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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Ellen trat aus der Tür und schlappte auf ihren Flipflops an dem Mann vorbei, dessen Gesicht sie durchs Fenster gesehen hatte.
    Ein Taxi fuhr die Straße entlang. Ellen winkte. Während sie die Tür zuschlug, kamen Alexej und Boris aus dem Steakhaus gestürzt.
    Hajo gab Gas.
    »Einundzwanzig Sekunden«, sagte Ellen.
     
    Hasels benötigte acht Sekunden, um zu verstehen, was Alexej und Boris wollten, weil sie beide gleichzeitig redeten. Drei Sekunden später war ihm klar, dass die dunkelhaarige Frau in den Hotpants Ellen gewesen sein musste. Eine andere Erklärung gab es nicht, denn wenn Ellen hintenheraus geflohen wäre, hätten sich Bradley und Wolks gemeldet.
    Weitere fünf Sekunden später saß Hasels in dem Mercedes, konnte aber nicht starten, weil Alexej noch am Einsteigen war. Das Taxi mit Ellen bog gerade auf einer Kreuzung ab und war jetzt außer Sicht.
    Die Reifen des Mercedes drehten durch.
    »Ihr Idioten!«, brüllte Hasels Alexej an, der auf dem Beifahrersitz saß. »Ihr kennt diese Frau und lasst sie einfach abhauen. Wie blöd kann man eigentlich sein?«
    Der Mercedes erreichte die Kreuzung, an der das Taxi verschwunden war. Es war nicht mehr zu sehen. Der Fahrer musste sofort wieder abgebogen sein, nur wohin? Auf gut Glück eine Straße auszuprobieren, erschien Hasels wenig erfolgversprechend.
    »Ruf Rux an. Er soll eine Fahndung veranlassen. In der Volmertraße ist Ellen Faber gesichtet worden. Sie flieht in einem Taxi.«
    Alexej wählte Rux' Nummer.
    »Was ist?«, drängte Hasels, während er den Wagen durch den abendlichen Verkehr steuerte.
    »Kein Netz«, sagte Alexej.
    »Wir sind mitten in einer Großstadt. Hier ist überall Netz. Oder bist du auch zu blöd zum Telefonieren?«
    »Probier's doch selber«, sagte Alexej, dem es offensichtlich reichte.
    Hasels stoppte mit quietschenden Reifen in der Bucht einer Bushaltestelle. »Wenn du mich verarschst ...« Er riss Alexej das Handy aus der Hand. Es zeigte tatsächlich keine Balken. Hasels probierte sein eigenes Handy. Auch nichts.
    »Fuck!«, fluchte Hasels. Das konnte nur eins bedeuten. Er schlug die Tür auf und hätte dabei fast einen Radfahrer umgemäht, aber das war ihm egal. Er lief nach hinten und bückte sich. Er sah, was er befürchtet hatte. Unter de r Stoßstange klebte ein kleines schwarzes Gerät, ein Handy-Jammer, der im Umkreis von einigen Metern den Handyempfang unmöglich machte. So etwas verwendete die Army häufig bei Auslandseinsätzen, um das Zünden von Bomben per Handy zu unterbinden.
    Ein Ruck und Hasels hatte den Jammer in der Hand. Er stand wieder auf und schleuderte den Kasten mit voller Wucht auf den Asphalt. Die Einzelteile spritzten in alle Richtungen davon.
    Jetzt zeigte das Handy wieder vier Balken. »Versuch's noch mal!«, befahl er Alexej.
    Wenig später redete Hasels persönlich mit Rux. Als er fertig war und wusste, dass Rux die Berliner Polizei informieren und eine Fahndung veranlassen würde, setzte er sich hinter das Lenkrad und sagte lange Zeit nichts.
    Er hatte Ellen Faber unterschätzt. Sie war ihm jetzt schon zum dritten Mal entwischt. Das erste Mal hatte sie fast wie im Vorübergehen zwei kampferprobte Männer in Sekunden erledigt. Das zweite Mal hatten sie ihren Rechner lokalisiert, waren in wenigen Minuten vor Ort, und diese Frau war schon weg. Und jetzt? Fünf Männer und die Faber in einer todsicheren Falle. Mit welcher Lässigkeit sie trotz höchster Gefahr an ihm vorbeispaziert war ... Das hatte ihn selbst und seine Leute überrumpelt. So was war ihm noch nie passiert.
    In Gedanken stufte Hasels Ellen auf acht hoch. Das war die dritthöchste Stufe auf seiner persönlichen Gefährlichkeitsskala. Normalerweise erreichten nur professionelle Agenten die Stufen sechs und höher, aber damit hatte er sehr selten zu tun. Das bedeutete, er musste vorsichtiger sein und mehr Ressourcen einsetzen, wenn er sie kriegen wollte.
    Was die Sache wesentlich erschwerte: Die Faber war nicht allein. Der Typ, der kurz vor ihr das Lokal verlassen hatte, musste ihr Partner sein. Hasels hatte noch gesehen, wie der Kerl sich hinter dem Mercedes gebückt hatte, um seinen Schlüssel aufzuheben, der ihm aus der Tasche gefallen war. Letztlich war das nur ein Trick gewesen, um in diesem Moment den Handy-Jammer unter die Stoßstange zu kleben.
    Hasels schüttelte den Kopf. So was tat jemand vor seinen Augen. Unfassbar. Aber am meisten beeindruckte ihn das Timing. Waren überhaupt zwei Minuten vergangen, in denen sie sich komplett

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