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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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fassungslos . Aber Hanna ließ mir Zeit und sagte nichts mehr. Vermutlich konnte sie sowieso jede Gefühlsregung von meinem bewegten Gesicht ablesen. Was nicht we i ter verwunderlich war, denn meine Gefühle gaben sich einen Schlagabtausch nach dem and e ren und zeitweise hätte ich dieser holden Dame am liebsten vor die Füße g e kotzt, so übel war mir geworden. Drei Monate! Herrschaftszeiten! Wie sollte ich da je wieder in mein normales Leben zurückfinden? Nervös knetete ich meine Hände und überlegte fiebe r haft, wie ich aus all dem wieder heil herauskommen sollte. Hanna lächelte milde und auf eine Weise, die mir selbst ohne Worte verdeutlichte, was für einen emotionalen Zirkus ich gerade aufführte. Da hatte ich ursprünglich aus meinem alten Leben fliehen wollen und dann wünschte ich mir nichts sehnlicher, als den normalen Alltag s trott zurück. Was für eine Ironie! Wieder dieses Lächeln und ich biss mir auf die Lippen, wusste nicht ob ich „Danke“ sagen oder einfach nur losbrüllen sollte. Es war zum Haare raufen, unverständlich, absurd ... und vermutlich die Wahrheit. Je länger ich haderte, desto klarer passte alles z u sammen. Hannas Aussehen, die mittelalterliche Umgebung, das Gewand ... einfach alles. Mein Unte r bewusstsein hatte das längst erfasst und akzeptiert, doch mein Ve r stand hatte sich die ganze Zeit erbittert gewehrt . Etwas derart Irrationales und Verrücktes war ja auch nicht gerade leicht zu schlucken . Mehr und mehr aber begann ich zu verstehen und akzeptierte allmählich das volle Ausmaß von Hannas Erklärung.
                  „Okay “, begann ich und sah Hanna direkt in die Augen. „Angenommen ich glaube das alles. Wie geht es dann weiter?“ Die Frage schien mir berechtigt, denn d rei Monate im Nirgendwo waren schließlich kein Pappenstiel. Ich würde meine Familie, meine Freunde, meinen Arbei t geber – und weiß Gott wen noch – verständigen müssen. Drei Monate! Wie sollte das funkti o nieren? Meine Eltern waren sicherlich krank vor Sorge, außerdem musste die Miete bezahlt und die Blumen gego s sen werden. Ohne es zu bemerken, raufte ich mir die Haare, schielte verzweifelt auf meine seltsamen Pa n toffel und ging wohl zum hundertsten Mal jede s Detail von Hannas Erklärung durch . Die goss inzwischen seelenruhig etwas Tee in die zwei te Tasse und reichte sie mir.
                  „ Trink! Er wird dir gut tun. I ch verstehe schon was du durchmachst. Das alles muss ein gehö riger Schock für dich sein. A uch wenn ich nicht viel von der Schnelligkeit meiner Tochter ha l te, so steht für mich fest, dass sie dich nicht gezwungen hat. Letztendlich kann dieser Weg nur aus freien Stücken gewählt werden.“ Resolut, aber freundlich, blickte sie mir dabei in die A u gen und mahnte mich zu mehr Selbstverantwortung. Und – aus irgendeinem Grund – hatte ich wieder dieses Bauchgefühl von Richtigkeit. Ich konnte nicht b e haupten dieses Gefühl zu mögen, aber es schien mir zu zeigen, dass Hanna die Wahrheit sprach. Ich nahm einen o r dentlichen Schluck vom Tee und fühlte sofort die warme, beruh i gend e Wirkung .
                  „Ich habe vo rsorglich etwas Rum hineingetan “, kicherte Hanna und tätschelte mir liebevoll die Hand , während ich gleich noch zwei weitere, kräftige Schlucke nahm . Das wohlige Gefühl verstärkte sich und ließ mich ein wenig lockerer werden. Zumindest wechselt e auch ich en d lich zum freundschaftl i chen DU.
                  „Liebe Hanna, ich habe noch so viele Fragen, aber ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Meine Eltern werden sich wahnsinnige Sorgen machen, meine Wohnung werde ich verlieren, wenn sie nicht bezahlt wird, meinen Job sowieso. Also wie stellt Ihr Euch das vor, du und deine Tochter? Wie soll ich hier lernen, wenn mein eigentliches Leben ruiniert wird? So etwas ist doch unveran t wortlich und wenn ich gewusst hätte, was mich bei Rosa erwartet, hätte ich mich niemals darauf eingelassen!“ Sicherhei tshalber nahm ich einen weiteren Schluck.
                  „Mein liebes Kind. So schlimm wie du denkst ist es nicht. Die drei Monate die du hier ve r bringen wirst, kosten dir zwar drei Monate deines Lebens, aber nicht drei Monate deiner Zei t rechnung. Die Zeit hier bedeutet so viel wie drei Stunden in deiner eigentlichen Zeit. Du wirst zu Rosa zurückkehren und nicht mehr als diese Stunden verloren haben. Du siehst also, ganz so schlimm ist es nicht.

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