Zentauren-Fahrt
entsetzlich viel Gefühl. Es war ganz eindeutig ein Schmierenkomödiant.
»Da ist jemand!« kreischte die Hure.
»Kann gar nicht sein«, brummte der König. »Die Wachen halten jeden auf, der hier herein will. Die wissen genau, daß ich bei der Erledigung von Staatsgeschäften nicht gestört werden will.«
»Staatsgeschäfte!« zischte Irene empört.
»Laß mich frei, laß mich frei«, stöhnte das Schwert enthusiastisch.
»Und wer ist das dann?« wollte die Hure wissen und versteckte sich unter den Federn.
»Ich bin der Geiiiiiist vom guhuhuhuhten König Ooooooomen«, antwortete das Schwert. Dor brauchte ihm wohl doch keine Anweisungen mehr zu geben.
Die Hure stieß einen halberstickten Schrei aus und verschwand vollends unter den Federn, wie Grundy erfreut und hämisch meldete. Der König packte einen Teil vom Federbett, so daß die Hure wieder teilweise zum Vorschein kam – zu ihrem großen Entsetzen.
»Das kannst du gar nicht sein!« erwiderte König Oary irritiert und versuchte festzustellen, woher die Stimme kam. Die einzelne Kerze, die im Raum flackerte, warf viele zitternde Schatten an die Wand, wie die Pflanze meldete, so daß es ein schwieriges Unterfangen war.
»Ich komme aus dem Graaaaaaaab um dich heimzusuuuuuchen!« fuhr das Schwert fort, das sich für seine Rolle zu erwärmen begann.
»Unmöglich!« Doch Grundy berichtete, daß der König nervös aussah.
»Der ist zäh!« murmelte Irene. »Eigentlich sollte er völlig verstört sein. Statt dessen macht er sich bloß Sorgen. Die einzige, die wir verschrecken, ist die Hure, und die zählt nicht. Mädchen können wirklich dämliche Geschöpfe sein!« Dann dachte sie kurz nach. »Wenn sie wollen.«
Dor nickte, er war selbst besorgt. Wenn diese List nicht klappen sollte…
»Duuhuhuhuhu hast mich umgebracht!« sagte das Schwert.
»Hab’ ich nicht!« schrie Oary. »Ich habe dich nur eingesperrt, bis ich genau weiß, was ich mit dir machen soll. Ich habe dich niemals umgebracht.«
Nun kam das Gesicht der Hure wieder zum Vorschein und verdrängte den etwas runden Körperteil, der zuvor zu sehen gewesen war. »Du hast den guten Omen eingesperrt?« fragte sie erstaunt.
»Ich mußte es tun, sonst wäre ich nie auf den Thron gekommen«, sagte der König gedankenverloren. »Ich dachte, er würde als König versagen, aber das hat er nicht, und da blieb mir nichts anderes übrig.« Während er sprach, hievte er seinen Schweinebauch aus dem Bett, warf sich die Federdecke über und machte sich daran, sich an die Stimme anzuschleichen. »Aber getötet habe ich ihn nicht. Dazu bin ich viel zu vorsichtig. Das kann man nicht mehr so leicht rückgängig machen, falls irgend etwas schiefgehen sollte. Also kann das hier auch nicht sein Gespenst sein.«
»Wessen Gespenst ist es denn dann?« wollte die Hure wissen.
»Gar keins«, erwiderte der König. »Es ist niemand da.« Er nahm das Schwert auf. »Nur dieses Schwert, das ich dem xanthischen Prinzen abgenommen habe. Ich dachte, es wäre ein magisches Schwert, ist es aber nicht. Ich hab’s ausprobiert, aber es ist nichts Besonderes daran, nur daß es eine scharfe Klinge besitzt.«
»Das stimmt überhaupt nicht!« protestierte das Schwert. »Laß ab von mir, Schuft!«
Endlich verlor der König die Nerven und schleuderte es aus dem Fenster. »Das Ding spricht ja!« rief er.
»Na ja, so kann man seine Waffe natürlich auch wiederbekommen«, murmelte Dor.
»Versuch’s mal mit meinem Samenbeutel«, schlug Irene vor. »Mit echten magischen Pflanzen kann ich eine Menge machen.«
Grundy hatte den Beutel ausgemacht, den man achtlos in eine Ecke geschleudert hatte. Oary war zweifellos höchst enttäuscht gewesen, als er feststellen mußte, daß der Beutel keinen Schatz enthielt, obwohl ihm das Gold und die Diamanten, die Dor mit sich geführt hatte, eigentlich eine Menge Freude hätten bereiten müssen. Aber Gier kannte eben keine Grenzen! »So wirst du mich nicht los!« sagte der Samenbeutel, von Dor dazu angehalten. »Mein Geist wird dich ewig heimsuchen!«
»Ich sag’ dir doch, daß ich dich nicht umgebracht habe!« widersprach Oary und hielt nach der zweiten Stimme Ausschau, die ziemlich sämig klang. »Das erfindest du einfach.«
»Na ja, ich bin ja so gut wie tot«, meinte der Samenbeutel. »Allein hier eingesperrt zu sein – entsetzlich ist das.«
»Was willst du damit sagen – allein?« fragte Oary. »Der König von Xanth ist in der Nachbarzelle und daneben die xanthische Königin mit der spitzen
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