Zeit der Träume
York.«
»Ich war zu groß für so ein Kuhkaff wie Pleasant Valley. Es gab zu viel zu sagen, zu viel zu tun. Pulitzerpreise zu gewinnen. Dann heiratete meine Mutter Joe. Danas Dad ist ein prima Typ.«
»Bringt er deine Mutter auch zum Lachen?«
»Ja.« Flynn drückte Malory einen Kuss auf die Stirn. »Ja, das tut er. Wir gaben eine gute Familie ab, wir vier. Das hat mir damals echt gefallen, obwohl ich es gar nicht wusste. Ich dachte, jetzt wo Joe da war, würde der Druck auf mich ein bisschen abgeschwächt. Vermutlich haben wir alle geglaubt, wir würden jahrzehntelang die Zeitung zusammen machen.«
»Ist Joe ebenfalls Reporter?«
»Ja, er hat jahrelang für die Zeitung gearbeitet und pausenlos Witze darüber gemacht, dass er eines Tages die Chefin heiraten würde. Sie waren auch ein gutes Team, die beiden, und deshalb sah es so aus, als würde sich alles wunderbar fügen. Nach dem College, so dachte ich, würde ich noch ein paar Jahre Erfahrungen hier sammeln und mich dann nach New York absetzen. Ich lernte Lily kennen, und das schien das Sahnehäubchen zu sein.«
»Was ist passiert?«
»Joe wurde krank. Rückblickend kann ich mir vorstellen, dass meine Mutter wohl in Panik geraten ist bei dem Gedanken, noch jemanden zu verlieren, den sie liebte. Sie stellt ihre Emotionen nicht großartig zur Schau, sondern ist eher beherrscht und ein wenig kühl, aber jetzt im Nachhinein sehe ich es schon so. Und es war bestimmt nicht einfach für sie. Sie mussten wegziehen. Wenn sie aus diesem Klima und dem Stress hier herauskamen, hatte Joe eine längere Lebenserwartung. Also musste ich entweder hier bleiben, oder die Zeitung musste aufgegeben werden.«
»Sie hat von dir erwartet, dass du bleibst.«
Er dachte daran, was er über Erwartungen gesagt hatte. »Ja. Ich sollte meine Pflicht tun. Über ein Jahr lang war ich stinksauer auf sie, und ein weiteres Jahr lang schlicht nur wütend. Im dritten Jahr resignierte ich. Ich weiß nicht genau, wann daraus dann... tja, vermutlich könnte man es Zufriedenheit nennen. Aber mit der Zeit wurde ich zufrieden. Ich kaufte das Haus. Danach lauerte Moe mir auf.«
»Ich würde sagen, du lebst nicht mehr nach dem Plan deiner Mutter, sondern nach deinem eigenen.«
Er lachte leise. »Ja, verdammt, vermutlich schon.«
15
Es gab nur wenige Gründe, die Dana aus dem Bett holten. Arbeit war natürlich der Hauptgrund. Aber wenn sie frei hatte, war Schlafen eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.
Darauf zu verzichten, weil Flynn sie darum bat, war ihrer Meinung nach Ausdruck höchster schwesterlicher Zuneigung.
Um halb acht Uhr am Morgen klopfte sie an Malorys Tür, in einem Groucho-Marx-T-Shirt, einer zerrissenen Jeans und Oakley’s an den Füßen.
Weil er seine Schwester kannte, erwartete Flynn sie bereits mit einer Tasse dampfenden Kaffees.
»Du bist ein Engel, ein Juwel, mein persönliches Schmuckkästchen.«
»Spar dir die Worte.« Sie trat ein, setzte sich auf die Couch und begann, den Kaffee zu inhalieren. »Wo ist Mal?«
»Sie schläft noch.«
»Sind Bagels da?«
»Ich weiß nicht. Ich habe nicht nachgesehen. Ich hätte nachsehen sollen«, fügte er sofort hinzu. »Ich bin ein egoistischer Bastard, der nur an sich denkt.«
»Hey, das ist eigentlich mein Text.«
»Ich spare dir nur Zeit und Energie. Ich muss jetzt los. Ich muss in... Mist, sechsundzwanzig Minuten in der Redaktion sein«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr.
»Sag mir nur noch, warum ich in Malorys Wohnung bin, Kaffee trinke und hoffe, dass es Bagels gibt, wenn sie noch schläft.«
»Ich habe jetzt keine Zeit, es dir ausführlich zu erzählen. Sie hatte eine harte Nacht, und ich möchte nicht, dass sie alleine ist. Zu keinem Zeitpunkt, Dana.«
»Jesus, Flynn, was ist los? Ist sie zusammengeschlagen worden?«
»Das könnte man so sagen. Im emotionalen Sinn. Und ich war es nicht«, fügte er hinzu, während er sich zum Gehen wandte. »Bleib einfach bei ihr, ja? Ich eise mich so schnell wie möglich wieder los, aber ich habe heute einen vollen Terminkalender. Lass sie ausschlafen, und dann, ich weiß nicht, halt sie beschäftigt. Ich rufe an.«
Dana blickte ihm stirnrunzelnd nach. »Für einen Reporter bist du reichlich zurückhaltend mit Details.« Dann jedoch beschloss sie, das Beste daraus zu machen, und stand auf, um Malorys Küche zu inspizieren.
Sie aß gerade den ersten Bissen von einem Mohnbagel, als Malory hereinkam.
Geschwollene Augen, stellte Dana fest. Ein wenig blass, ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher