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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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stand auf, reinigte seine tonverschmierten Hände und begrüßte mich glücklich. »Und siehe, mein Sohn ist auferstanden aus dem Schattenreich«, mußte Fritzchen übersetzen; »ich glaubte, die Perser hätten uns überfallen, als ich aufwachte und die Scherben sah. Dein Dackel ist ein Ungeheuer. Wir werden beide den Schaden wieder wettmachen. Ich habe mir wunderbaren Ton besorgen lassen. Doch wenn ich richtig prophezeie, bist du jetzt hungrig?«
Woher weiß er das, dachte ich. »Ja, Vater, ich bin sehr hungrig. Hättest du etwas zu essen?«
Er lachte und rieb sich vergnügt die Hände. »Mein Töchterchen ist wirklich gescheit, sie hat es vorausgesagt.« Der Alte öffnete seine Vorratskammer.
Beim Anblick der Speisen knurrte mein Magen wie ein Kontrabaß. In einer Schüssel lagen ein Dutzend Eier, in einer anderen Pellkartoffeln. Ein gebratenes Hühnchen blinzelte mir zu, es war mit Zwiebeln, Petersilie und Mohrrüben garniert. Der Alte zwinkerte. »Hättest du Appetit auf das Hühnchen?«
»Großen Appetit, Vater. Was hat Aul vorausgesagt?«
»Und hättest du auch Appetit auf deine Erfindung: Bratkartoffeln mit Spiegelei?«
»Vater«, flehte ich, »ich bin hungrig wie zehn sibirische Wölfe. Bedenke, ein Vierteljahr habe ich nichts Vernünftiges gegessen…«
Er griff in die Tasche, holte etwas hervor. Es sah aus wie ein Streifen Blockschokolade. »Mein Täubchen ist zur ›Quil‹ geflogen. Vielleicht muß sie dort einem Oberpriester Bericht erstatten – wer kann es wissen? Bevor mein Täubchen abflog, sagte sie zu mir: ›Gib acht auf ihn, Väterchen. Führe ihn nicht in Versuchung, sondern gib ihm diese Energietablette. Sie stillt seinen Hunger und Durst für einige Wochen. Sein Magen verträgt jetzt noch keine anderen Seisen…‹ Soweit mein Töchterchen. Möchtest du die Tablette?«
»Ich will keine Tablette, ich will das Hühnchen und Bratkartoffeln mit Ei«, sagte ich ungeduldig.
»Er will das Hühnchen und andere Leckereien.« Der Alte feixte, es machte ihm Vergnügen, mich hinzuhalten. »Meinen Wein hast du auch noch nicht gekostet, mein Sohn. Ein herrlicher Tropfen, würdig, den Gaumen eines Kriegsobersten zu netzen. So ein Weinchen gelingt einem nicht in jedem Jahr, den würde sogar dieser Me trinken, sofern er existiert. Wußtest du übrigens, daß Jupiter, den zu umkreisen wir die Ehre haben, mit Marduk identisch ist? Ja, sieben Planeten, sieben Tage, sieben Götter. Wer weiß, weshalb gerade ich hier gestrandet bin – ich verehrte nämlich Marduk und seine vier Jagdhunde. Er war unser Hausgott…«
Mir wurde schwindlig. Ich dachte: Wenn er seinen Sadismus noch weitertreibt, werde ich ihn ermorden. Ich wandte mich an Fritzchen. »Sag dem Vater, er möge jetzt schweigen und mir zu essen geben. Die Tablette mag er von mir aus im Ofen verbrennen. Ich will das Huhn und die Kartoffeln…«
Als Fritzchen meine Worte übersetzt hatte, trat der Alte wortlos an den Brennofen und warf die Tablette hinein. Dann trug er das Huhn in die Stube, stellte einen Krug Wein dazu und wünschte mir guten Appetit. Ich stürzte mich auf das Hühnchen, riß es wie ein Raubtier auseinander und verschlang gierig das Fleisch.
Der Alte war in die Werkstatt gegangen, um Kartoffeln und Eier zu braten. Oh, ihr Hühner, warum bekränzt man euch nicht zu Lebzeiten! Schon euretwegen werde ich zur Erde zurückkehren… Die Knochen lagen abgeknabbert auf dem Tisch, ich war noch immer hungrig. Der Wein schmeckte etwas säuerlich, daheim hätte ich ihn nicht angerührt. Hier jedoch – beim göttlichen Marduk, der Hunger machte den Geist zweitrangig.
Er brachte den zweiten Gang, garniert mit drei Spiegeleiern, als Besteck erhielt ich ein Messer und einen Holzlöffel. Erst als ich auch dieses Menü verzehrt hatte, fand ich die innere Bereitschaft wieder, ihm zuzuhören.
»Nun, bist du satt?« erkundigte er sich interessiert. »Hast du dir den Wanst vollgeschlagen?«
Mein Lob auf seine Bratkünste freute ihn. Wir leerten die Krüge. Er sagte, während er sich den Bart abwischte: »Unser kleiner Engel wird morgen zurück sein. Unter uns, sie braucht nicht zu wissen, daß ich dir diese Speisen zubereitet habe. Was verstehen Weiber schon von einem guten Essen und einem göttlichen Tropfen? Sag ihr, du hättest das Konzentrat geschluckt. Später, wenn sie schläft, werden wir beide schlemmen. Mit dem Weintrinken halte ich es schon seit langem so. Immer wenn ihre Schlafenszeit gekommen ist, zapfe ich mir ein paar Krüge ab. Du glaubst nicht,

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