Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
Vom Netzwerk:
da«, sagte Abnesti. »Ist es möglich, dass das Dunkelfloxx ™ Rachel umbringt? Klar. Wir haben ja den Präzedenzfall Heather. Andererseits könnte Rachel auch stärker sein. Sie wirkt etwas massiger.«
    »Eigentlich ist sie ein bisschen kleiner«, sagte Verlaine.
    »Na, dann ist sie vielleicht zäher«, sagte Abnesti.
    »Wir werden ihre Dosierung dem Gewicht anpassen«, sagte Verlaine. »So.«
    »Danke, Verlaine«, sagte Abnesti. »Danke, dass Sie das geklärt haben.«
    »Zeigen Sie ihm doch mal die Akte«, sagte Verlaine.
    Abnesti gab mir Rachels Akte.
    Verlaine kam wieder herein.
    »Lesen Sie das und weinen Sie«, sagte er.
    Laut Rachels Akte hatte sie ihrer Mutter Schmuck gestohlen, ihrem Vater ein Auto, ihrer Schwester Bargeld, ihrer Kirchengemeinde mehrere Statuen. Sie war wegen Drogen im Gefängnis gewesen. Nachdem sie viermal wegen Drogen im Gefängnis gewesen war, hatte sie einen Entzug gemacht, dann eine Reha von der Prostitution und schließlich etwas, das Reha-Auffrischer genannt wurde, für Leute, die so viele Rehas gemacht hatten, dass sie praktisch immun dagegen waren. Aber gegen den Reha-Auffrischer muss sie auch immun gewesen sein, denn danach kam der dicke Hund: dreifacher Mord – an ihrem Dealer, der Schwester des Dealers und dem Freund der Schwester des Dealers.
    Als ich das las, fühlte ich mich ein bisschen komisch, weil wir gebumst hatten und ich in sie verliebt gewesen war.
    Aber ich wollte sie trotzdem nicht umbringen.
    »Jeff«, sagte Abnesti. »Ich weiß, dass Sie mit Mrs Lacey viel daran gearbeitet haben. Am Töten und so weiter. Aber hier geht es nicht um Sie. Hier geht es um uns.«
    »Nicht mal um uns«, sagte Verlaine. »Um die Wissenschaft.«
    »Die Mandate der Wissenschaft«, sagte Abnesti. »Plus die Diktate.«
    »Manchmal ist Wissenschaft ganz schön beschissen«, sagte Verlaine.
    »Einerseits, Jeff«, sagte Abnesti, »geht es um ein paar unangenehme Minuten für Heather –«
    »Rachel«, sagte Verlaine.
    »Ein paar unangenehme Minuten für Rachel«, sagte Abnesti, »aber jahrelange Erleichterung für buchstäblich Zigtausende, die in der Liebe unterperformen oder überperformen.«
    »Rechnen Sie sich das mal aus, Jeff«, sagte Verlaine.
    »Im Kleinen gut zu sein, das ist leicht«, sagte Abnesti. »Aber die großen guten Dinge zu tun, das ist viel schwerer.«
    »Infusion läuft?«, sagte Verlaine. »Jeff?«
    Ich sagte nicht »Roger«.
    »Scheiße, jetzt reicht’s«, sagte Abnesti. »Verlaine, wie heißt das eine Zeug? Wo ich ihm was befehle, und er gehorcht?«
    »SoIsBrav ™ «, sagte Verlaine.
    »Hat er SoIsBrav ™ in seinem Mobipak ™ ?«, fragte Abnesti.
    »In jedem MobiPak ™ ist SoIsBrav ™ drin«, sagte Verlaine.
    »Muss er ›Roger‹ sagen?«, fragte Abnesti.
    »SoIsBrav ™ ist C-Klasse, von daher –«, sagte Verlaine.
    »Und das, ja, das macht für mich null Sinn«, sagte Abnesti. »Wozu soll denn eine Gehorsamsdroge gut sein, wenn wir seine Erlaubnis brauchen, um sie einzusetzen?«
    »Wir brauchen bloß eine Verzichtserklärung«, sagte Verlaine.
    »Wie lang dauert der Scheiß?«, fragte Abnesti.
    »Wir faxen nach Albany, die faxen zurück«, sagte Verlaine.
    »Kommen Sie, kommen Sie schon, halten wir uns ran«, sagte Abnesti, und sie gingen raus, ließen mich allein im Spinnenkopf sitzen.
    X
    Es war traurig. Ich hatte ein trauriges, resigniertes Gefühl bei dem Gedanken, dass sie bald wieder da sein und mich soIsBrav ™ en würden, dann würde ich »Roger« sagen und zuvorkommend lächeln, so wie ein Mensch auf SoIsBrav ™ es tut, und dann würde das Dunkelfloxx ™ fließen, in Rachel hinein, und ich würde alles beschreiben, was Rachel dann mit sich anstellte, in dieser hektischen, roboterhaften Art, mit der man auf Verbaluce ™ /VeriSprech ™ /PlauderLeicht ™ Dinge beschreibt.
    So als müsste ich, um wieder zum Killer zu werden, nur dasitzen und warten.
    Was schwer für mich zu schlucken war, nach meiner Arbeit mit Mrs Lacey.
    »Gewalt beendet, Schluss mit Wut«, ließ sie mich immer wiederholen, endlos. Dann musste ich eine Detaillierte Erinnerung meines schicksalhaften Abends aufschreiben.
    Ich war neunzehn. Mike Appel war siebzehn. Wir waren beide hacke. Den ganzen Abend war er mir schon auf die Nerven gegangen. Er war kleiner, jünger, unbeliebter. Dann wälzten wir uns draußen am Boden vor dem Frizzy’s. Er war schnell. Er war fies. Ich war dabei zu verlieren. Ich konnte es nicht fassen. Ich war größer und älter und verlor trotzdem? Ringsum

Weitere Kostenlose Bücher