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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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Licht, ging mit der freudigen Erwartung des Heimgekehrten durch die Stuben, entdeckte die vertrauten Gegenstände, mit denen sich so viele Erinnerungen verbanden. Es sah aus, als wäre ich nie fort gewesen, hätte das Haus erst gestern verlassen. Das Thermometer zeigte fünf Grad unter Null an. Ich suchte mir einen alten Pullover aus der Kleidertruhe und streifte ihn über.
    In der Ecke stand mein Fernrohr, auf dem Regal lagen die Bücher durcheinander. Nebenan zeigte die abgelaufene Kuckucksuhr halb acht an. Ich zog die Gewichte hoch und fand Spaß daran, den Kuckuck rufen zu hören. Nichts hatte sich verändert, sogar die Mäuse liefen unbekümmert durch die Küche. Sie wußten, daß der Kater in der Stadt überwinterte. Ich hätte heizen und übernachten können, doch ich war begierig, wieder Menschen zu sehen, und ich wollte vor allem mit Johanna reden. Nach meiner Schätzung konnte es nicht später als dreiundzwanzig Uhr sein. Der letzte Bus zum Bahnhof fuhr kurz vor Mitternacht.
    Bis zur Bushaltestelle an der Konsumgaststätte waren es zwanzig Minuten Fußweg. Ich mußte den Dackel tragen, er versank im Schnee. Seit meiner Rückkehr mochten zwanzig, dreißig Minuten vergangen sein.
    Der klare Sternenhimmel und das reflektierende Weiß ließen die Umgebung gut erkennen. An einer neuangelegten Schonung blieb ich stehen, suchte nach meinem Planeten. Er funkelte wie ein Irrlicht durch die Kiefernbäume. Auf einmal zuckte ich zusammen. Ein eigentümliches Knattern durchbrach die Stille. Im Nordwesten, wo sich die Stadt ausdehnte, wurde der Himmel unnatürlich hell. Von dorther kam jetzt auch dumpfes Dröhnen. Was hat das nun wieder zu bedeuten, überlegte ich. Ein Schreck fuhr mir in die Glieder, als auch auf der nahen Landstraße Schüsse fielen. Leuchtkugeln stiegen auf, dann knatterte es erneut.
    Eine schöne Begrüßung! Mein ersehntes Wiedersehen mit diesem Flecken Erde traf ausgerechnet mit einem Manöver zusammen. Aber seit wann wurden militärische Übungen bis auf die Stadt ausgedehnt? Der Lichtschein über dem Häusermeer war so hell geworden, als hätte man dort ein Riesenfeuer entzündet. Das Knallen kam nun auch aus den umliegenden Ortschaften. Wie ein absurder Traum verwirrte ein unfaßlicher Gedanke meine Sinne. Ich wollte ihn abschütteln, redete mir ein, meine Nerven wären überreizt, doch das Dröhnen der Schüsse war so wenig zu überhören, wie sich der Feuerschein über der Stadt übersehen ließ. Ich lehnte mich gegen einen Baum. Es kann nicht sein, sagte ich mir immer wieder, es ist unmöglich! Doch das Schießen riß nicht ab. Das Unvorstellbare, das Wahnwitzige schien teuflische Realität zu sein. Einen guten Aufenthalt auf der Erde hatte mir Me beim Abschied gewünscht. Jetzt glaubte ich, die Ironie aus seinen Worten herauszuhören. Auch der Sinn anderer Bemerkungen wurde mir nun klar. »Nur dort, wo die Vernunft über den Instinkt siegt, wird sich das Leben unendlich weiterentwickeln…«
    Um mich herum Feuer, Explosionen. Hatte er davon gewußt? Ich war wie ein zitternder Hase, den die Hetzhunde eingekreist hatten. Acht Tage Zeit – welche Großmut. Die acht Tage unter diesen Umständen sollten mir die Entscheidung wohl erleichtern. Nun wurde mir auch Auls hartnäckiges Schweigen verständlich. Me hatte sie vermutlich nach meinem Abflug über alles informiert, vielleicht zum Schweigen verpflichtet…
    Ich blickte nach oben. Der verdammte Planet schimmerte noch immer durch die Baumkronen. Irgendwo in seiner Nähe der sechste Mond. Der Alte schlief jetzt vielleicht oder hockte in der Töpferwerkstatt, und Aul debattierte womöglich mit den Robotern über einen interessanten Echoeffekt. Jetzt begriff ich, warum sie nicht mit mir auf die Erde durfte. »Ihr Leben ist nur in der ›Quil‹ sicher. Hier gibt es keine Naturkatastrophen und keine Kriege…«
    Bedurfte es noch eines anschaulicheren Beweises für seine vorgetäuschte Großmut? Auf einer ausgebrannten Erde ließ es sich in der Tat schlecht leben. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr verrannte ich mich in diesen Gedanken. Das Schießen um mich wurde immer heftiger. Möglich, daß Me wirklich Order gab, den Transporter in acht Tagen auf der Wiese landen zu lassen. Möglich auch, daß er Wert auf meine Anwesenheit legte – er brauchte ein Pärchen zur Zucht. Mochten sie kommen, ich wußte jetzt, was ich zu tun hatte. Diesmal verrechnete er sich.
    Ich tappte weiter, Waldi an mich gepreßt, sah das aufblitzende Licht auf der

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