Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
Vom Netzwerk:
aufgeschlagen, denn über seiner Braue befand sich eine Platzwunde. "Ich-ich bin gestürzt, vielleicht könnten Sie sich mein Knie mal ansehen?" Fragend blickte er mich an.
"Natürlich", flüsterte ich und ging vor ihm auf die Knie. Ich streckte meine rechte Hand nach seinem Bein aus und fuhr langsam mit dem Finger über die blutende Wunde. "Aua! Hey, was soll das denn?!", fuhr er mich verwirrt an. Doch ich hörte seine Stimme kaum, sie klang sehr weit weg, als ich auf meinen blutverschmierten Finger blickte, ihn zu meinem Mund führte und vorsichtig mit der Zungenspitze ableckte. In diesem Moment durchfuhr mich ein vertrautes, warmes Gefühl, dass mich daran erinnerte, wie berauschend das menschliche Blut wirken konnte.
Gierig öffnete ich die Augen und betrachtete den Mann, der ängstlich von mir wegrobbte und keine Ahnung hatte, was da vor sich ging. "Wissen...wissen sie was, ich glaube - es geht schon wieder. Ich werde jetzt einfach...nach Hause fahren.", stammelte er, kämpfte sich auf die Beine und wollte zu seinem Rad humpeln. Blitzschnell erhob ich mich und schnitt ihm den Weg ab.
"Nichts da, du bleibst schön hier.", flüsterte ich heiser und entblößte meine Zähne. Ein Zucken fuhr durch seinen Körper, als ich meinen Mund in seinen Hals grub und ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle. Seine ohnehin schon schwache Gegenwehr verebbte langsam und nach wenigen Sekunden hing sein Körper schlaff in meinen Armen.

Schlagartig wurde mir bewusst, was ich gerade tat und vor Schreck ließ ich den leblosen Körper zu Boden fallen. Ich fasste mir an den Kopf und rieb mir die Schläfen. Was hatte ich getan?!
"Scheiße!", brüllte ich, packte das Fahrrad und schleuderte es mit aller Kraft gegen eine Hauswand. Der Drahtesel zerbarst in seine Einzelteile und eins der Räder kullerte noch einige Meter weiter.
"Verdammtverdammtverdammt!" Ein Blick auf den leblosen Körper, gab mir die Gewissheit - ich hatte ihn getötet!
Völlig verstört, begann ich, rückwärts davon zu stolpern. Dabei fiel ich immer wieder auf die Knie, sah das verschwommene Spiegelbild meines Gesichts mit dem blutverschmierten Mund in einer Pfütze und rappelte mich wieder auf. Mein Atem ging stoßweise und es schien, als war ich gerade dabei, die Kontrolle über mich zu verlieren.
Mein Instinkt war anscheinend mit mir durchgegangen. Die ausweglose Situation, der ich mich gegenübersah, ließ mich plötzlich alles in einem völlig anderen Licht sehen.
Wir waren alle dem Tod geweiht und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Damian seine todbringende Truppe auf uns hetzen würde.

Ich irrte ziellos durch die Nacht und fand mich plötzlich vor einer Bar wieder. Die Leuchtschrift über dem Eingang wechselte, begleitet von einem zischenden Geräusch, sekündlich die Farbe. Weil ich keine Lust hatte, wieder zurück nach Manhattan zu laufen, trat ich ein und wurde von einer Wolke aus Zigarettenrauch, Schweiß, Parfüm und Pheromonen begrüßt.
Das ich sämtliche Blicke der anwesenden Gäste auf mich zog, kratzte mich in diesem Moment nicht wirklich. Ich blickte weder nach links oder rechts, als ich auf den Tresen zuschritt und mich mit einer einzigen Bewegung auf dem Barhocker niederließ. Was zum Teufel machte ich hier eigentlich?
Ich konnte die bohrend neugierigen Blicke spüren, die auf meinem Rücken ruhten, doch ich widmete meine Aufmerksamkeit nur dem Barkeeper, der wie aus dem Nichts vor mir auftauchte.

Verwirrt sah ich zu ihm auf und wurde amüsiert von einem smaragdgrünen Augenpaar gemustert. "Na? Was darf es denn sein? Vielleicht eine Bloody Mary - extra bloody?" Er grinste über das ganze Gesicht und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Ich hatte im letzten Jahrhundert ja viel gesehen, aber einen Vampir-Barkeeper der für spezielle Kunden anscheinend auch Spezialdrinks servierte, dass war selbst mir neu. Er schien meine Verwirrung zu bemerken und beugte sich über den Tresen hinweg zu mir. Seine Lippen formten die Worte direkt neben meinem Ohr und nur ich war in der Lage, sie zu verstehen. "Jeder will mal ausgehen und sich richtig amüsieren, oder? Auch einige unserer Art und wenn das verhindert, dass sie dabei ein Schlachtfest zu veranstalten, hat es seinen Sinn erfüllt." Ohne eine Miene zu verziehen, richtete er sich auf und begann, mir einen Drink zu mixen.
"So wie du aussiehst, brauche ich auch am Vodka nicht zu sparen.", bemerkte er trocken und stellte das Glas vor meine verschränkten

Weitere Kostenlose Bücher