Zehntausend Fallen (German Edition)
Ellen.
»Ich habe mir gedacht, dass du es so siehst, aber das wird nicht einfach.«
»Warum? Kommst du nicht in deren Rechner?«
»Hältst du mich für einen Hobby-Hacker?« Hajo zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. »Die sind außergewöhnlich stark gesichert, aber das ist nicht das Problem. Natürlich war ich drin, aber da ist nichts, was uns weiterhilft.«
Ellen griff sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich auch rittlings darauf, Hajo genau gegenüber. »Das kann nicht sein, sie müssen etwas haben. Immerhin haben sie die Untersuchungen gemacht. Oder hast du nicht richtig gesucht?«
Hajo sah Ellen vorwurfsvoll an.
»Okay, du hast also richtig gesucht. Woran liegt es dann?«
»Bis auf das Abschlussdokument gibt es keine Hinweise auf die Untersuchung der Bodenproben. Die muss es aber geben. Also haben sie die Ergebnisse auf separaten Rechnern, die nicht am Netzwerk angeschlossen sind und auf die ich deshalb nicht von außen zugreifen kann.«
Das war nicht das, was Ellen sich erhofft hatte, aber Hajo war noch nicht fertig. »Ich habe mir mal die Kundenstruktur angesehen. Lässt man die öffentlichen Auftraggeber und die Privatkunden weg, bleiben vierzehn Kunden mit einem größeren Volumen von ungefähr achtzig Prozent des Umsatzes.«
»Das ist immer noch breit gestreut«, meinte Ellen.
»Aber wenn man weiter nachbohrt, gehören diese vierzehn Kunden alle zu zwei Konzernen: acht zu Saatogo und sechs zu Progentus.«
Ellen pfiff durch die Zähne. »Das ist wirklich interessant. Wer ist Progentus?«
»Auch ein Gentech-Unternehmen und Saatguthersteller. Der größte Konkurrent von Saatogo.«
Ellen stand auf und ging im Raum umher. »Soso, die vermeintlich unabhängigen Institute sind gar nicht so unabhängig, wie sie die Welt glauben machen. In Wahrheit leben sie von den Aufträgen aus der Gentech-Industrie. Dann könnte man glatt meinen, dass dieser gute Professor nicht die Hand abhacken will, die ihn füttert.«
»Das sind Vermutungen, als Beweis reicht das nicht aus.«
»Aber es beweist uns , dass wir auf der richtigen Spur sind.« Ellen ging zum Fenster und sah hinaus. »Wir haben keine Wahl. Wir müssen zu diesen Instituten.«
24
»Verdammt, wo ist diese Frau?«
Hasels starrte wütend auf den Telefonhörer, den er gerade auf das Gerät geknallt hatte. Die Nachrichten aus Berlin hatten ihn wenig erfreut.
»Meinen Sie mich?«, rief es aus dem Nachbarbüro. Dort saß Roberta, Hasels Assistentin.
Hasels stöhnte gequält auf. »Nein, ich meine nicht Sie. Ich meine diese Ellen Faber in Berlin.«
Jetzt kam Roberta doch zur Tür herein. »Was ist mit dieser Frau?«
»Verschwunden ist sie, einfach weg. Wir hatten sie lokalisiert, und Alexej und Boris waren wenig später da. Nichts. Als ob sie unsichtbar geworden wäre. Dabei hat sie kaum noch Geld, ihr ganzes Netzwerk wird überwacht, alle, die mit ihr zu tun hatten. Die Polizei fahndet nach ihr. Nichts, verdammt.«
Hasels sprang auf, es hielt ihn nicht mehr auf seinem Stuhl. Er ging zu dem übergroßen Monitor, der seit einigen Tagen den Stadtplan von Berlin anzeigte. Früher war Berlin für Hasels nur ein Planquadrat unter vielen gewesen. Uninteressant. Jetzt interessierte ihn Berlin gewaltig.
»Vielleicht ist sie untergetaucht oder sogar abgehauen«, sagte Roberta.
Hasels wedelte unwillig mit der Hand. »Blödsinn. Diese Frau haut nicht einfach ab. Sie ist irgendwo hier und heckt etwas aus.« Hasels durchbohrte den Plan von Berlin mit seinen Blicken, als ob er so Ellens Standort ausfindig machen könnte. »Sie ist auf keinen Fall abgehauen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Normalerweise war es nicht Hasels Art, Roberta irgendetwas zu erklären. Er war der Überzeugung, dass sie es sowieso nicht verstand. Es war ihm ein Rätsel, wie sie die Aufnahmetests beim crd bestanden hatte, das konnte nur eine Verwechslung gewesen sein. Jetzt ging er ausnahmsweise auf Robertas Frage ein, weil er Dampf ablassen musste. »In den Computernetzen von drei Instituten, die für uns arbeiten, ist herumgeschnüffelt worden. Das ist kein Zufall. Diese Frau will uns auf die Spur kommen, und unsere Leute sind zu blöd, das zu verhindern. Und die deutsche Polizei ist zu blöd, diese Frau zu schnappen.«
»Sie haben mir erzählt, dass die Daten gut gesichert sind.«
Hasels sah Roberta an, als wäre sie an der Sache schuld. »Sind sie auch. Aber so dilettantisch, wie unsere Leute in Berlin vorgehen ...«
Hasels sah auf die Uhr. »Ich will
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