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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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ein wundervolles Lächeln besaß. Er würde in seiner sauberen Khaki-Uniform irgendwo an einem Schreibtisch sitzen und in gutem Glauben und absolut von sich überzeugt Gott weiß welche Gräueltaten planen. Und er würde mich nicht kennen.
    Am Telefon hatte ich Dr. Danziger nur das versprochen, was ich an dem Tag, an dem mir Rube Prien und Esterhazy gegenübersaßen, für mich beschlossen hatte. Nun hatte ich mein Versprechen gehalten. Und der Mann – die Ähnlichkeit der Gesichtszüge war auffallend –, der Dr. Danzigers Vater, und das Mädchen im grünen Kleid, das seine Mutter geworden wäre, würden es nun niemals werden.
    Aber das waren Gedanken, die nicht mehr in meine Zeit gehörten. Sie gehörten einer weit entfernten Zukunft an, mit der ich nichts mehr zu tun hatte. Ich tastete nach dem unvollendeten Manuskript in meiner Manteltasche und sah mich in der Welt um, in der ich mich nun befand. Ich betrachtete die braunen Sandsteinhäuser, die vom Licht der Gaslaternen beleuchtet wurden, und den nächtlichen Winterhimmel über mir. Auch das war nur eine unvollkommene Welt, aber – ich atmete tief ein, scharf und kalt spürte ich es in meinen Lungen brennen – die Luft war noch rein. Das Wasser der Flüsse war sauber und frisch wie zu Anbeginn der Welt. Und der erste der schrecklichen Kriege war noch Jahrzehnte weit entfernt. Ich erreichte die Lexington Avenue, wandte mich nach Süden – die gelben Lichter des Gramercy Park erwarteten mich am Ende der Straße – und schritt geradewegs auf die Nummer neunzehn zu.

Eine Fußote
    Ich habe versucht, die historischen Fakten exakt wiederzugeben. Pferdebahnen fuhren wirklich da, wo Si mit ihnen gefahren ist. Hochbahnstationen befanden sich dort, wo er zu- und ausgestiegen ist. Alles, was er in der Eingangshalle des alten Astor House sah, war wirklich dort. Zitate aus Zeitungen, die er anbringt, sind wortgetreu wiedergegeben. Und der Arm der Freiheitsstatue stand wirklich auf dem Madison Square, eine Vorstellung, die mir immer besonders gut gefallen hat. Gelegentlich bekamen meine Versuche, genau zu sein, etwas Zwanghaftes, wie etwa in meiner Beschreibung des Brandes und der Ereignisse, die ihm vorausgingen; ich wollte sogar in der Beschreibung der Tageszeiten oder anderer Details wie der Änderung des Wetters während des Feuers, den Namen der Mieter oder der Zimmernummern in diesem alten, kaum erinnerungswürdigen Gebäudewrack genau sein oder der Wahrheit zumindest nahe kommen. Ich bildete mir sogar ein, dass meine erdichtete Lösung der nicht aufgeklärten, unbekannten Ursache des Brandes so gut mit den bekannten Fakten übereinstimmt, dass sie zur damaligen Zeit durchaus hätte möglich sein können. Diese Art der Recherche wird leicht zu einer zeitraubenden, unsinnigen Tätigkeit, die allerdings Spaß macht.
    Ich habe jedoch meine Geschichte nicht der Genauigkeit geopfert. Wenn ich ein wunderschönes altes Dakota-Apartmenthaus im Jahr 1882 gebraucht habe und herausfand, dass es erst 1885 vollendet wurde, dann habe ich es einfach ein wenig zurückdatiert; verklagen Sie mich deswegen ruhig. Es gibt also einige bewusst in Kauf genommene Ungenauigkeiten, vielleicht sogar ein oder zwei gravierende Irrtümer; es ist nur eine Geschichte, die unterhalten will. Aber aufgrund der wertvollen Unterstützung durch Warren Brown und Lenore Redstone, die kenntnis- und einfallsreich einen großen Teil der Forschungsarbeiten durchgeführt haben, bin ich sicher, dass mir nicht allzu viele Fehler unterlaufen sind.
    Die Fotografien und Skizzen stammen natürlich nicht von Si. Viele der besten Darstellungen wurden mit unendlicher Geduld, Freundlichkeit und Sachverstand von Charlotte La Rue vom Museum of the City of New York herausgesucht. Andere wurden mir freundlicherweise von Brown Brothers zur Verfügung gestellt; von Culver Pictures, Inc.; von der Home Insurance Company; vom Museum of the City of New York und von der New-York Historical Society, New York City. Die Fotografien und Zeichnungen geben, denke ich, die Zeit sehr gut wieder, auch wenn nicht alle direkt aus den 1880ern stammen. Vor 1900 änderten sich die Dinge nicht so schnell wie heute …
    Jack Finney

IM STROM DER ZEIT
    »Historiker behaupten:
Die Jahre zwischen 1910 und 1915
waren die schönsten, die dieses Land
jemals erlebt hat …«
     
    ALLEN CHURCHILL: Remember When

Prolog
    Der Mann am Ende des großen Tisches – er trug einen gestutzten schwarzen Vollbart, der um die Mundwinkel grau meliert

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