Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
Anschuldigungen überhäuft, und jetzt möchte ich eine Antwort.«
    »Die Sache mit dem Fingerabdruck hat sich erledigt. Er war gefälscht.«
    »Tut mir leid, die Sache mit dem Fingerabdruck«, sagte Sina zu Ellen. »Ich hätte früher draufkommen müssen.«
    »Was ist denn damit? Bisher hat mir niemand etwas erklärt.«
    »Das Muster ist mit deinem Abdruck identisch, aber das Material nicht. Die Linien bestehen nicht aus Schweiß und menschlichen Partikeln, sondern sind aus Schweinefett nachgebildet. Nur, so etwas untersuchen wir gewöhnlich nicht.«
    »Schweinefett?« Ellen schüttelte den Kopf. »Auf was für abartige Ideen dieser Kerl kommt. Es ist ein Wunder, dass du es überhaupt entdeckt hast. Danke, Sina.« Ellen wandte sich wieder Kronen zu. »Und mein Laptop?«
    »Darauf lässt sich nichts feststellen. Das wissen Sie doch.«
    »Also reichen die Indizien nicht, um mich weiter in Untersuchungshaft schmoren zu lassen. Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen, Herr Polizeipräsident«, sagte Ellen.
    »Für Diskussionen haben wir jetzt keine Zeit«, sagte Kronen. »Der Erpresser hat uns nur zwei Stunden gegeben.«
    »Ach. Was habe ich damit zu tun? Sie haben doch alle Kompetenzen an sich genommen.«
    »Ich musste handeln. Der Fall ist extrem kritisch, und die Öffentlichkeit beobachtet uns.« Kronen schien sich bei dieser Antwort nicht wohlzufühlen. Er sah an Ellen vorbei auf die Tischplatte, obwohl es da gar nichts zu sehen gab.
    Ellen hätte mit Leichtigkeit noch länger diskutieren können. Doch die Zeit lief ihnen tatsächlich weg. Von den zwei Stunden waren schon fast zehn Minuten vergangen, und sie hatten noch nicht die Spur eines Plans.
    »Jemand soll mir ein paar frische Sachen von zu Hause holen.«
    »Ich veranlasse das«, sagte Sina. »Aber danach muss ich ins Bett. Ich bin kaum noch zurechnungsfähig vor Müdigkeit.«
    So ähnlich ging es auch Ellen. Vermutlich sah sie auch entsprechend aus. Für einen Blick in den Spiegel hatte die Zeit nicht gereicht, als sie von der Zelle zur Zentrale gerannt war. Aber sie fühlte sich überall verschwitzt an. Nicht ideal für einen Auftritt in der Öffentlichkeit. Wie gut, dass der Erpresser ihr zwei Stunden gegeben hatte. Die konnte sie wahrhaftig gebrauchen. Allerdings war kaum anzunehmen, dass er Ellen die Zeit wirklich zum Frischmachen gönnte. Er wollte seinen Spaß haben, was auch immer das dieses Mal hieß.
    Bisher hatte er Ellen jedes Mal gezwungen, weiter zu gehen, als sie wollte. Wann war eine Grenze erreicht? Wäre sie bereit, ganz nackt vor den Kameras zu stehen? Konnte er sie so weit bringen? Und dann? Wäre dann Schluss, oder würde ihm noch mehr Abartiges einfallen? Etwas, das für sie bisher undenkbar war? An abartigen Ideen schien der Erpresser keinen Mangel zu leiden.
    Kronen kam von einem kurzen Ausflug zum Kaffeeautomaten zurück. »Haben Sie eine Idee, was wir tun sollen, Frau Faber?«
    Ellen sah Kronen an. Sie verkniff sich eine bösartige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. »Wir haben bisher die Bombe am Anfang und die im Parkhaus. Dann haben wir zwei verhinderte Anschläge auf den Bus und die Disco.«
    »Und auch noch die Falle für das SEK«, sagte Marina Wirtz, die sich gerade zusammen mit Khalid zu Kronen und Ellen gestellt hatte.
    »Richtig«, sagte Ellen. »Das sind fünf Ereignisse. Da sollte es möglich sein, einen roten Faden oder irgendwelche Gemeinsamkeiten zu finden, die uns weiterhelfen.«
    »Die Bomben werden immer per Handy gezündet«, sagte Khalid.
    »Was soll uns das nützen?«, fragte Ellen.
    »Wenn wir die Funkübertragung per Handy unterbinden, kann der Erpresser keine Bombe mehr zünden. Wenigstens bisher wäre das so gewesen. Einen Versuch ist es wert, finde ich. Wir würden Zeit gewinnen und ihn vielleicht verunsichern.«
    »Wie soll das gehen? So schnell können wir keinen Störsender installieren, zumal wir nicht wissen, wo der nächste Anschlag stattfinden soll.«
    »Die Betreiber der Handynetze müssen die Sendemasten abschalten.«
    »Aber welche? Wenn wir den Ort der Bombe erfahren, bleibt uns nur extrem wenig Zeit. Wenn es so läuft wie bei den Kinos, können wir das gar nicht lokalisieren.«
    »Die Handynetze in ganz Berlin müssen abgeschaltet werden. Die Provider müssen das so vorbereiten, dass sie auf unseren Anruf hin nur noch auf einen Knopf zu drücken brauchen.«
    Kronen sah Khalid an, als wäre der ein Gespenst. »Ganz Berlin vom Handynetz nehmen? Das ist doch blanker Unsinn.«
    »Technisch sollte das

Weitere Kostenlose Bücher