Zeitreise ins Leben (German Edition)
nach Hause . Endlich sah ich meine heiß ersehnten Ritter und dann ließen mich ein paar unschickli che Furze mehr verzweifeln, als meine Situation mit R a benhof? Es war schon verrückt, wie verdreht das alles war .
„Pah “, platzte es enttäuscht aus mir heraus, weil meine Reise plötzlich völlig unsinnig e r schien, ebenso wie mein verrücktes Streben nach neuen, edlen Werten. Wie sollte ich hier wohl etwas finden, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte ? Wütend boxte ich auf mein Bett ein und stellte mir vor es wäre einer der Ritter oder zumindest der Herzog. Dabei dä m merte mir durchaus , dass ich viel zu hohe Ideale erwartet hatte und das Mittelalter an sich nichts dafür konnte.
Es klopfte laut an der Tür und ich wurde noch wütender.
„Warum die Mühe?“, brüllte ich unwirsch. „Kommt, verdammt noch mal, einfach he r ein!“ Ich war sauer auf mich, Gott und die Welt und nicht mehr bereit, einen Funken Mani e ren an den Tag zu legen. Sollten sie sich doch alle zum Teufel scheren mit ihren Forderungen und Intrigen! Die Türe wurde zaghaft geöffnet und eine hagere, ältere Dame trat mit rotem Kopf ein. Me i ne Worte hatten sie offenbar in Verlegenheit gebracht und weil sie gar so betreten guckte, verspürte ich sogar etwas Reue. Eigentlich hatte ich ja mit Rabenhof und einer neuen R e gel gerech net. D er Regel Nummer fünf, sechs oder sieben . Dementsprechend leid tat mir die se schüchterne Frau . Mit etwas freundl i cher er Miene winkte ich sie zu mir .
Sie hielt ein blaues, wunderschönes Kleid im Arm, einen Beutel mit diversen Utensilien und einen kleinen Korb mit Kuchen. Ich hatte wirklich Hunger und während sie sich vorstel l te, aß ich bereits den halben Korb leer. Sie war die Hofdame, die mir beim Umkleiden helfen sollte und ihr Name war Gertrude . M it Wehmut dachte ich bei jedem Bissen an „meine“ dicke Ger t rude von Tsor, an Hanna und an John. Hoffentlich mussten die drei nicht in einem dunklen Verlies schmachten . Gertrude war eine nette Person. Freundlich und zuvorkommend bereit e te sie mich d arauf vor, dass wir hier einige Zeit miteinander verbringen würden. Natürlich ve r suchte ich sie über Hanna auszufragen, doch das Thema blockte sie gekonnt ab. Wenigstens b e merkte ich einen Hauch von Mitgefühl, denn sie sah mich des Öfteren traurig an und gab mir ind i rekt zu verstehen, dass sie mit mir fühlte. Ihr Mitgefühl ging mir Nahe und trieb mir die Tränen in die Augen, denn kurze Zeit konnte ich vielleicht stark sein, aber bei ehrlichem Mi t gefühl konnte ich mein Elend nie lange verbergen. Meine Lage war ja auch wirklich eine kleine Katastrophe. Und klein nur deshalb, weil ich nicht glauben konnte, was heute auf dem Fest noch passieren sollte. Gertrude reichte mir ein Stofftuch.
„Keine Angst, es geht ihr gut “, flüsterte sie leise.
„Ihr wisst wo s ie ist? Bitte, sagt mir doch wo “, flehte ich sie an, doch nun schüttelte Gertr u de wieder energisch den Kopf . Sie hatte schon zu viel gesagt und wollte nicht riskieren R a benhofs Unmut heraufzubeschwören .
Wir benötigten mindestens zwei Stunden und es war unglaublich, was dieser Frau alles zum Th e ma „Herausputzen“ einfiel! Die Waschung selbst war mir ein Gräuel, denn das Wasser befand sich in einem kleinen Behälter und war eiskalt. Außerdem hatte die Frau keine He m mungen, mit ihrem kleinen, braunen Schwämmchen, in alle möglichen Körperöffnungen vo r zudringen. Kopfschüttelnd betrachtete Gertrude meine lädierten Knie und meine Handgelenke und versuchte diese ein wenig behutsamer zu säubern. Nachdem ich mich endlich zitternd vor Kälte abtrocknen durfte, begann die elend lange Prozedur des Kämmens und Bürstens. Und ich meine e lend lang und ausgesprochen schmerzhaft, denn so zart Gertrude auch g e baut war, so sehr konnte sie Kraft in ihre fliegenden Hände legen. Meine Zähne wurden mit einem weichen Weidenstöckchen geputzt und meine Haut geprüft , ehe sie mir etwas eklig Schle i miges ins Gesicht schmierte . Gesichtsmaske aus dem 13.Jhdt … dachte ich überrascht und wollte eruieren, woraus sie bestand , steckte v orsichtig einen Finger hinein und nahm eine kleine Kostprobe . Sie schmeckte nach Honig, Ei und vielleicht ein wenig Topfen. Doch Gertrude klopfte mir echau f fiert auf die
Weitere Kostenlose Bücher