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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ineinander verliebt ... Das erinnert mich an eine alte Redewendung:
Das Leben ist eine Reise. Manche Leute haben ein natürliches Gespür für die
richtige Richtung. Man könnte sie mitten in einem fremden Land aussetzen, und
sie würden sich zurechtfinden. Mein Bruder gehört nicht zu diesen Leuten.”
Sam verstummte einen Moment, als einige der Gäste anfingen zu lachen und sein
Bruder so tat, als werfe er ihm einen warnenden Blick zu. „Wenn Mark es also
wundersamerweise schafft, dort anzukommen, wo er ankommen
soll, ist das eine nette Überraschung für jedermann, Mark
eingeschlossen.” Das erntete weitere Lacher von den Gästen. „Aber trotz
all der Straßensperren, Umleitungen und Einbahnstraßen hat Mark es jedenfalls
geschafft, zu Maggie zu finden.” Sam hob sein Glas. „Auf die gemeinsame
Reise von Mark und Maggie. Und auf Holly, die mehr geliebt wird als jedes
andere Mädchen auf der ganzen Welt.”
    Alle
klatschten und pfiffen, und die Band begann, eine langsame romantische Version
von Fly Me to the Moon zu spielen. Mark zog Maggie in seine Arme, und
die beiden drehten eine Runde auf der Tanzfläche.
    „Eine
perfekte Rede”, flüsterte Lucy.
    „Danke.”
Sam lächelte sie an. „Geh nicht weg. Ich bin gleich wieder da.”
    Dann gab er
sein leeres Champagnerglas einer vorbeikommenden Serviererin, ging zu Holly
und führte sie auf die Tanzfläche. Dort wirbelte er sie herum, setzte ihre
Füße auf seine eigenen und tanzte so mit ihr. Zum Schluss nahm er sie auf die
Arme und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse.
    Lucys
Lächeln wich einer nachdenklichen, leicht abwesenden Miene, während sie die
beiden beobachtete. Im Hinterkopf grübelte sie über eine E-Mail, die sie am
Morgen von Alan Spellman, ihrem ehemaligen Professor, erhalten hatte. Sie hatte
sie niemandem gegenüber erwähnt, denn sie machte ihr Sorgen, und sie war hin-
und hergerissen, obwohl sie sich eigentlich nur darüber hätte freuen sollen.
    Alan hatte
ihr geschrieben, das Komitee des Mitchell Art Centers habe entschieden, ihr die
Berufung in das einjährige Residenzprogramm für Künstler anzubieten. Er hatte
ihr überschwänglich gratuliert. Sie musste nur ein Dokument unterzeichnen, in
dem sie sich mit den Bedingungen für das Programm einverstanden erklärte, und
dann würde ihre Berufung öffentlich verkündet werden. „Ich könnte nicht
zufriedener sein”, hatte er geschrieben. „Du und das Mitchell Art Center
seid wie füreinander geschaffen.”
    Diese
Aussage hatte Lucy leise amüsiert. Die Ironie des Ganzen, dass nach all ihren
gescheiterten Beziehungen ausgerechnet ein Residenzprogramm für Künstler wie
für sie geschaffen war, entging ihr keineswegs. Sie würde also ein Jahr in New
York verbringen. Internationale Anerkennung ernten. Mit anderen Künstlern
zusammenarbeiten, mit neuen Techniken experimentieren, gelegentlich Design-Vorführungen im öffentlichen Glaslabor des Art Centers geben. Nach Ablauf
des Programms bekam sie eine eigene Ausstellung für ihre Kunstwerke. Das war
die Chance, von der Lucy immer geträumt hatte, und nichts stand ihr im Weg.
    Außer Sam.
    Sie hatte
nichts versprochen. Er auch nicht. Ihr ganzes Arrangement beruhte darauf, dass
jeder von ihnen die Beziehung beenden und gehen konnte, ohne auch nur einen
Blick zurückzuwerfen. Ein Angebot wie das des Mitchell Art Centers würde sie
so schnell nicht wieder bekommen. Wenn überhaupt. Und sie wusste, dass Sam
niemals wollte, dass sie seinetwegen ein solches Opfer brachte.
    Warum war
sie dann so schwermütig?
    Weil sie
sich mehr Zeit mit Sam wünschte. Weil ihre Beziehung ihr trotz ihrer
Beschränkungen sehr viel bedeutete.
    Zu viel.
    Lucys
Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, während sie beobachtete, wie Maggies
Vater seine Tochter abklatschte und Mark seinerseits Holly aufforderte. Weitere
Paare strebten auf die Tanzfläche und wiegten sich zu der süß sehnsüchtigen
Melodie.
    Sam kam zu
Lucy zurück und streckte ihr wortlos die Hand entgegen.
    „Ich kann
nicht tanzen”, protestierte Lucy lachend und deutete auf die Orthese an
ihrem Bein.
    Langsam zog
ein Lächeln über seine Lippen. „Wir tun so als ob.”
    Sie ließ
sich in seine Arme ziehen, atmete seinen Duft ein, den Duft
sonnengebräunter Männerhaut und süßen Zedernholzes mit einem Hauch von
leichter Wolle und gestärkter Baumwolle. Da Lucy mit der Schiene nicht tanzen
konnte, wiegten sie sich nur sacht hin und her, Wange an Wange.
    Ein Sturm
der Gefühle kam in ihr

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