Zeiten des Verlangens
den Kopf zur Seite gedreht, sodass sie atmen konnte.
»Das ist keine gute Ide–«
»Sprich nicht mehr, bis wir diesen Raum verlassen«, sagte er. Er zupfte an dem Seidenrock und sie hob gehorsam die Hüften, sodass er ihn über ihre Oberschenkel ziehen konnte, dann über die Knie und an den Füßen vorbei. Jetzt war sie von der Hüfte abwärts entblößt und trug nur noch ein schwarzes Spitzenunterhöschen.
Sie hörte, wie sich Sebastians Schritte entfernten.
»Wo gehst du hin?«, fragte sie. Die Antwort war ein schmerzhafter Peitschenhieb auf ihre Oberschenkel.
»Ich sagte: Nicht sprechen. Vertrau mir, Regina.«
Sie winselte vor Schmerz und verlor sich in der Fantasie, dass seine Finger sie spreizten. Nur der süße Druck seiner Finger oder seiner Zunge auf ihrer Klitoris konnte dem Schmerz ein Ende setzen.
Jetzt war es still im Zimmer. Sie hörte Schritte auf dem Flur und wand sich innerlich vor Scham, weil sie wusste, dass Leute zu ihr hereinblickten und sie sahen, so wie sie die gefesselte Frau im ersten Zimmer gesehen hatte. Ihr einziger Trost war, dass sie anonym blieb und nicht nackt war.
Noch nicht.
Sie wusste nicht, ob Sebastian noch da war und wartete, um sie gleich noch weiter zu entblättern, oder ob er vielleicht zu der Party im Erdgeschoss zurückgekehrt war. Nur mit größter Willensanstrengung unterdrückte sie den Impuls, nach ihm zu rufen. Ihre Arme begannen zu schmerzen, die Fesseln schnitten schon jetzt in ihre Handgelenke ein. Ihr fiel auf, dass sie sich hin und her wand und dass es weniger wehtat, wenn sie sich ganz reglos verhielt.
Regina kämpfte gegen die aufkommende Panik an. Sie klammerte sich an das eine, das er mehrfach in Bezug auf diese Nacht gesagt hatte: Vertrauen. Er würde sie nicht einfach hier liegen lassen – wenigstens nicht zu lang.
Von unten drang Musik in ihr Zimmer. Florence and the Machine. Regina versuchte, sich darin zu verlieren, sich gedanklich an einen anderen Ort zu versetzen. Doch all ihre Gedanken rutschten ins Erotische ab. Sie stellte sich vor, die Augenbinde würde abgenommen, und sie hätte Sebastians harten Schwanz vor sich, direkt vor den Lippen. Sie konnte die Zunge ausstrecken und die salzige Wärme spüren, das Blut, das für sie pulsierte …
Sie hörte Schritte in den Raum kommen. Ihr Herz begann zu rasen. Sie wollte seinen Namen rufen, um sicherzugehen, dass es auch Sebastian war, aber das durfte sie nicht.
Und dann streichelten Hände ihren Hintern und tänzelten leicht über ihr Spitzenhöschen. Waren das Sebastians Hände? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, und das machte ihr Angst. Und dann erinnerte sie sich an seine Worte, kurz bevor sie das Hotel betreten hatten: Heute Abend musst du dir nur eines merken: Niemand wird dich berühren außer mir.
Sie klammerte sich an diese Aussage, um nicht zu schreien, als die Hand zwischen ihre Beine wanderte, unter ihr Höschen glitt und ein Finger sanft über ihre Schamlippen strich. Ihr Herz schlug so wild, dass sie fürchtete, sie würde aufhören zu atmen.
Und vor allen Dingen: Vertrau mir.
Vertrauen, Regina.
Der Finger drang in sie ein. Die Berührung war schön, das ließ sich nicht leugnen, aber von wem sie stammte, konnte sich nicht eindeutig identifizieren. Der Finger drang ein und zog sich zurück. Regina wurde den Gedanken nicht los, dass es vielleicht ein Fremder war, obwohl sich ihr treuloser Körper an diesem Finger rieb, begierig auf einen Orgasmus. Doch über einen gewissen Punkt kam sie nicht hinaus. Sie wartete auf einen Hinweis, dass es wirklich Sebastian war, und als er ausblieb, siegte ihr Geist und ihr Körper erstarrte.
Die Hand verschwand. Ihr Höschen schnalzte zurück in Position, während sie innerlich pulsierte und sich nach Befriedigung sehnte.
Jetzt packte sie die Angst, dass dieser Jemand ging und sie allein zurückblieb, ohne zu wissen, wer sie da gerade berührt hatte. Es war nicht zu ertragen. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht nach ihm zu rufen.
Als sie es nicht länger ertrug und sie kurz davor stand, ihr Schweigen zu brechen und damit ihr fehlendes Vertrauen zu demonstrieren, wurde ihre Augenbinde gelöst und abgenommen.
Sie öffnete die Augen. Sebastian kniete neben dem Bett und sah sie eindringlich an.
Reginas Erleichterung war so groß, die Auflösung der Anspannung so intensiv, dass sie zu weinen begann.
»Beruhige dich, Regina. Ich sagte dir doch, dass dich niemand außer mir anfassen würde. Hast du mir denn nicht geglaubt?«
Er band
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