der eben seinen Kapitän umgebracht hatte. Er tat es, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, von Reue ganz zu schweigen. Die Mannschaft, die ihm auf die Viviace gefolgt war, schlug ihm eine Schneise durch das überfüllte Deck. Etta stürzte an Wintrow vorbei und landete auf den Knien neben Kennit.
    Sie berührte sein Gesicht und seine Brust. »Er atmet! Er atmet noch!«, schrie sie

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