Zehn zärtliche Kratzbürsten
am besten in seinem Heimatland Dän e mark. Eveliina könne Elgers Job übernehmen, hier sei das entspr e chende Papier.
Nach kurzem Überlegen beschloss er, für Eveliina auch gleich noch ein Diplom auszuschreiben, wozu unnötig geizen, sie konnte gut als Diplom-Ingenieurin durchgehen, jedenfalls besser als der durchtriebene Elger.
Rauno schrieb in Druckbuchstaben ein Diplom der Technischen Hochschule aus, wo Eveliina Mäki ein Studium in der Fachrichtung Metallurgie an der Fakultät für Bergindustrie absolviert und die folgenden vorzüglichen Ergebnisse erzielt hatte:
In Metallurgie, Metalllehre, Mineralanreicherungstechnik und anorganischer Chemie ein Lobenswert, in der physikalischen Chemie ein Sehr befriedigend, in der Röntgenmetallografie ein Gut, in den Guss-, Schweiß- und Korrosionstechniken ein Sehr gut, in der deskriptiven Geometrie, der Mathematik und angewandten Math e matik, in Rechtswissenschaft und Industriewirtschaft ein Gut, sowie in Physik, Mechanik und Festigkeitslehre ein Lobenswert. Hinzu kamen noch eine Reihe von Beurteilungen in weniger wichtigen Fächern, und dann war das Zeugnis auch schon fast fertig. Nicht übel! Rauno hatte seinerzeit nach Abschluss seiner Ingenieursausbi l dung ein ähnliches erhalten, soweit er sich erinnerte, waren einige Bewertungen sogar noch besser ausgefallen. Aber auch Eveliina war durchaus kein schäbiger Durchschnitt.
Damit das Papier vollständig war, musste er sich noch überlegen, welche Diplomarbeit sie verfasst hatte. Das gab einigen Anlass zum Grübeln. Schließlich schrieb er, dass Eveliina ihre Abschlussarbeit über die Eigenschaften von Oberflächenmaterialien elektrischer Schaltanordnungen geschrieben hatte, unter Anleitung von Professor Rauno Rämekorpi.
Mit schwungvoller Geste überreichte er Eveliina das Diplom und versicherte ihr, dass sie, wenn sie es dem Personalchef seines Ko n zerns auf den Tisch knallen würde, umgehend den Job als Ingenie u rin bekäme. In anderen Firmen brauchte sie das Papier gar nicht erst zu präsentieren, aber in den Werken von Tikkurila ginge es als echtes Dokument durch.
Eveliina las das Diplom und lachte. Als sie am Morgen mit ihren Herzschmerzen erwacht war, hatte sie sich nicht träumen lassen, dass man sie noch vor dem Abend zur Ingenieurin machen würde.
Eveliina: Du kannst mir glauben, dass ich dieses Papier gut au f heben werde. Nur für den Fall, dass dir die Erinnerung abhande n kommt, dass dein Geiz siegt oder dich der Mumm verlässt.
Rauno meinte, dass der Job des Metallurgen saubere Innenarbeit sei, die auch ein Mensch mit Herzproblemen mühelos bewältigen könne. Als Eveliina klagte, dass sie für die Aufgaben eines Ingen i eurs nicht ausgebildet sei, winkte Rauno großzügig ab und beteuerte, dass sie sich darüber keine Gedanken zu machen brauche. Er ve r traue seit jeher mehr auf die praktischen Erfahrungen und die persö n lichen Kompetenzen eines Menschen als auf nichtssagende Studie n abschlüsse. Ein tüchtiger Schweißer sei mehr wert als die meisten Ingenieure und könne diese jederzeit ersetzen.
Rauno: Das Problem ist nur: Wenn ich alle Schweißer zu Ingen i euren erkläre, wer macht dann die Schweißarbeiten? Kein Ingenieur ist fähig, den Schweißbrenner zu halten. Das sage ich hier unter uns, aber so liegen nun mal die Dinge.
Eveliina erzählte ihm, dass sie die Computerprogramme für die Metallindustrie beherrsche, sie habe entsprechende Abendkurse besucht und sich auch privat damit beschäftigt. Sie habe in der Bibliothek am Computer geübt.
Rauno Rämekorpi war jetzt so generös gestimmt, dass er den Kommunisten bescheinigte, die besten Vorgesetzten zu sein, sie verstanden etwas von Geld und Profit, sie kannten die Mechanismen der kapitalistischen Gesellschaft besser als unerfahrene Ingenieure oder Ökonomen. In Finnland sei die formale Ausbildung schon immer überbewertet worden.
Rauno: Soll ich dir auch gleich noch die Papiere einer Ökonomin ausschreiben?
Eveliina sagte, dass sie sich für diesmal mit dem Rang einer Ing e nieurin begnüge, Ökonomin zu werden, halte sie noch nicht für erforderlich, doch auch diese Möglichkeit solle man nicht außer Acht lassen.
Es war bereits Abend. Aus einer Ecke der kleinen Bude war leises Piepsen zu hören. Eveliina sagte, dass ihre zahmen Hausmäuse kämen, um sich ihr Abendbrot abzuholen. Wirklich unglaublich: Unter der Eckkommode lugten kleine Köpfe mit den typischen Barthaaren hervor. Die Mäuschen zögerten zunächst, da im
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