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Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Titel: Zeit, gehört zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Knox
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Warteraum, die sich im Lauf der letzten achtundvierzig Stunden den Konturen meines Körpers angepasst hatten.
    In stillen Momenten wie diesem – so wie am Vortag im Streifenwagen – wanderten meine Gedanken sofort zu Meredith und den Qualen, die sie durchlitten hatte. Immer wieder versuchte ich mir vorzustellen, wie sie wohl gestorben war, was geschehen sein mochte und warum. Ich rief mir unsere stundenlangen Gespräche auf der Terrasse ins Gedächtnis, unsere Spaziergänge durch die Stadt, die Leute, denen wir begegnet waren, und das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte.
    Entweder war Meredith rein zufällig ermordet worden, oder, noch schlimmer, ein Psychopath hatte, wie von Chris angedeutet, unsere Villa aufs Korn genommen und ihren Tod auf irrationale Weise geplant. Die schwierigste Frage, die ich mir stellte, lautete: Und wenn ich nun in jener Nacht zu Hause gewesen wäre? Hätte ich Meredith retten können? Wäre sie dann noch am Leben?
    In diese finsteren Gedanken war ich versunken, als die Dolmetscherin vorbeikam, mich ansah und sagte: »Du meine Güte. Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Ich bin wie betäubt , dachte ich. Ich kann nicht schlafen, und ich habe gerade meine Tage gekriegt. Jeder Teil meines Gehirns schreit danach, all dies zu verstehen. Aber ich antwortete: »Ich bin bloß müde.«
    »Sie sind ja ganz blass«, sagte sie. »Vielleicht hilft ein Cappuccino. Kommen Sie mit.«
    Als wir von den Automaten nach oben zurückkamen, wartete Raffaele auf mich. Er war vorbeigekommen, um zu sehen, ob ich gehen durfte. Die Polizisten verneinten, ließen uns aber für ein paar Minuten in das Büro, in dem ich in der ersten Nacht befragt worden war. Ich wusste nicht, dass der Raum – wie auch unsere Handys – abgehört wurde.
    Wir standen beieinander und unterhielten uns leise über Belanglosigkeiten. Ich lehnte mich an ihn, froh über seine Gesellschaft. Er küsste mich.
    In diesem Moment kam Rita Ficarra vorbei, die Polizistin, die gesagt hatte, ich dürfe Perugia nicht verlassen. Sie drehte sich um und warf uns einen durchdringenden Blick zu. »Ihr Benehmen ist völlig unangemessen«, zischte sie. »Hören Sie sofort damit auf.«
    Ich war sprachlos. Wir hatten ja nun wahrhaftig nicht herumgeknutscht. Was konnte sie an ein paar zärtlichen Umarmungen und Küssen auszusetzen haben? Raffaele war voller Mitgefühl, nicht voller Leidenschaft – er beruhigte mich, und das brauchte ich. Aber sie nahm Anstoß daran.
    Es lag vor allem an Raffaele, dass ich in diesen Tagen nicht völlig aus den Fugen geriet. Ich kannte ihn erst seit so kurzer Zeit, und er war Meredith nur zweimal begegnet. Wer hätte es ihm verübeln können, wenn er nicht dageblieben wäre? Nicht nur, dass er mich bei sich wohnen ließ, er war auch geduldig und freundlich gewesen. Er hatte sich meiner Sicherheit und meinem Wohlergehen verschrieben – er fuhr mich zur Polizei und holte mich von dort ab, sorgte dafür, dass ich etwas aß, und schmiegte sich jede Nacht an mich, damit ich mich beschützt fühlte. Auf meinen Wunsch hatte er mit meiner Mutter, meinem Vater, Chris und Dolly telefoniert, um sie zu beruhigen. Er achtete darauf, dass ich nie allein war.
    Ich stand in Kontakt mit Laura und Filomena, aber die beiden waren damit beschäftigt, ihr eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie hatten ihre eigenen Freunde, und ihre Familien wohnten in der Nähe. Bis meine Mutter am Dienstagvormittag kam, war Raffaele alles, was ich hatte.
    Doch sosehr er mir half, letztendlich erwies sich unsere Beziehung als alles andere als hilfreich. Ob wir uns nun vor dem Haus küssten, in dem die tote Meredith lag, oder in der questura miteinander flüsterten, scherzten und Grimassen schnitten, unser Verhalten erregte Verdacht. Ich bemerkte es nicht, aber als die Polizei uns erst einmal für schuldig hielt, sah sie alles offenbar nur noch durch diese Brille.
    Auf Ficarras Intervention hin gingen Raffaele und ich auf Abstand. Ich blieb in dem Büro, nachdem er gegangen war, und saß immer noch dort, als Laura und Filomena hereingebracht wurden. Wir küssten uns auf beide Wangen und setzten uns. »Die behandeln mich wie eine Verbrecherin«, sagte ich melodramatisch. »Sie stellen mir immer wieder dieselben Fragen, als ob ich nicht die Wahrheit sagen würde. Ich weiß nicht, warum. Ich lüge doch nicht.«
    Die Polizei fuhr mit uns dreien wieder zur Villa. Laura und Filomena saßen auf dem Rücksitz eines Streifenwagens, die Dolmetscherin und ich in einem

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