Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
Mund, als sie plötzlich ein Gedanke durchzuckte: Aber was mache ich denn hier Tag für Tag?
Auf einmal waren Stimmen um sie, ein Murmeln hing in der Luft, und sie drehte sich um und spähte zurück.
Schlingpflanzen blühten um sie herum, und die Äste der Bäume hingen voller überreifer Früchte. Die Brandung flüsterte verführerisch.
Sie stand alleine im Paradies, das sie geschaffen hatte.
»Nein«, sagte sie laut.
Das ist nicht richtig, das bin ich nicht, das ist nicht das, was ich will.
Die Mango glitt ihr aus den Händen und zerplatzte mit einem hässlichen Geräusch auf dem Boden. Ihr Herz machte einen Satz, als sie sah, dass die Frucht in der Mitte verfault war.
Die Farben um sie herum waren zu grell, die Pflanzen, der Sand, das Meer zu vordergründig, wie bei einer Bühnenkulisse.
»Das ist ein Trick.« Wespen surrten wütend um die verdorbene Frucht. »Das ist eine Lüge!«
Noch während sie die Worte schrie, wurde der blaue Himmel nachtschwarz. Heftiger Wind kam auf und wirbelte die Blumen und Früchte durch die Luft. Es wurde bitterkalt.
Dana rannte los. Eisiger Regen schlug ihr ins Gesicht, und der dünne Seidenstoff des Pareos klebte ihr an den Beinen.
Auf einmal wusste sie, dass sie in dieser wilden, bösen Welt nicht mehr alleine war.
Atemlos und außer sich vor Angst gelangte sie an den Strand. Das Meer war ein Alptraum aus Wänden öligen Wassers. Hinter ihr entwurzelte der Sturm die Palmen, und der weiße Sand brach ein.
Obwohl sie in der Dunkelheit nichts sah, spürte sie den bedrohlichen Schatten über sich. Er griff nach ihr, riss an ihr.
Mit letzter Kraft traf sie eine Entscheidung und stürzte sich in die tosende See.
Keuchend und zitternd tauchte sie auf. In ihrer Kehle steckte ein Schrei.
Sie saß in ihrer Wanne, und eiskaltes Wasser schwappte über den Rand. Die Kerzen waren heruntergebrannt, und das Buch trieb im Wasser.
In panischem Entsetzen kletterte sie aus der Wanne heraus und sank zitternd auf die Badematte.
Schließlich zwang sie sich aufzustehen und hüllte sich mit klappernden Zähnen in ein Handtuch. Ihr Herz klopfte heftig, als sie in ihr Schlafzimmer taumelte und sich den Morgenmantel überzog.
Sie fragte sich, ob ihr wohl je wieder warm werden würde.
Kane hatte sie hineingezogen. Der dunkle Zauberer, der den König der Götter herausgefordert und die Seelen der Glastöchter geraubt hatte. Es hatte ihn wütend gemacht, dass sie halb sterblich waren, dachte Dana. Und er wollte herrschen.
Er hatte den Kasten mit einem dreifachen Schloss gesichert und die drei Schlüssel geschmiedet, die kein Gott drehen konnte. Ein hässlicher Scherz, dachte sie, während sie sich zwang, ruhiger zu atmen.
Kanes Zauber dauerte jetzt schon dreitausend Jahre. Er besaß große Macht, und die hatte er sie gerade spüren lassen, um sie daran zu erinnern, dass er sie beobachtete. Er war in ihren Kopf geschlüpft und hatte sie in eine ihrer eigenen Fantasien gezogen. Wie lange hatte sie dort wohl gelegen, nackt und hilflos?
Es war mittlerweile völlig dunkel draußen, und sie schaltete das Licht an, weil sie Angst vor dem hatte, was in der Dunkelheit auf sie lauerte. Aber das Zimmer war leer. Sie war allein, genauso wie an ihrem Fantasiestrand.
Als es heftig an der Tür klopfte, stieg der Schrei wieder in ihr auf. Sie schlug die Hand vor den Mund, um ihn zu ersticken, und rannte zur Tür.
Wer auch immer es sein mochte, es war besser, als allein zu sein. Das dachte sie jedenfalls, bis sie Jordan sah.
O Gott, nicht er. Jetzt doch nicht.
»Was willst du?«, fuhr sie ihn an. »Geh weg. Ich habe zu tun.«
Bevor sie die Tür zuschlagen konnte, schob er den Fuß dazwischen. »Ich will mit dir reden … Was ist los?« Sie war kreidebleich, die dunklen Augen riesig und glasig vor Schock. »Was ist passiert?«
»Nichts. Es ist alles in Ordnung.« Sie begann wieder zu zittern. »Ich will nicht … ach, zum Teufel. Du bist besser als gar keiner.«
Sie ließ sich gegen ihn sinken. »Mir ist so kalt. Mir ist so schrecklich kalt.«
Er hob sie hoch und stieß die Tür mit dem Fuß zu. »Auf die Couch oder ins Bett?«
»Auf die Couch. Ich zittere so, ich kann gar nicht aufhören.«
»Okay. Ist schon okay.« Er setzte sich hin und zog sie auf seinen Schoß. »Gleich wird es dir warm werden«, sagte er und wickelte sie in die Decke ein. »Halt dich an mir fest.«
Er rieb ihr über den Rücken, und dann nahm er sie einfach in die Arme und wiegte sie. »Warum bist du so nass?«
»Ich
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