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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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Hertford und nach Northamptonshire folgen konnte, dann konnte ihm derjenige auch zurück nach London folgen.
    Aber er fand weder auf den Sitzen noch auf dem Boden etwas.
    Aus irgendwelchen Gründen beruhigte ihn das keineswegs.
    Erst wesentlich später bemerkte er, dass er die erste Patronenhülse versehentlich zurückgelassen hatte.

    Rutledge fuhr bis auf eine knappe Meile an den Yard heran, stellte den Wagen hinter einem Hotel ab und bezog seinen Posten an einer Straßenkreuzung mit Blick auf den Haupteingang des Yard. Dort wartete er eine halbe Stunde und hielt Ausschau nach Sergeant Gibson, um ihn nach der Arbeit abzufangen.
    Gibson war überrascht, ihn zu sehen, und nahm kein Blatt vor den Mund. »Sie sollten oben im Norden sein, Sir.«
    »Ich weiß. Ich brauche Informationen.«
    »Über Constable Hensley?«
    »Genau.«
    »Ich weiß nicht mehr als das, was ich Ihnen gesagt habe. Er ist ohne großes Tamtam in den Norden versetzt worden.«
    »Hatte das etwas mit der Ermittlung im Fall Barstow zu tun?«
    »In der Kantine hieß es damals, er sei den falschen Leuten auf die Zehen getreten und würde in die Verbannung geschickt. Aus den Augen, aus dem Sinn, sozusagen.«
    »Ich habe gehört, in Barstows Geschäftsräumen hätte es gebrannt und jemand sei gestorben, ein Angestellter, der unerwartet ins Büro zurückgekehrt war.«
    »Er hat schlimme Verbrennungen erlitten, daran kann ich mich noch erinnern, und ist Monate später gestorben.«
    »Könnten Sie so viel wie möglich über den Mann, das Feuer und Constable Hensleys Rolle bei dieser Ermittlung in Erfahrung bringen?«
    Gibson sah ihn scharf an. »Sowie ich anfange, Fragen zu stellen, wird es dem Chief Superintendent in Windeseile zu Ohren kommen.«
    Von dort aus, wo Rutledge stand, war die St. Margaret’s Church gerade noch zu erkennen. Dort hatte er Jean das letzte Mal gesehen, als sie wenige Tage vor ihrer Hochzeit mit dem Diplomaten die Kirche in Begleitung ihrer Brautjungfern betreten hatte. Er fragte sich, ob er es heute noch als einen derart schmerzlichen Verlust empfinden würde, sie auf diese Kirchentür zugehen zu sehen. Ob er noch denselben Kummer empfinden würde.

    Er wollte schleunigst von hier verschwinden. »Wenn alles andere scheitert, gibt es immer noch die Zeitungsarchive. Rufen Sie mich nicht an. Schicken Sie mir das Päckchen mit der Post.«
    »Ist Ihnen klar, was Sie tun, Sir?«, fragte Gibson, der Rutledge immer noch ins Gesicht sah.
    »Meiner Ansicht nach kann es sich bei dem Pfeil nicht um einen Unfall gehandelt haben. Wenn hinter der Absicht, Hensley zu töten, nicht Dudlington steckt, dann muss London ihn eingeholt haben. Falls Ihnen deswegen jemand Scherereien machen sollte, sagen Sie, wir müssten andere Möglichkeiten ausschließen.«
    »Das werde ich ganz gewiss tun, Sir. In der glühenden Hoffnung, dass es etwas nutzen wird.«
    Mit diesen Worten stellte Gibson seinen Kragen auf und ging.
    Es war eine lange, kalte Rückfahrt nach Northamptonshire. Dreißig Meilen außerhalb von London holte ihn der Regen wieder ein, als hätte er dort auf der Lauer gelegen.
    Rutledge bereute, dass er Meredith Channing aufgesucht und mit ihr geredet hatte. Damit hatte er nichts erreicht, und er hatte das Gefühl, mehr verraten zu haben, als er selbst in Erfahrung gebracht hatte.
    Es war beunruhigend gewesen, dass sie ihn in Frankreich gesehen hatte. Genau das hatte er von Anfang an in Betracht gezogen, und es war unerfreulich, seinen Verdacht bestätigt zu sehen.
    Während der nächsten dreißig Meilen setzte er sich damit auseinander, welche Rolle sie bei den Vorfällen gespielt haben könnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich hinter einer Hecke verbarg und auf ihn schoss.
    »Es war ein toter Soldat«, rief ihm Hamish ins Gedächtnis zurück. »Das hat der Knabe behauptet.«
    »Tote Soldaten liegen nicht mit einem echten Revolver auf der Lauer. Ganz gleich, was Tommy Crowell gesagt hat, ein Leichnam war es nicht.«

    Aber was war es dann gewesen?
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Hamish. »Du bist diesem Constable zu etwas verpflichtet.«
    »Hensley wird nicht damit gedient sein, wenn ich vor ihm sterbe«, gab Rutledge zurück.
     
    Er hielt in Northampton an. Die Oberschwester war keineswegs erfreut, ihn zu sehen, doch obwohl es schon so spät war, erhielt er die Erlaubnis, die Station zu betreten und einen Blick auf Hensley zu werfen.
    »Aber wecken Sie ihn bloß nicht, hören Sie? Er hat immer noch große Schmerzen, und wir haben

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