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Zeiten des Verlangens

Zeiten des Verlangens

Titel: Zeiten des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Logan Belle
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konnte nicht sagen, dass ihr der Klang gefiel.
    »Hierher haben sie Überlebende der Titanic gebracht. Und sie hierbehalten, bis die amerikanische Untersuchung abgeschlossen war«, sagte Sebastian.
    »Wahnsinn«, musste Regina zugeben. Aber eigentlich war sie mehr mit ihrer eigenen dräuenden Katastrophe beschäftigt.
    Sebastian kannte sie gut genug, um ihre Anspannung zu bemerken. Er tätschelte ihre Hand, die auf seinem Arm lag. »Entspann dich. Heute Abend musst du dir nur eines merken: Niemand wird dich berühren außer mir. Verstanden?«
    Sie nickte, fühlte sich aber alles andere als beruhigt. Sie wusste nicht genau, was ihr Sorgen bereitete. Vielleicht war die Vorstellung »berührt« zu werden zu konkret. Sie kämpfte mehr mit einem allgemeinen Unbehagen bei dem Gedanken, in der Öffentlichkeit zu sein, teilzuhaben an einer Veranstaltung, deren Aufhänger eine spezielle sexuelle Vorliebe war. Selbst wenn sie nur rumstanden, Wein tranken und Käsehäppchen von Tabletts aßen, wüssten alle Bescheid. Das hier war keine kleine private Spielerei zwischen Sebastian und ihr. Heute Nacht war es anders.
    Außerdem grübelte sie noch immer über ihr Gespräch mit Margaret nach.
    Hand in Hand stiegen sie die Stufen zum Hotel hoch. Vor der Tür blieben sie kurz stehen.
    »Setz deine Maske auf«, wies er sie an. Regina hatte sie fast vergessen, obwohl sie unter ihrem Arm klemmte, weil sie zu groß für ihr Abendtäschchen war.
    Sebastian half ihr, sie über das Haar zu ziehen, dann streifte er seine eigene über, eine einfache schwarze. Dazu trug er einen schwarzen Smoking. Auch Regina trug schwarz, ein ausgefallenes Stück von Morgane Le Fay, das mehr Kostüm als Kleid war. Das raffiniert geschnittene Oberteil bestand aus Seidenorganza und Satin, und es war um die Taille eng mit einem schwarzen Band gebunden. Der Rock war eine Art Reifrock mit einem blickdichten Mittelteil aus Tüll, unter dem man einen kurzen Seidenunterrock tragen musste. Wenn es an diesem Abend einen Trost für Regina gab, dann bestand er darin, dass sie sich gar nicht wie sie selbst fühlte. Was auch geschehen mochte, sie konnte so tun, als würde sie nur eine Rolle spielen.
    Regina hakte sich bei Sebastian unter, und sie gingen hinein.
    Das Foyer war schmal und hoch und üppig ausstaffiert mit großen Farngewächsen in Töpfen, einem Elchkopf an der Wand und einem Kandelaber-Lüster. Hinter einer altmodischen Rezeption stand ein Page in der traditionellen Uniform aus bordeauxroter Jacke und passender Kappe. Regina kam sich vor, als wäre sie geradewegs in einen Stan- Kubrick-Film gelaufen.
    »Guten Abend«, begrüßte sie der Page.
    Sebastian reichte ihm eine schwarze Karte – ähnlich einer Kreditkarte. Sie wurde mit einer Liste abgeglichen und zurückgegeben.
    »Die Spielregeln finden Sie im Ballsaal. Einen angenehmen Abend, Mr. Barnes.«
    Sebastian führte Regina durch den Flur in eine schmale Bar, ganz in dunklem Holz gehalten, spärlich beleuchtet und mit einer langen Sitzbank ausgestattet.
    Eine große Frau in schimmernder Silberrobe kam ihnen in der Mitte entgegen. Ihre Maske war violett, verziert mit grünen Federn und mit den passenden Pailletten eingefasst. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem komplizierten Gebilde auf dem Kopf zusammengebunden, und ihr Lippenstift war violett und wächsern. »Willkommen, Freunde«, sagte sie. »Geht weiter zum Ballsaal. Und nur zur Erinnerung: Alle Hotelzimmer stehen den Gästen zur Benutzung offen. In jedem Zimmer findet ihr Requisiten und Toilettenartikel zur freien Verfügung. Aber die Türen müssen zu jeder Zeit offen bleiben. Jeder Verstoß gegen diese Regel führt zum Verweis von dieser Party.«
    Sebastian nickte, und Regina sah ihn fragend an. Sollte er ihren Blick bemerkt haben, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen nahm er ihre Hand und führte sie in den Ballsaal.

33
    Der Ballsaal – wenn man ihn so nennen konnte – wirkte mehr wie das Gesellschaftszimmer eines verfallenden Herrenhauses, das sich im Besitz einer sagenhaft reichen Familie mit einem verschwenderischen und exzentrischen Geschmack befand. Hätte Regina die Atmosphäre mit einem Wort beschreiben sollen, sie hätte es mit viktorianisch versucht, obwohl das nicht ganz stimmte. Die Decke war getäfelt, überall gab es altmodische Gesimse, verblichene Perserteppiche bedeckten den Boden, und ein mächtiger Kamin beherrschte die Stirnseite. Von der Decke hing eine gigantische Spiegelkugel. Reginas Blick glitt über samtbezogene

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