Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
nur fünfzehn Minuten dafür, und ohne weitere Verzögerung setzten wir uns in schnellem Trab nach Centerville in Bewegung. In Cub Run wechselten wir zum zweiten Mal die Pferde, und für den Präsidenten und mich hätte es nicht schlimmer kommen können. Die neuen Pferde waren langsam und meines störrisch dazu.
Aber der Präsident war bester Laune und machte gegenüber Admiral Rixey Witze über die Straßen in Virginia und fragte sich, was die alten Veteranen denken mochten, wenn ihre Geister ihn hier mit uns Rebellen, wie er uns nannte, über Bull Run reiten sehen könnten.«
»Ist das Jack London?«, fragte das Jotta Girl und wies mit ihrem Kinn auf einen Tisch in unserer Nähe; wir blickten hinüber.
»Ich glaube ja«, sagte Archie; ich war auch seiner Meinung. Er besaß diesen Blick, dieses Gesicht der Jahrhundertwende, das man auf den Fotos des Yale-Football-Teams sieht, bevor die Spieler Helme trugen: das etwas längere Haar und Rollkragen-Strickjacken, die fast gänzlich verschwunden sind. Es war Jack London, keine Frage. »Und ich vermute, die Männer an seinem Tisch sind Richard Harding Davies und Gerald Montizambert.«
Ich sagte nichts; ich wusste zwar nicht, wer Richard Harding Davies war, aber natürlich kannte ich – wer tat es nicht? – den berüchtigten und unheimlichen Gerald Montizambert.
»Als wir Gainesville erreichten«, sagte Arch, »waren wir alle der Überzeugung, dass unser Ausflug ein Erfolg würde. Jeder hatte seine Kräfte richtig eingeschätzt und wusste genau, was er sich zumuten konnte. Als wir um halb zehn Uhr Buckland erreichten, waren wir bester Stimmung.
Wir wechselten dort wiederum die Pferde und begaben uns auf den letzten Abschnitt nach Warrenton. Wir hatten geplant, die Stadt um elf zu erreichen. Einige Zeit lang allerdings sah es hoffnungslos aus; die Straße hatte so tiefe, vereiste Rillen, dass wir uns abseits halten mussten. Jeden guten Abschnitt nutzten wir aus und galoppierten, und gerade als die Uhr elf schlug, ritten wir in die Stadt ein. Einige der Leute erkannten den Präsidenten, die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Sie wollten nicht glauben, dass wir von Washington hergeritten waren. Der Präsident hielt eine kurze Ansprache, mit dem Ergebnis, dass er für sein Mittagessen nur noch zehn Minuten Zeit hatte.
Viertel nach zwölf Uhr verließen wir Warrenton und erreichten auf unserem Rückweg Buckland erst um halb zwei Uhr. Ich hatte ein Pferd, das die ganze Zeit über bockte. Als ich einmal abstieg, um nach dem Sattelgurt des Pferdes vom Präsidenten zu schauen, brauchte ich fünfzehn Minuten, bis ich wieder aufgestiegen war. Mein Pferd bäumte sich auf und schlug aus und traf einmal sogar Dr. Gregson, den es fast außer Gefecht gesetzt hätte. Schließlich versuchte ich einen Sprung auf den Sattel und schaffte es so. Ich war ziemlich froh, als ich es in Buckland zurückgeben konnte, das kann ich Ihnen sagen.
Zwischen Buckland und Cub Run war unsere Stimmung auf dem Tiefpunkt. Admiral Rixey ritt sein eigenes prächtiges Tier und fiel in einen leichten Trab, was für ihn wunderbar, für den Präsidenten und mich aber die Hölle war, denn wir ritten die rauesten Truppenpferde, die Fort Myer wohl hatte auftreiben können. Als wir schließlich Cub Run erreichten und uns von Neuem in Bewegung setzten, schickte der Präsident Rixey nach hinten und befahl mir stattdessen, das Tempo vorzugeben. Wenn die Straßen schlecht waren, ritten wir langsam, ansonsten aber galoppierten wir auf den guten Abschnitten wie verrückt. Auf diese Weise kamen wir schneller voran als gedacht; und während der langsame Trott uns von den Anstrengungen ausruhen ließ, erwärmte das Galoppieren unser Blut und erfrischte den Geist.
Kurz vor Centerville gerieten wir in einen Blizzard, der von Norden als Schnee- und Graupelschauer über uns herfiel und uns von hier an bis Washington begleitete. Der Wind wurde zu einem Sturm, und der Eisregen schnitt uns so tief ins Gesicht, dass ich glaubte, zu bluten. Dennoch behielten wir ein schnelles Tempo bei, denn – daran war nicht zu rütteln – jede zurückgelegte Meile war eine weniger. In Fairfax bekamen wir wieder die Pferde zurück, mit denen wir losgeritten waren. Niemals zuvor in meinem Leben war ich so erleichtert wie in dem Moment, als mir der Adjutant sagte, dass Roswell und Larry in gutem Zustand und nicht lahm vom Ritt am Morgen waren. Auf anderen Pferden, glaube ich, hätten wir die Strecke nach Washington kaum heil
Weitere Kostenlose Bücher