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Zeit zu hassen, Zeit zu lieben

Zeit zu hassen, Zeit zu lieben

Titel: Zeit zu hassen, Zeit zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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haben die Dachrinnen angeschlagen. Der Stallbaron hat dem Metzger Lohmüller ein Bund Stroh verkauft. Das Geld steckt er in die eigene Tasche. Lohmüller hat sich das Stroh selbst vom Dachboden geholt. Viele kommen eher in Frage als wir.«
    »Na, hoffentlich«, wünschte Bruno.
    Alwin flüsterte: »Achtung, da ist der Stallbaron. Wenn er uns fragt, wir wissen von gar nichts.«
    Schiller trat durch das Tor, blickte sich flüchtig nach den Jungen um und sagte: »Werft mir noch eben ein paar Strohbüschel vom Dachboden und dann nichts wie nach Hause mit euch.«
    »Ist gut, Herr Schiller«, sagte Alwin. »Wir müssen übrigens bald mal wieder abrechnen.«
    »Sicher«, sagte der Stallbaron etwas ungeduldig. »Heute werden wir abrechnen, aber nicht mit euch.«
    Schiller verschwand wieder im Stall.
    Alwin und Bruno packten das Werkzeug zusammen. »Schieb die Karren rein«, sagte Alwin. »Ich muss nach Hause. Morgen schreiben wir eine Klassenarbeit.«
    »Ich mach’s schon«, antwortete Bruno. »Die paar Bund Stroh, die werfe ich schnell allein hinunter.«
    »Bis dann!«, sagte Alwin und ging davon.
    Unter den Bäumen war es schon fast dunkel. Der kalte Wind zauste die Blätter. Die Kutscher hatten sich inzwischen in die Schmiede gesetzt. Alle Stalllaternen brannten noch.
    Der Stallbaron ist wirklich durcheinander, dachte Bruno. Sonst ist er doch immer aufs Sparen bedacht. Bruno kippte die Blätter auf den Misthaufen und weil sie nicht wegwehen sollten, holte er aus der Remise eine Mistgabel und packte Pferdemist darüber.
    Jetzt noch das Stroh und dann Schluss für heute, dachte er.
    Er schlenderte durch den Stall und stieg auf den Dachboden. Das Heu lag auf der rechten Seite und das Stroh links. Der Boden war um diese Jahreszeit fast bis an den First vollgestopft.
    Bruno kletterte über das Heu und fühlte nach den Kisten. Nichts war mehr davon zu spüren.
    Die Dachdecker hatten zwei große Dachfenster eingebaut. Er blieb eine Weile davor stehen und schaute hinaus. Auf den Rhein zu wurde flüssige Hochofenschlacke ausgekippt. Hell glühte der Himmel auf. Allmählich nur verblasste der Widerschein. Dunkle Wolken jagten vorüber. Ob Paul und Franziska in Liebenberg auch so miserables Wetter haben?, ging es Bruno durch den Kopf.
    Er vermisste Paul. Kaplan Klauskötter hatte zu ihm gesagt, er müsse sich nun bald entscheiden, ob er zur Schule wolle oder nicht. Und der Paul, sein Vormund, müsse auch zustimmen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit für Bruno. Aber dann müsse er die Fäden bald knüpfen. Und die Kosten, na, darüber solle Bruno sich mal keine großen Sorgen machen. Es gebe Freiplätze.
    Bruno hatte nicht mehr davon geredet, dass der Gedanke an seinen Bruder und dessen Mörder ihn festhielt. »Ich werde es Ihnen bald sagen«, hatte er versprochen.
    Mit Paul hätte er alles noch einmal besprechen können, aber Paul war tausend Kilometer weit weg. Bruno fühlte sich sehr allein. Er warf das Stroh durch die Luke in den Gang.
    Bilarski trat von der Straße her in den Stall. »Hallo!«, rief er. »Was ist denn das hier für eine Festbeleuchtung?«
    »Extra für dich, du Hund!«, rief der Stallbaron, der gerade mit den Kutschern in den Stall zurückgekommen war und auf Bilarski gewartet hatte. »Verdimmich, wir werden dir heimleuchten!«
    Bruno wollte nach unten steigen und die Luke schließen, da sah er, dass Robert so schnell, wie der Junge es bei dem Leibesumfang des Kutschers gar nicht für möglich gehalten hatte, zur Einfahrt rannte und das Tor zuknallte.
    Bruno legte sich flach auf den Boden und schaute dem zu, was sich dort unten abspielte.
    Die Männer hatten einen Kreis um Bilarski gebildet.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte der und seine Stimme klang rau und ängstlich.
    »Handgranaten, Karabiner, MGs und Munition«, fauchte der Stallbaron ihn an.
    ». …nd Munition?«, fragte Bilarski und tat verwundert.
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist!« Der Stallbaron krempelte sich die Ärmel auf.
    »Ich weiß nichts von …« Mehr brachte Bilarski nicht heraus. Der erste Faustschlag traf ihn in die Magengrube. Er stöhnte und hielt sich den Leib.
    »Du hast es mit dem Magen, ich weiß es.« Der Stallbaron schien ganz ruhig zu bleiben, doch Bruno sah, dass sein Gesicht rötlich angelaufen war. Auch die anderen Männer sahen wütend und wild aus. »Aber wenn du Schweinehund die Wahrheit nicht bald ausspuckst, dann wird dir bald überhaupt nichts mehr weh tun.«
    »Was soll ich denn mit dem Waffenplunder da

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