Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
war in der Badewanne. Aber dann auf einmal nicht mehr. Ich weiß nicht, wie es funktioniert.« Sie ballte die Faust und klammerte sich an sein Jackett. »Der Hurensohn hat sich in meinen Kopf geschlichen. Du merkst nichts, und auf einmal ist er da. Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen Zeit, ehe ich es begreife.«
»Es ist schon okay, ich glaube, ich habe dich verstanden.« Seine streichelnden Hände glitten über das Band, mit dem sie ihre Haare zusammengebunden hatte. Ohne nachzudenken löste er es und fuhr mit den Fingern durch ihre Haare. »Kane war also hier?«
»Ich weiß nicht.« Erschöpft legte sie den Kopf an seine Brust. Zumindest konnte sie wieder normal atmen und hatte nicht mehr das Gefühl, dass ihr jemand das Herz abdrückte. »Wie ich schon sagte, ich weiß nicht, wie es funktioniert. Ich wollte einfach nur ein Bad nehmen, um mich zu entspannen.«
Um sie abzulenken, schnüffelte er an ihrem Nacken. »Du riechst toll. Was ist das?«
»Mango. Lass das.« Sie rührte sich jedoch nicht. »Ich habe mir ein Schaumbad eingelassen, Kerzen angezündet und mein Badebuch mitgenommen. Es spielt in der Karibik - deshalb die Mango und Jimmy Buffet. Ich hatte eine Jimmy-Buffet-CD aufgelegt.«
Die Worte überstürzten sich, aber er ließ sie kommentarlos weiterreden.
»Ich habe mich also in die Wanne gelegt und es mir gemütlich gemacht. Das Buch ist ein romantischer Thriller, flott geschrieben, gute Dialoge. In einer Szene steht die Heldin am Strand und blickt aufs Meer. Du hörst die Brandung, eine leichte Brise geht, Möwen schreien. Der Autor schafft es gut, Atmosphäre herzustellen, deshalb sah ich es förmlich vor mir. Aber auf einmal sah ich es nicht mehr nur in meinem Kopf, sondern ich war selber mitten im Bild. Das macht mir am meisten Angst. Man weiß es einfach nicht.«
Sie rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich muss aufstehen.« Sie schob die Decke beiseite und stand auf, wobei sie den Gürtel ihres Bademantels fester knotete. »Ich war am Strand. Ich stellte ihn mir nicht nur vor, sondern ich war da. Ich konnte das Wasser riechen und Blumen. Es standen weiße Lilien in Kübeln da. Und es kam mir gar nicht seltsam vor, dass ich auf einmal am Strand entlangging, die Wärme und die Brise spürte. Ich war barfuß, hatte lackierte Zehennägel und war gebräunt. Und ich trug so einen langen Seidenpareo. Ich kann noch spüren, wie er um meine Beine flatterte.«
»Ich wette, du hast toll ausgesehen.«
Sie warf ihm einen Blick zu und musste lächeln. »Du versuchst mir meine Angst zu nehmen.«
»Ja, klar, aber ich glaube trotzdem, dass du toll ausgesehen hast.«
»Bestimmt. Es war ja meine Fantasie. Meine persönliche tropische Insel. Perfektes Wetter, blaues Meer, weißer Sand und Einsamkeit. Während ich am Strand entlangging, habe ich sogar überlegt, wie dumm ich war, mir jemals über Verantwortung den Kopf zu zerbrechen. Ich konnte alles tun oder haben, was ich wollte.«
»Und was wolltest du, Dana?«
»In diesem Moment? Einfach nur allein sein und mir wegen nichts Sorgen machen. Einfach nicht daran denken, wie Joan mich aus meinem geliebten Job herausgedrängt hat, und wie viel Angst ich davor habe, mit dem zweiten Akt im Leben von Dana zu beginnen.«
»Das ist menschlich und normal.«
»Ja.« Erneut blickte sie ihn an, den großen, gut aussehenden Jordan Hawke, der sie mit seinen tiefblauen Augen anschaute. Er verstand, dass sie keine nichts sagenden Worte des Trostes erwartete.
»Ja«, wiederholte sie. »Ich bin zu einem kleinen Wäldchen mit Palmen und Obstbäumen gegangen und habe mir eine Mango gepflückt. Ich konnte sie schmecken.« Sie schwieg und legte den Finger an die Lippen. »Eigentlich bin ich nur herumgelaufen und habe die ganze Zeit gedacht, Mann, das ist das Leben. Aber es war nicht das Leben, jedenfalls nicht meins . Ich will es auch gar nicht.«
Sie setzte sich wieder auf die Couch, weil sie befürchtete, ihre Beine würden nachgeben, wenn sie den Rest erzählte. »Und genau dieser Gedanke kam mir in den Sinn - und dann hörte ich Stimmen, weit weg zwar, aber sie klangen vertraut. Und ich dachte, das ist nicht wirklich, das ist nur eine Täuschung. Und da passierte es. O Gott.« Sie presste die Faust zwischen die Brüste. »O Gott.«
»Ruhig.« Er umfasste ihre Hände und drückte sie. »Lass dir Zeit.«
»Ein Sturm kam auf, und das ist noch milde ausgedrückt. Als ich merkte, dass es nicht real war, ging die Welt unter. Wind, Regen, Dunkelheit und
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