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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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vorherigen Seeschlangenattacken aufgehalten wurden. Althea sah, wie das Hauptsegel eines Schiffes plötzlich nachgab und auf das Deck stürzte. Vermutlich hatte sich Schlangengift allmählich durch die Leinwand gefressen.
    Ihre einzige Hoffnung bestand darin, den Kreis zu durchbrechen und nach Divvytown zu fliehen. Wintrow hatte gesagt, dass die Stadt befestigt war, aber das bedeutete nicht, dass sie einer längeren Belagerung widerstehen konnte.
    Vermutlich würden die Jamaillianer so lange nicht aufgeben, wie der Satrap lebte. Und wenn er tot war, wollten sie sicherlich alle Zeugen eliminieren. Und sie würden sich kaum davon abhalten lassen, eine ganze Piratensiedlung auszuradieren.
    Auf dem Deck trugen einige Männer Kennits Leichnam fort.
    Die alte Frau humpelte hinter dem Leichnam ihres Sohnes her, aber Etta blieb auf dem Vordeck stehen. Sie umfasste die Reling und starrte an der Schulter der Galionsfigur vorbei, ohne auf das Gefecht zu achten. Vielleicht spürte auch sie, dass mehr von Kennit in der Galionsfigur geblieben war als in seinem erschlafften Körper. Kennit war jetzt ein Teil von Paragon. Er war auf dem Deck des Paragon gestorben, und das Schiff hatte ihn angenommen. Althea wusste immer noch nicht, warum.
    Plötzlich sprach Amber unter ihr. »Du solltest lieber herunterkommen. Brashen ist davon überzeugt, dass dich sonst irgendwann ein Felsbrocken herunterholen wird.«
    Der Paragon hatte bereits einen schweren Treffer einstecken müssen, der einen Teil seiner Reling zertrümmert hatte.
    »Ich gehe lieber auch nach unten«, fuhr Amber fort. »Es klingt, als würde Kyle einen Aufstand veranstalten, weil Kennits Leiche an Bord ist.«
    »Kyle?«, platzte Althea heraus.
    »Hat Brashen es dir etwa noch nicht gesagt? Kennits Mutter hat ihn mit an Bord gebracht. Anscheinend hatte Kennit ihn auf der Schlüsselinsel festgesetzt.«
    »Nein, hat er nicht. Wir hatten nicht viel Zeit zu reden.« Was für eine Untertreibung, dachte sie. Kennits Mutter?
    Schlüsselinsel? Althea kletterte hastig den Mast hinunter und überholte dabei sogar Amber. Sie hatte gedacht, dass nichts diesen Tag noch schlimmer machen könnte. Anscheinend hatte sie sich geirrt.
    Kyle Haven, Keffrias verschollener Ehemann, blockierte den Eingang von Paragons Schiffshaus. Althea erkannte seine Stimme. »Werft ihn über die Reling!«, forderte er barsch.
    »Mörder! Diebischer Ha… Ha… Halsabschneider!« Er stammelte heiser vor Wut. »Hat den Tod verdient! Verfüttert ihn an die Schlangen… So wie er meine Mannschaft an die Schlangen verfüttert hat!«
    Die beiden Männer, die den Leichnam trugen, schienen verärgert, Kennits Mutter jedoch war bestürzt. Sie umklammerte immer noch die Hand ihres toten Sohnes.
    Althea sprang leichtfüßig auf das Deck und lief nach achtern.
    »Lass sie vorbei, Kyle. Sie zu quälen, ändert nichts an all dem, was Kennit getan hat.« Noch während sie die Worte aussprach, begriff sie plötzlich das ganze Ausmaß der Wahrheit, die in ihnen steckte. Unbewegt betrachtete sie Kennits totes Gesicht.
    Er hatte sich ihrer Vergeltung entzogen, und sie würde sich nicht an einer alten Frau rächen. Kyle aber war noch da. Sie hatte lange auf diese Konfrontation gewartet. Seine Arroganz und sein Egoismus hatten beinahe ihr Leben zerstört.
    Doch als er sich umdrehte und sie anstarrte, wurde aus ihrem Hass Entsetzen. Seine Energie verpuffte in dem Moment, als sie ihn zur Rede stellte. Seine Hände zuckten krampfhaft, als er sie verständnislos anstarrte. »Was?«, fragte er nörgelnd.
    »Wer?«
    »Althea Vestrit«, erwiderte sie ruhig und starrte ihn an.
    Sein Körper wies Spuren von zahllosen Schlägen auf. Ihm fehlten Zähne, und sein Gesicht war von Narben übersät. Sein ungepflegtes blondes Haar hatte viele graue Strähnen. Und die Schläge auf seinen Kopf hatten anscheinend die Kontrolle von Kopf und Händen beeinträchtigt. Er bewegte sich zitternd wie ein sehr alter Mann.
    Amber stand hinter Althea. Sie sprach freundlich, in demselben Tonfall, den sie benutzte, wenn Paragon eine seiner Launen hatte. »Lass es bleiben, Kyle. Er ist tot. Es spielt keine Rolle mehr. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Spielt keine Rolle mehr!«, spie er wütend hervor. »Seht mich an. Verdammte Schweinerei! Dein Fehler!«, erklärte er plötzlich und deutete mit einem zitternden, gekrümmten Finger auf Althea. Sie mochte ihn und seine verkrüppelten Hände kaum anblicken. Sie waren offenbar immer wieder gebrochen worden. »Dein

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