Zeitreise ins Leben (German Edition)
Alltag meines Erwachsenenlebens aus den A u gen verloren hatte . Waren es wirklich Nebensächlichke i ten wie Job, Wohnung, Auto oder die allgemeinen Bequemlichkeiten des 21ten Jahrhunderts? Oder hatten mich Stump f sinn und Schnelllebigkeit im Laufe der Jahre mehr und mehr zu etwas geformt, das ich gar nicht sein wollte? Es war unverständlich und doch so klar, dass es mich e rschütterte. Z u gleich aber war Hannas Erzählung und meine Erinnerung wie ein heller Impuls, der mir eine fast schon erl o schene Lebensquelle zurückschenkte. Sogar das Bild des heiligen Grals tauchte vor meinem inneren Auge auf und formte sich allmählich zu einer Karte. Einer, die ich bei Rosa während unserer Sitzung gesehen hatte. Das Bild wurde klarer und ich erkannte es als das As der Ke l che . Dieses Glücksymbol zeugte von der tiefen Gefühlswelt des Wassers und dem Mythos ew i ger Li e be.
„Siehst du, Elisabeth, das genau ist es, was hier passiert. Ein genialer Impuls wird den nächsten jagen und du wirst daraus wie aus einem Jungbrunnen schöpfen. Und hier hast du Zeit und Willen all das zurückzuerobern, was du im Laufe deines jungen Lebens bereits aus den Augen verloren hast.“ Sie lächelte aufmunternd , aber ich war viel zu beschäftigt, mich zu sammeln und meine Empfindungen auf die Reihe zu bekommen. Jetzt war ich mir sicher, hier nicht willkürlich, sondern bewusst in der Hochblüte de s Ritter tums gelandet zu sein . Hier konnte ich mir meine Werte von Ehre und Edelmut wieder vor Augen halten und zurüc k zuerobern. Hanna lächelte und schien meine tiefe Gefühlsregung zu verstehen. U m so stolzer erzählte sie mir dann vom Edelmut der Ritter und ihrer Ritterlichkeit gegenüber Hilfsbedürft i gen. Hanna war ein richtiger Fan von all dem, obwohl sie auch vom ra u en Leben der Männer zu berichten wusste. Dem vorherrschenden, feudalistischen System entspr e chend, wurden Ritter automatisch zu Lehnsherren und konnten Land verpachten und Abgaben ve r langen. Alles natürlich unter der Prämisse, ihrem König treu und loyal erge ben zu sein. D as gut fun k tionierende Rittertum faszinierte mich und brachte ei ne romantische Saite in mir zum Schwingen. Weniger gut machte sich da hingegen der grausame Teil mit den Plünder ungen , Vergewaltig ung en und Morden im Namen Gottes, während der bisherigen Kreuzzüge . Vier waren es bis jetzt , doch Hanna wusste, dass noch drei folgen würden. B ei all den Grausa m keiten, durfte man dennoch nicht die befruchtende Vermischung verschiedener Kulturen ve r gessen . V or allem Europa profitierte von der unschätzbaren Hochkultur der ar a bischen Welt.
„Aber jetzt genug von allzu ernsten Dingen! Die Turniere, mein Kind, die sind in dieser Zeit wirklich etwas Besonderes und sie dienen in erster Linie der Unterhaltung, sprich es geht nicht um Leben oder Tod. Die Lanzen werden so präpariert, dass nicht allzu viel passi e ren kann. Hier in der Gegend allerdings findet einmal im Jahr ein ganz besonderes Turnier statt, wo es sehr wohl ans Eingemachte geht. Alles oder nichts, sozusagen! Nur einen Tage s ritt von hier entfernt treffen im Frühsommer die Besten der Besten zusammen, um gegene i nander anzutreten. Ein wahres Spektakel für alle Sinne!“
„Mmmmh, können wir uns das vielleicht einmal anschauen?“, fragte ich und dachte an strahlende Helden in glänzenden Rüstungen.
„Aber ja, mein Kind. Das Turnier, das ich meine, findet im Juni statt und das müsste sich vor deiner Heimreise ausgehen. Solch ein Ereignis sollten wir uns wirklich nicht entg e hen lassen. Es ist ein Spektakel für das einfache Volk, den Adel und sogar den König. Wir werden uns am besten unters einfache Volk mischen, unauffällig verhalten und uns trotzdem nichts entgehen lassen. So ein Turnier ist wirklich fantastisch, sage ich dir.“
„Oh, ja“, rief ich begeistert, weil mich schon immer interessiert hatte , wie Ritter vor Turni e ren auf ihr Pferd gehievt worden waren. Angeblich mussten sie ja per Flaschenzug hochgeh o ben werden und ein paar Minuten in der Luft strampeln, ehe sie mit ihren zig Kilo Blech auf das Pferd verladen wurden . Natürlich hatte ich in erster Linie das Bild von strahlenden He l den im Kopf, aber die Vision von strampelnden Rittern in schi m mernde r Rüstung, war auch nicht zu verachten. Dazu stellte ich mir so eine Rüstung nicht gerade
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